13. März 2018
Heute vor fünf Jahren: Das Telefon klingelte in der bayerischen Regionalbahn, als ich gerade ausstieg. Draußen war es schon ziemlich dunkel. "Good Morning, Chris!" schallte es fröhlich aus dem Handy. "Have you got a minute?"
Die Kollegen vom Nachrichtenfernsehen der Australian Broadcasting Corporation waren dran. In Sydney war es bereits früh am nächsten Morgen, und die Topmeldung bei ABC News? Gleich gibt es einen neuen Papst! Könnte der Chefredakteur der Münchner Kirchenzeitung was dazu sagen, und zum scheidenden? So als Katholik und bayerischer Australier?
Auf dem Bahnhof-Parkplatz saß ich also, hinter den beschlagenen Scheiben meines Renault, das Handy zwischen Schulter und Ohr geklemmt, und musste selber auf dem Tablet recherchieren, was es noch über Kardinal Jorge Mario Bergoglio zu sagen gab, während wir über die Tatsachen sprachen, die seitdem immer wieder berichtet werden: Er ist der erste Papst aus Lateinamerika, der erste Jesuit, und steht im Ruf, ein ostentativ bescheidener, den Armen zugewandter Bischof zu sein.
Seitdem hat sich einiges geändert. Mit der Gründung der deutschen Ausgabe der Catholic News Agency darf ich diese Änderungen - nicht immer sind es Entfaltungen oder Vertiefungen der Offenbarung - aus nächster Nähe täglich begleiten und einordnen, und schon rein journalistisch gesprochen ist dieses Pontifikat ein "reiches Feld".
Aber wem sage ich das? Die ganze Welt hat ja Papst Franziskus kennengelernt, oder zumindest einen - nicht selten, bei näherem Hinsehen, höchst ambivalenten - Eindruck von dem Mann vermittelt bekommen, der seit dem 13. März 2013 als Bischof von Rom wirkt, und Oberhaupt einer Kirche, mit der er nicht immer auf gutem Fuß zu stehen scheint.
Auch wenn Franziskus in einzelnen Reden seine Mitarbeiter daran erinnert und dahin oft zurückführt, wohin sie – wohin wir alle – gehören nämlich in die Nachfolge von Jesus Christus. Seine - in letzter Zeit wachsende - Schar der Kritiker sieht dies in seinen eigenen Personalentscheidungen und theologisch orientierten Beiträgen nicht immer reflektiert. Vor allem, was den Umgang mit Missbrauchstätern und Vertuschern betrifft.
Für eine echte Einordnung seiner Entscheidungen und der gesetzten Akzente, vor allem auch der – manchmal wahrlich heillosen, nicht immer von Franziskus verursachten – Wirbel, vor allem aber der ungleich wichtigeren Weichenstellungen, die der Papst seit heute genau fünf Jahren vornimmt und weiter vornehmen wird (er hat dabei die Geschichte von Kirche und Welt sehr wohl im Blick): Dafür ist es noch viel zu früh. Darüber zu berichten, und auch darauf hinzuweisen, was zu Uneinigkeit, Verwirrung und Spaltungen führt: Das gehört zum Handwerk dazu.
Als einfacher Katholik jedoch werde ich für meinen Teil heute eine Flasche Shiraz aufmachen – zugegeben australischen, nicht argentinischen – und mit meiner Frau auf das Amt des Vicarius Christi anstossen. In der Familie werden wir die heiligen Päpste hochleben lassen, und beim Abendessen mit den Kindern darüber reden, was sich jeder Katholik – und so mancher Noch-Nicht-Katholik – besonders heute vor Augen halten muss: Franziskus ist derzeit der Vicarius Christi, der 265. Nachfolger des heiligen Petrus.Er ist weder die Kirche noch das Lehramt.
Wofür das Amt des Papstes steht, dafür sind wir dankbar und froh. Meine Kinder werden, so Gott will, noch den einen oder anderen Nachfolger erleben. Franziskus indessen hat uns, heute vor fünf Jahren, auf dem Balkon der Loggia stehend gesagt: "Vergesst nicht, für mich zu beten". Das müssen wir, auch und gerade heute:
Oremus pro pontifice nostro Francisco
Dominus conservet eum,
et vivificet eum,
et beatum faciat eum in terra,
et non tradat eum
in animam inimicorum eius.
(Anian Christoph Wimmer ist Chefredakteur von CNA Deutsch)
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