Der Papst in Jasna Góra: "Maria, eine fürsorgliche und konkrete Mutter"

Papst Franziskus feiert die Heilige Messe am Schrein von Tschenstochau am 28. Juli 2016.
Papst Franziskus feiert die Heilige Messe am Schrein von Tschenstochau am 28. Juli 2016.
L'Osservatore Romano
Franziskus grüßt Pilger beim WJT am 28. Juli 2016.
Franziskus grüßt Pilger beim WJT am 28. Juli 2016.
CNA/CJ Mast
Papst Franziskus betet in Tschenstochau am 28. Juli 2016
Papst Franziskus betet in Tschenstochau am 28. Juli 2016
L'Osservatore Romano

Der erste volle Besuchtstag von Papst Franziskus in Polen begann unter dem Zeichen Marias: Der Pontifex begab sich zum Kloster von Jasna Góra, um das Bild der Schwarzen Madonna zu verehren. Daraufhin folgte die Feier der Heiligen Messe zum Jahrestag der Taufe Polens auf dem Areal des Heiligtums.

Bevor der Papst Tschenstochau, polnisch Częstochowa, erreichte besuchte er im Krankenhaus von Krakau den alten Kardinal Franciszek Macharski, den unmittelbaren Vorgänger des Kardinalerzbischofs Karol Wojtyla. Der Papst stattete auch dem Konvent der Schwestern von der Heimsuchung Mariens einen kurzen Besuch ab.

Im Heiligtum von Jasna Góra – wo er der Schwarzen Madonna eine silberne Rose übergeben hat – erinnert Papst Franziskus daran, wie die Fülle der Zeiten mit dem Kommen Gottes, "geboren von einer Frau" eröffnet wurde. "Kein triumphaler Einzug, keine großartige Offenbarung des Allmächtigen: Er zeigt sich nicht wie eine blendende Sonne, sondern tritt auf bescheidenste Weise in die Welt ein, als ein Kind von der Mutter her, So kommt heute wie damals im Gegensatz zu dem, was wir erwarten würden und vielleicht möchten, das Reich Gottes ´nicht so, dass man es an äußeren Zeichen erkennen könnte´, sondern es kommt im Kleinen, in Demut.

Und er fügt hinzu: "Die Offenbarung Gottes geschieht immer im Kleinen". Der Papst führt Kana als Beispiel an. Hier "geschieht in einem kleinen Dorf ein einfaches Wunder, das die Hochzeit einer jungen, absolut unbekannten Familie erfreut. Und doch ist das bei einer Trauung in Wein verwandelte Wasser ein großes Zeichen, weil es uns das hochzeitliche Gesicht Gottes offenbart – eines Gottes, der sich mit uns an einen Tisch setzt, der sich die Gemeinschaft mit uns erträumt und sie vollzieht. Es sagt uns, dass der Herr nicht Abstand hält, sondern nah und konkret ist, dass er mitten unter uns weilt und sich um uns kümmert, ohne für uns zu entscheiden und ohne sich mit Machtfragen zu beschäftigen. Er zieht es nämlich vor, sich im Kleinen zu bergen, im Gegensatz zum Menschen, der tendenziell immer noch Größeres besitzen will. Von der Macht, der Größe und der Augenfälligkeit angezogen zu sein, ist in tragischer Weise menschlich und eine große Versuchung, die sich überall einzuschleichen sucht. Sich an die anderen zu verschenken, die Distanzen aufzuheben, im Kleinen zu wohnen und konkret im Alltäglichen zu leben – das ist in vortrefflicher Weise göttlich."

