29. Februar 2020
Im Jahr 2009 verbrachte ich geruhsame Tage in Rom, mitten in der österlichen Bußzeit. Mein Apartment lag in der Nähe von Santa Maria Maggiore. Die Frühlingssonne schien beständig. Vertraute Nonnen in bekannten Kirchen wachten, zuweilen gütig, zuweilen streng, über die Zugänge zu Sehenswürdigkeiten. Benedikt XVI. hielt die Mittwochskatechesen. Abends leuchtete im Apostolischen Palast noch das Licht in der päpstlichen Wohnung. Das weite Rund des Petersplatzes war beim Angelus-Gebet stets gut gefüllt. Die Gläubigen aus aller Welt freuten sich über die Ansprachen des Heiligen Vaters, jubelten ihm zu. In Deutschland gab es damals theologische Widerworte und regionalen Unmut. Manchmal sind streitbare Katholiken die wortmächtigsten Protestanten. In Rom war nichts davon zu spüren. Ich erinnere mich heute auch nicht mehr, worüber sich damals einige hierzulande empörten. Ein schlechtes Gedächtnis kann ein Segen sein. Vielleicht war die Aufregung seinerzeit auch gar nicht so wichtig. Rom verliert nichts von seiner Pracht und Herrlichkeit, wenn die Filialen in Deutschland vor Empörung beben.
Im Herzen der Ewigen Stadt liegt auch die beliebte, belebte Piazza del Popolo. Von dort aus führen verlockende Wege nach droben in die stillen Gärten am Monte Pincio, der nicht zu den berühmten sieben römischen Hügeln gehört. Dort ist auch der Bioparco di Roma gelegen. Wer Museen besichtigen möchte, wird fast überall fündig. Verweilen dürfen wir vor den Kunstwerken großer Meister genauso wie vor dem Gehege der gleichmütigen Elefantendame namens Sofia, geboren in Florenz, seit fast 50 Jahren zu Hause in Rom. Auch im Zoo bieten sich Gelegenheiten zu stiller Betrachtung und Ruhe.
Die römischen Kirchen laden zu Besinnung, Andacht und Anbetung ein. Ob die Zeiten heute unruhiger geworden sind? Wer weiß das schon so genau. Nach Rom reisten Dichter und Denker, sogar Martin Luther. Die Stadt ist verführerisch, noch immer. Vor Schönheit muss sich niemand fürchten, nicht einmal in der Fastenzeit. Manch einer erliegt sogar der einzigen Verlockung, die keine Versuchung ist – und bekehrt sich zum christlichen Glauben, zur römisch-katholischen Kirche.
Vielleicht denken Sie in diesen Tagen und Wochen über Wege der Besinnung oder Exerzitien nach. Manche nutzen diese Zeit für einen Aufenthalt im Kloster. Einige meditieren die Regel des heiligen Benedikt. Ich bin 2009 sehr gern durch die Gärten von Rom geschlendert, ohne festes Programm, fast ohne Termine. In den Morgenstunden verweilte ich oft auf dem Forum Romanum, eher gleichgültig gegenüber den bedeutenden Monumenten der römischen Geschichte, aber freundlich zu den dort umherstreifenden Katzen. Am späten Vormittag nahten dann Reisegruppen. Lehrer mit ihren Schulklassen besuchten die antiken Stätten. Manche mussten Referate halten. Wahrscheinlich hatten sie sogar Zuhörer. Auf dem Petersplatz segnete Papa Benedetto die Gläubigen. Wer dort zugegen war, der freute sich einfach von Herzen. Experten aus Deutschland sprachen damals übrigens noch von Papst-Verehrung und Papst-Kult. Aber geredet wurde zu allen Zeiten schon immer eher zu viel als zu wenig. Die Gläubigen freuten sich, den Papst zu sehen. Manchmal genügt das. Wer weiß, ob aus solchen Begegnungen nicht zuweilen doch mehr erwächst als aus bedeutungsvoll klingenden Kommentaren und schwerblütiger Lektüre? Viele Reisende und Pilger verharrten in den Grotten von St. Peter vor dem Grab seines verehrten Vorgängers. In der Basilika hörte ich gelegentlich zu Beginn der Vesper "Atténde Dómine …".
Ja, Rom leuchtete. Es gibt viele geistliche Wege durch die österliche Bußzeit. Wissen Sie, welches Ihr Weg ist? An Anregungen fehlt es nicht. Auf dem Petersplatz machte ich damals die oben sichtbare Aufnahme. Für ein Meditationsbild genügt dieser etwas verbeulte Wegweiser vor dem Petersdom nicht, aber als Anregung und Ermunterung schon. Unsere Pilgerfahrt geht, aufs Ganze gesehen, himmelwärts. In der Fastenzeit ist es, scheint mir, ebenso wichtig nach innen wie nach Oben zu schauen.
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