12. Juli 2025
Am 8. April 1981 schließt Johannes Paul II. den Teil der Katechesen zur „Theologie des Leibes“, die auf die Reinheit des Herzens konzentriert sind (veröffentlicht in L’Osservatore Romano 81/16-17). Er erinnert daran, dass die Worte Christi aus der Bergpredigt überzeitlichen Charakter besitzen.
Der Herr appelliere „an das menschliche Herz, wo die innerste und in gewisser Hinsicht eigentliche Geschichte geschrieben wird“: „Es ist die Geschichte von Gut und Böse (deren Anfang im Buch Genesis mit dem geheimnisvollen Baum der Erkenntnis von Gut und Böse in Zusammenhang gebracht wird); dann ist es die Heilsgeschichte, deren Formulierung das Evangelium und deren Kraft der Heilige Geist ist, der denen geschenkt wird, die das Evangelium wirklich im Herzen annehmen.“
Die „Theologie des Leibes“ sei eine Pädagogik – man könnte auch sagen: eine Erziehungskunst –, welche die Aufgaben und Anforderungen sichtbar macht und Wege aufzeigt, dass die Verwirklichung dessen möglich ist, wozu der Mensch von Gott berufen ist: „Indem der Schöpfer dem Menschen die den Aufgaben entsprechenden Anforderungen zeigt, eröffnet er dem Menschen, dem Mann und der Frau, zugleich die Wege, die ihre Übernahme und Durchführung gewährleisten.“
Deutlich korrigiert damit die biblisch fundierte „Theologie des Leibes“ nicht nur die Selbstoptimierungsfantasien dieser Zeit, sondern auch die Identitätsdiskurse, in denen fluide Gefühle des Ich über den eigenen Körper mit dem Selbstbestimmungsrecht oder die Manipulation der biologischen Vorgaben des Geschlechts, die in der Welt von heute als Ausdruck von Freiheit verstanden werden, in Verbindung gebracht werden. Johannes Paul II. verweist darauf, dass es in der Medizin große Fortschritte gebe, aber dass es nicht genüge, die „Funktionen des Leibes als Organismus“ zu kennen.
Der Papst erläutert: „Die gesamte Entwicklung der modernen Wissenschaft vom Leib als Organismus hat vielmehr den Charakter rein biologischen Wissens, weil sie sich darauf gründet, das Leibliche im Menschen von dem, was geistig ist, zu trennen. Wenn man eine derart einseitige Kenntnis von den organischen Funktionen des Leibes benutzt, gelangt man unschwer dahin, den Leib mehr oder weniger systematisch als Objekt für Manipulationen zu behandeln; in diesem Fall hört der Mensch sozusagen auf, sich subjektiv mit seinem Leib zu identifizieren, weil dieser der Bedeutung und Würde beraubt ist, die vom tatsächlichen Personsein dieses Leibes herrühren. Wir befinden uns hier an der Grenze von Problemen, die häufig nach grundlegenden Lösungen verlangen, die aber ohne eine ganzheitliche Sicht des Menschen unmöglich sind.“
Doch der Mensch ist Person, und der geistig reife Mensch entdeckt die „Bedeutung des Leibes für die eheliche Verbindung der beiden Geschlechter“. Christus habe die „Aufwertung der Würde der Ehe und der Familie“ gewollt. Damit bestehe eine grundlegende Einstimmigkeit mit der Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanums und der Enzyklika Humanae vitae: „Christus sprach zu den Menschen aller Zeiten und Orte; die Lehräußerungen der Kirche wollen die Worte Christi aktualisieren und müssen deshalb gemäß jener Theologie und jener Pädagogik verstanden werden, die in den Worten Christi Ursprung und Stütze finden. Es ist kaum möglich, hier eine umfassende Analyse der genannten Verlautbarungen des höchsten kirchlichen Lehramtes durchzuführen.“
Eindringlich erinnert Johannes Paul II. an den Auftrag des Konzils, das Sakrament der Ehe zu schützen und zu verteidigen, und an Paul VI., der die Entfaltung der ganzheitlichen Persönlichkeit forderte und den virulenten Egoismus, der nur auf Triebbefriedigung aus sei, als „Feind der wahren Liebe“ bezeichnet habe. Die „Theologie des Leibes“ ist auf die sittliche Ordnung ausgerichtet, die der Würde der Person entspricht: „Insofern wir die Theologie als Methode der Erziehung des Leibes verstehen, bereitet sie uns auch auf die weiteren Betrachtungen über den sakramentalen Charakter des Lebens des Menschen und besonders des Ehelebens vor.“
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