Sommerzeit ist Urlaubszeit - nicht so für Papst Franziskus. Zu Beginn des Sommers schrieb er angesichts der "zunehmenden Erosion und des Verfalls des Glaubens" einen sorgenvollen Brief an "das pilgernde Volk Gottes in Deutschland". Nur wenig später griff der Papst erneut zur Feder. Am Fest des heiligen Pfarrers von Ars, dem 4. August, erreichte sein Brief die Mitbrüder im Priesteramt.

Den Heiligen Vater treibt die Sorge an, "dass in nicht wenigen Regionen unsere Priester ins Lächerliche gezogen und 'beschuldigt' werden für Vergehen, die sie nicht begangen haben". Genauso unmissverständlich benennt er auch den "stillen Schrei unserer Brüder und Schwestern, die Opfer von Macht,- Gewissens oder sexuellen Missbrauch durch geweihte Amtsträger wurden", und ruft zu Umkehr, Transparenz und Solidarität mit den Opfern auf. Deshalb dankt er vor allem den Priestern, die dem Willen Gottes treu sind, und ermutigt sie, mit Freude ihren Dienst zu tun:

"Danke, dass ihr täglich die Eucharistie feiert und die Herde mit Barmherzigkeit im Sakrament der Versöhnung weidet, ohne Rigorismus und Laxismus."

Dabei kommt mir unweigerlich die Frage in den Sinn: Wie sieht das bei uns in Deutschland aus? Feiern unsere Priester täglich die Heilige Messe? Und was ist mit dem vernachlässigten, ja nahezu "vergessenen Sakrament" der Beichte? Statistiken sprechen sogar von einer erschütternd geringen Beichtpraxis hauptamtlicher Seelsorger.

Bereits in seinem Brief an die Gläubigen in Deutschland (CNA Deutsch berichtete) nannte der Papst Gebet, Buße und Anbetung als die wahren Heilmittel und warnte vor dem Irrglauben, die Probleme allein durch Strukturreformen lösen zu wollen. Auch die Synodalität müsse immer von der Gnade der Umkehr begleitet sein, so Franziskus.

 

Christus selbst hat diese Reformpotentiale eingesetzt, doch scheinen sie mir trotz der mehr als eindringlichen Mahnung des Papstes im synodalen Prozess keine Rolle zu spielen. Foren zur "Wiederbelebung" dieser zur DNA der Kirche gehörenden Heilsquellen: Fehlanzeige! Warum eigentlich?

Ich stelle immer wieder fest, dass man dort, wo sich Jugendliche zur Anbetung treffen, wo sie – wie etwa bei Nightfever- das Sakrament der Versöhnung feiern und andere dazu einladen, keine Forderungen nach viri probati, Frauenpiestertum oder Änderung der Sexualmoral hört.

Bei unserer Arbeit als katholische Fernsehleute spüren wir, dass die Kirche – auch für Jugendliche –besonders dort anziehend und ausstrahlend ist, wo sie Christus nah ist, wo Eucharistie, Anbetung und Lobpreis im Zentrum stehen und das Sakrament der Versöhnung und Umkehr seine frei und froh machende Wirkung entfaltet. Live-Übertragungen von Weltjugendtagen, entsprechenden Jugendfestivals erfreuen sich einer ebenso hohen Beliebtheit bei den Zuschauern von EWTN.TV wie Sendungen, die zu diesen sakramentalen Kraftquellen hinführen. Wie groß der Hunger der Menschen nach Christus ist, merken wir vor allem dann, wenn die Übertragung einer Heiligen Messe aus irgendeinem Grund ausfällt und die Telefonleitung nicht aufhört zu glühen.

Jedoch: Werden diese Menschen – jung wie alt – im synodalen Prozess berücksichtigt? Vom Zentralkomittee der deutschen Katholiken (ZdK) und dessen Positionen fühlen sie sich jedenfalls nicht vertreten.

Oder ist der synodale Prozess am Ende einer "katholischen Elite" vorbehalten, die verbandlich gut organisiert ist? In seinem Brief an die Priester warnt Franziskus jedenfalls Geistliche davor, sich "in geschlossene und elitäre Gruppen" zurückzuziehen: "Das erstickt oder vergiftet am Ende den Geist."

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