Der folgende Beitrag ist der zweite von drei Teilen über St. Paul zu Reilhac in der nördlichen Dordogne in Frankreich. Der letzte Beitrag wird am kommenden Sonntag veröffentlicht. Den ersten Teil können Sie HIER lesen.

Und sie haben es gewollt. Ein Graf Solms und ein Graf de la Rochefoucault konnten sich nicht damit abfinden, dass die Kirche dem Verfall preisgegeben werden sollte. Sie wollten versuchen, das kirchliche Leben an diesem so traditionsreichen Ort wiederzubeleben und Gott wieder in diese uralten Gemäuer einziehen zu lassen, ihm den Platz einzuräumen, der ihm gebührt. Die Tochter des Grafen Solms, Roselyne de Vergnette, die im Chateau von Reilhac aufgewachsen ist, ergriff die Initiative, führte den Förderverein und sammelte unermüdlich Geld, um die Renovierung finanzieren zu können. Am 26. Juli 2025 war es dann soweit. Der Bischof von Périgeux, Monsignore Philippe Mousset, feierte zusammen mit den Mitgliedern des Fördervereins, dem Vertreter der Eigentümerin, der politischen Gemeinde Reilhac, sowie der örtlichen Bevölkerung die feierliche Messe – nicht nur zum Abschluss der umfangreichen Renovierungsarbeiten, sondern auch als Neubeginn des religiösen Lebens in dem kleinen Ort Reilhac.

Es dürfte das erste Mal seit den Kreuzzügen gewesen sein, dass wieder ein Bischof in dieser sehr weit von Périgeux liegende Kirche eine Messe gefeiert hat. Damals wollten die Ritter das Heilige Land für das Christentum zurückerobern, heute soll die Missionierung im eigenen Land erfolgen. Tempora mutant et nos in tempora mutantur – die Zeiten ändern sich und doch: Der uns von Jesus Christus aufgegebene Missionsauftrag besteht immerfort. Uns ist die Pflicht übertragen worden, das Wort Gottes in alle Welt zu tragen und, sollte es nötig sein, auch in die eigene Nähe.

Es war eine feierliche Messe. Der Chor sang die lateinischen Gebete. Die gregorianische Musik erfüllte den hohen Kirchenraum, was so ganz anders klang als die wenig kunstvollen Lieder, die wir inzwischen Sonntag für Sonntag in den verschiedenen romanischen Kirchen im südlichen Limousin gewohnt sind. Der Bischof mit Mitra und einem sehr frugalen Bischofsstab aus Holz zog zusammen mit fünf weiteren Priestern und Diakonen in die Kirche ein. Im erhöhten Chor drängten sich die Priester und die Sänger, die stellvertretend für die Gemeinde die lateinischen Gebete singend beteten. Anima Christi, sacrifica me, Corpus Christi, salva me. Als diese Worte des Offertoriums das Kirchenschiff erfüllten und der Chor sowie der Bischof immer wieder die lateinischen Gebete vortrugen, konnten wir das Gemeinsame in dieser Messe überschreiten und uns auch durch die Sprache als Teil der weltweiten Gemeinde der Christen fühlen. Wir waren eingeschlossen in der Grenzenlosigkeit des Katholizismus – eingeschlossen auch mit den Templern und Maltesern, die vor vielen Jahrhunderten die gleichen Gebete sprachen, um sich in der Gemeinschaft aller Christen aufgehoben zu wissen. Die Geschichte und die Gegenwart schienen sich im Lobpreis Gottes zu verschmelzen – wir waren eins, eine Gemeinschaft, eine Einheit, die keine zeitlichen und sprachlichen Grenzen kannte, die vielmehr in der immerwährenden Verehrung und Anbetung Gottes versammelt war.

In der Predigt ging Bischof Mousset auf die Schwierigkeiten ein, die sich auftun, wenn der Mensch sich etwas von Gott erhofft, aber das Wunder nicht eintrifft. „Wie viele Leute haben ihre Arme sinken lassen, nachdem sie lange gebetet haben, um von Gott etwas zu bekommen. Weil sie nicht erhört worden sind. Und haben sich von Gott abgewandt.“ Gott habe uns niemals versprochen, uns vom Leid zu befreien, schließlich stehen wir, seitdem Eva den Apfel vom Baum der Erkenntnis probiert hat, unter der Bürde der Erbsünde. Sie ist ja wie eine Bestrafung für die frevelhafte Ausnutzung der von Gott geschenkten Freiheit. Deshalb verwies Bischof Mousset auf die Kraft des Gebetes, auf diesen ständigen Versuch, mit Gott ins Gespräch zu kommen, mit ihm Zwiesprache zu halten – um mit ihm eine Gottesfreundschaft eingehen zu können. „Das Gebet ist ein Akt des Vertrauens. Das Gebet an den Herrn bereitet unser Herz vor, das Königreich des Herrn zu suchen.“ Und in diese Suche bezog er auch die Bemühungen ein, dem Herrn eine Wohnung zu bereiten, eine neue Wohnung in einer uralten Kirche – eine frisch renovierte Heimstatt, befreit vom Staub und Schmutz der Zeit, vom Vergessen. Aus den Worten des Bischofs klang die Dankbarkeit eines Gottesmannes für das Engagement so mancher Gläubiger, die nicht bereit sind, die Kirche immer mehr in die Vergangenheit sinken zu lassen, die vielmehr auch durch die sichtbaren Zeichen der Erneuerung von Kirchengebäuden die Gegenwart der Kirche der Welt zeigen zu können, ja, dass die Kirche lebt. Um den Gläubigen in Reilhac seine Dankbarkeit zu zeigen, hat er die Mühsal auf sich genommen, eine Anfahrt von anderthalb Stunden auf sich zu nehmen, um den Gläubigen nahe zu sein, nicht um sich wie ein deutscher Bischof auf dem Rücksitz des Dienstwagens auf die Messe vorbereiten zu können, sondern selbst als Fahrer. Allein in dieser Geste zeigte sich der Unterschied, der gravierend ist. Die Kirche in Frankreich lebt von Spenden, diejenige in Deutschland von zwangsweise erhobenen Steuern.

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