24. Februar 2020
Bunte Nachrichten vom grauen Domhof in Hildesheim gab es dieser Tage, mitten in der fröhlichen Faschingszeit. Bischof Dr. Heiner Wilmer stellte sich einer Gruppe von 300 Frauen und Männern der Gruppe "Maria 2.0", die mit farbenfrohen Bannern durch die Straßen von Hildesheim gezogen sind und dort ihre seit einiger Zeit im Internet kursierenden und in Verbänden diskutierten Forderungen für Veränderungen in der Kirche präsentierten. Gut, dass der Bischof sich nicht versteckt.
Was mich betrifft: Ich bin ein treuer Sohn der Kirche des Herrn und ein Kind der Diözese Hildesheim, so dass auch ich vor dem Ereignis und danach Resonanzen vernommen habe. Dazu gehören dann Nachfragen, Staunen und Verwunderung. Hat Papst Franziskus nicht in "Querida Amazonia" viele der in Deutschland auf dem "Synodalen Weg" diskutierten Fragen eindeutig beantwortet? So äußerte sich zumindest der Münsteraner Dogmatiker Michael Seewald gegenüber dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Von Worten des Papstes lassen sich viele Katholiken in Deutschland nicht beeindrucken. Meine Erinnerungen gehen zurück bis zu Paul VI. – und das war damals nicht viel anders als heute. Nur die Medienlandschaft hat sich verändert. Vielleicht reagieren wir in einigen Dingen auch hypersensibel.
Was ich selbst denke, ist klar: Wo der Papst ist, ist die Kirche. Genauso ist mein Bischof einfach mein Bischof. Das ist auch eine Frage von Treue und Loyalität. Dazu muss ich hier wie dort nicht in allem übereinstimmen, aber ich weiß doch – wie jeder Katholik –, dass wir die Hierarchie in der Kirche achten und respektieren müssen. Bischof Dr. Wilmer empfing also am 23. Februar den "Reisesegen" und eine Reihe von Christen aus seiner Diözese. Viele katholische Verbände hatten sich der Aktion angeschlossen. Es ist richtig und wichtig, dass der Hildesheimer Bischof aufmerksam zuhört. Vollkommene Zustimmung verdient der zitierte Satz: "Die Kirche muss sich verändern. Für mich persönlich wäre ein »nur weiter so« Verrat am Evangelium." Gerade vor Beginn der österlichen Bußzeit wäre ein Bekenntnis zu einem "Weiter so!" wirklich dem Evangelium zuwider: "Bekehrt euch – und glaubt an das Evangelium!" Dieser Aufruf gilt allen, niemand ist davon ausgenommen. Damit ermutigt der Bischof doch zur Umkehr, zur Änderung der Herzensgesinnung. Das ist ganz wichtig, und das gilt sicher auch für Gruppen wie "Maria 2.0". Er hat das Engagement von "Maria 2.0" gelobt, aber auch andere Gruppierungen genannt. Welche, darüber erfahren wir leider nichts. Aber ich bin guter Hoffnung. So wie ich den Hildesheimer Bischof einschätze, wird er dieselbe Aufmerksamkeit allen Gruppen und allen Gläubigen schenken, die sich um die Kirche sorgen und Sorge tragen für den Glauben in der Welt von heute. Die Kirche lebt von geistlichen Gemeinschaften. Sie wächst oft im Verborgenen. Auch die Diözese Hildesheim ist reich an solchen Gruppen, an einfach gläubigen Katholiken, die treu zur Lehre der Kirche stehen und sich vor Veränderungen nicht fürchten. Gemeint ist damit natürlich in erster Linie die Bekehrung zu Christus und Seiner Kirche. Strukturveränderungen mag es auch geben. Wer Angst vor der Umkehr hat, der kann eigentlich das Sakrament der Buße und Eucharistie nicht mehr würdig empfangen. Von Christus wollen wir uns erneuern lassen. Der Weg heißt: Fastenzeit, Exerzitien, Bekehrung und Veränderung. Trotzdem erleben wir – und oft in den Gemeinden vor Ort – auch Spaltungen in diesen Tagen. Der "Synodale Weg" ist noch kein Weg der Versöhnung. Entzweiungen und Polarisierungen werden sichtbar. Das reicht oft bis in die Pfarreien und katholischen Verbände hinein. Phänomene des Zwists werden wahrgenommen. Treue Priester stehen unter Druck. Das alles tut weh. Wie können wir das ändern? Indem wir die Kirche erneuern!
Die heilige Mutter Teresa wurde einmal von einem Journalisten gefragt: "Was muss sich als Erstes in der Kirche verändern?" Ihre Antwort lautet: "Sie und ich!" Es ist gut, wenn Bischof Dr. Wilmer auf dem Domhof zu dieser Veränderung ermutigt hat. Er sagte weiterhin volkstümlich: "Wir werden weiter vorangehen, munter bleiben und uns nicht unterkriegen lassen." Ich möchte das so verstehen: Wir gehen dem Herrn entgegen. Nichts kann uns scheiden von der Liebe Christi. Wovor sollten wir uns also fürchten?
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