Über Hartherzigkeit ist in der Katechese vom 6. August 1980 die Rede (veröffentlicht in L’Osservatore Romano 80/32–33), über jene Hartherzigkeit, die den Ausgangspunkt dafür bildet, dass Mose die Scheidung gestattet habe. Hebräisch verweise dieser Begriff auf die „Unbeschnittenheit des Herzens“, die den „trotzigen Widerstand gegen Gott“ ausdrücke: „Die ‚Herzenshärte‘ ist also in diesem philologischen Kontext zu verstehen. Sie bezeichnet das, was nach der Ethik des alttestamentlichen Volkes die Situation begründet hatte, die dem ursprünglichen Plan Gott-Jahwes nach Gen 2,24 widerspricht. Und hier ist der Schlüssel zur Erklärung der israelischen Ehegesetzgebung zu suchen und, in weiterem Sinn, der ganzen Beziehung von Mann und Frau. Wenn Christus von Hartherzigkeit spricht, klagt er sozusagen den ganzen ‚inneren Menschen‘ an, der verantwortlich für die Verfälschung des Gesetzes ist. In der Bergpredigt (Mt 5,27–28) spricht er auch vom Herzen, aber hier scheinen seine Worte nicht nur Anklage zu sein.“

Die Ethik des Evangeliums, wie sie in der Bergpredigt entfaltet werde, sei tief verbunden mit dem „Geheimnis der Schöpfung in seiner anfänglichen Schlichtheit und Fülle“: „Gleichzeitig ist die Ethik, die Christus in der Bergpredigt verkündet, realistisch auf den ‚geschichtlichen Menschen‘ ausgerichtet, der zum ‚Menschen der Begehrlichkeit‘ geworden ist. In der Tat ist die dreifache Begehrlichkeit Erbe der ganzen Menschheit, und das menschliche Herz nimmt wirklich daran teil.“ Die Bergpredigt zählt Johannes Paul II. „zur inneren Erfahrung des Menschen aller Längen- und Breitengrade, aller Epochen“. Er erklärt: „Der Mensch unserer Zeit fühlt sich von dieser Aussage Christi nicht weniger angesprochen als der Mensch von ‚damals‘, den der Meister direkt ansprach.“

An der Bergpredigt zeige sich die „Universalität des Evangeliums“. Christus wende sich an das menschliche Herz: „Mit der Kategorie des Herzens, das den einzelnen noch mehr zum Individuum macht als der Name, wird der Mensch in dem getroffen, was ihn einmalig und unwiederholbar macht, was seine Menschlichkeit ‚von innen her‘ bestimmt.“

Aus dem Herzen kämen die bösen Gedanken: „Die Geschichte des menschlichen Herzens nach der Ursünde ist unter dem Druck der dreifachen Begehrlichkeit geschrieben, aber auch das tiefste Bild der Ethik in ihren verschiedenen geschichtlichen Dokumenten ist danach gekennzeichnet. Trotzdem ist dieses Innerste auch die Kraft, die über das äußere Verhalten des Menschen entscheidet, auch über die Form der vielfältigen Strukturen und Institutionen des gesellschaftlichen Lebens. Wenn wir von diesen Strukturen und Institutionen die Inhalte der Ethik in ihren verschiedenen geschichtlichen Formulierungen ableiten, begegnen wir immer diesem innersten Aspekt, eben dem inneren Bild des Menschen.“

Die Bergpredigt zeige das unmissverständlich und sei darum relevant für jede menschliche Ethik. Johannes Paul II. formuliert programmatisch und betont damit auch die zeitlose Gültigkeit der „Theologie des Leibes“: „Wir werden nicht nur die Menschen ins Auge fassen, die damals mit ihren eigenen Ohren die Bergpredigt hörten, sondern soweit möglich auch die Zeitgenossen, die Menschen unserer Zeit.“ Wer wollte bestreiten, dass die Menschen unserer Zeit es nötig hätten, die Ethik des Evangeliums mit dem Herzen zu vernehmen, zu studieren und zu befolgen?

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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