10. August 2024
Am 7. November 1979 legt Johannes Paul II. in der Katechese dar (L’Osservatore Romano 79/46), dass das „Problem der ursprünglichen Einsamkeit“ des Menschen im ersten Kapitel des Buches Genesis unbekannt sei, denn der Mensch sei „von Anfang an ‚Mann und Frau‘“. Leiblichkeit und Geschlechtlichkeit seien dabei nicht völlig identisch.
Der Papst führt aus: „Auch wenn der menschliche Leib in seiner normalen Beschaffenheit die Geschlechtsmerkmale an sich trägt und seiner Natur nach männlich oder weiblich ist, so gehört doch die Tatsache, dass der Mensch ‚Leib‘ ist, tiefergehend zur Struktur des Subjekts als Person denn die Tatsache, dass er in seiner leiblichen Beschaffenheit auch männlich oder weiblich ist. Deshalb geht der Sinn der ursprünglichen Einsamkeit, die schlechthin auf den ‚Menschen‘ bezogen werden kann, seinem Wesen nach dem Sinn der ursprünglichen Einheit voraus, letztere gründet sich ja auf die Tatsache des Mannseins und des Frauseins, also gleichsam auf zwei verschiedene Verleiblichungen, das heißt auf zwei Weisen des ‚leiblichen Seins‘ ein und desselben ‚nach dem Abbild Gottes‘ geschaffenen menschlichen Wesens (Gen 1,27).“
Im zweiten Kapitel wird dann die Einsamkeit des Menschen bestätigt und Gott bildet in einem „neuen Schöpfungsakt“ aus der Rippe des schlafenden Menschen die Frau. Die „Ausschließlichkeit des göttlichen Wirkens“ bleibt gewahrt: „Gott bedient sich seiner ‚Rippe‘ nur deshalb, um die gemeinsame Natur von Mann und Frau hervorzuheben.“ Weiter heißt es dann: „So bricht der Kreis der einsamen menschlichen Person auf, weil der erste Mensch aus seinem Schlaf als Mann und Frau erwacht.“
Eine „volle Wesensgleichheit“ von Mann und Frau besteht, die sich auf die „Struktur ihres Leibes“ bezieht: „Die Frau gehört zur selben Gattung Mensch, indem sie sich von den übrigen vorher geschaffenen Lebewesen unterscheidet.“ Die Frau hat zwar andere körperliche Merkmale, aber sie besitzt dieselbe Persönlichkeit wie der Mann: „So wird also die Frau gewissermaßen mit der gleichen menschlichen Natur geschaffen. Die Gleichheit des Leibes ist trotz der durch den Geschlechtsunterschied bedingten Verschiedenartigkeit so offensichtlich, dass der Mann, der aus dem schöpferischen Schlaf erwacht, diese sogleich zum Ausdruck bringt, indem er sagt: ‚Das endlich ist Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch! Frau soll sie heißen, denn vom Mann ist sie genommen‘ (Gen 2,23). So bekundet der Mann zum ersten Mal überschwängliche Freude, zu der er bisher keinen Grund hatte, weil ihm ein ihm gleiches Wesen fehlte. Die Freude über das andere menschliche Wesen, das zweite ‚Ich‘, beherrscht die Worte, die der Mann beim Anblick der Frau ausspricht. Alles das hilft, die volle Bedeutung der grundlegenden Einheit zu verstehen. Es sind nur wenige Worte, aber jedes hat großes Gewicht.“
Diese Freude gilt es hervorzuheben. Es ist die Freude, die wieder auflebt in der Begegnung von Mann und Frau, wenn zwei gegengeschlechtliche Menschen einander kennenlernen, Sympathie verspüren und Zuneigung füreinander empfinden, die sie sich selbst im ersten Moment doch nicht ganz zu erklären wissen. Der Mann jubelt inwendig und freut sich sehr, denn er ist nicht mehr allein, und die Frau – so stellen wir uns vor – strahlt, erfüllt von Freude.
Diese „grundlegende Einheit“ bekräftigt und bestätigt Johannes Paul II., sie kehrt wieder in der Lehre der Kirche und ebenso im Sakrament der Ehe, das einander selbstverständlich nur Mann und Frau spenden können. Der „Sinn der grundlegenden Einheit von Mann und Frau“ liegt in der „menschlichen Natur“ begründet – und die Dimensionen dieses Sinnes erspüren Mann und Frau, die einander liebend begegnen dürfen und füreinander empfinden, wofür es ihnen an den weltlich richtigen Worten fehlen mag. Doch sie sehen sich, treten aufeinander zu, wesenhaft einander zugehörig.
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