Gott rettet uns, "indem er klein, nah und konkret wird" erklärt der Papst. Er "bevorzugt die Kleinen, weil sie sich gegen das ´Prahlen mit dem Besitz´, das ´von der Welt´ist, verwahren. Die Kleinen sprechen seine Sprache: die demütige Liebe, die befreit. Darum ruft er bescheidene und verfügbare Menschen, sein Sprachrohr zu sein, und ihnen vertraut er die Offenbarung seines Namens und die Geheimnisse seines Herzens an. Denken wir an viele Söhne und Töchter eures Volkes: an die Märtyrer, die die wehrlose Kraft des Evangeliums haben aufleuchten lassen; an die einfachen und doch außergewöhnlichen Menschen, die inmitten großer Prüfungen die Liebe des Herrn zu bezeugen wussten; an die sanften und starken Verkünder der Barmherzigkeit wie der heilige Johannes Paul II. und die heilige Faustina. Durch diese ´Kanäle´ seiner Liebe hat der Herr der ganzen Kirche und der gesamten Menschheit unschätzbare Gaben zukommen lassen."

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Papst Franziskus fährt fort: Gott ist nahe. "Der Herr möchte nicht gefürchtet werden wie ein mächtiger und ferner Herrscher, er will nicht auf einem Thron im Himmel oder in den Geschichtsbüchern bleiben, sondern er liebt es, sich in unsere alltäglichen Angelegenheiten hineinzuversetzen, um mit uns zu gehen. Im Gedanken an das Geschenk eines Jahrtausends reich an Glauben ist es schön, Gott vor allem zu danken: Er ist mit eurem Volk mitgegangen und hat es in vielen Situationen bei der Hand genommen und begleitet. Es ist das, wozu wir auch als Kirche immer berufen sind: zuhören, uns einbringen und Nähe zeigen, indem wir die Freuden und die Mühen der Leute teilen. So kommt das Evangelium auf schlüssigste Weise an und bringt reichste Frucht: durch positive Ausstrahlung, über die Transparenz des Lebens."

Weiterhin, so Papst Franziskus, ist Gott "konkret, das göttliche Wort wird Mensch. Der Ewige teilt sich mit, indem er seine Zeit mit konkreten Menschen und in konkreten Situationen verbringt. Auch eure Geschichte, die durchwirkt ist von Evangelium, Kreuz und Treue zur Kirche, hat die positive Ansteckung eines echten Glaubens erlebt, der von Familie zu Familie, vom Vater an den Sohn und vor allem von den Müttern und den Großmüttern übertragen wurde, denen so viel Dank gebührt. Im Besonderen habt ihr die konkrete und vorsorgliche Zärtlichkeit der Mutter aller mit Händen greifen können – dieser Mutter, die zu verehren ich als Pilger hierhergekommen bin. In Maria finden wir die volle Übereinstimmung mit dem Herrn: Sie ist das deutlichste Zeichen der Fülle der Zeiten.  In Kana wie hier in Jasna Góra schenkt Maria uns ihre Nähe und hilft uns zu entdecken, was an der Fülle des Lebens noch fehlt."

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Die Hilfe Marias – endet der Papst – kommt "mit der Fürsorglichkeit einer Mutter, mit ihrer Gegenwart und ihrem guten Rat, indem sie uns lehrt, Übereifer und Gerede in unseren Gemeinschaften zu vermeiden. Als Familienmutter will sie uns gemeinsam bewahren. Möge die Mutter, die stark war unter dem Kreuz und ausdauernd im Gebet mit den Jüngern in der Erwartung des Heiligen Geistes, euch den Wunsch einflößen, über das Unrecht und die Verwundungen der Vergangenheit hinauszugehen und Gemeinschaft mit allen zu schaffen, ohne je der Versuchung nachzugeben, sich abzuschotten und sich aufzuzwingen. In Kana hat die Muttergottes auch viel Konkretheit gezeigt: Sie ist eine Mutter, die sich die Probleme zu Herzen nimmt und eingreift; die es versteht, die schwierigen Momente zu erfassen und sich taktvoll, wirksam und entschlossen darum zu kümmern. Sie ist weder Herrin noch Hauptdarstellerin, sondern Mutter und Dienerin. Bitten wir um die Gnade, uns ihre Feinfühligkeit, ihre Fantasie im Dienst an Bedürftigen und die Schönheit zu Eigen zu machen, das Leben unterschiedslos und ohne Vorlieben zu verausgaben für die anderen. Sie, die Ursache unserer Freude, die mitten im Übermaß der Sünde und in den Wirren der Geschichte den Frieden bringt, erwirke uns die überfließende Fülle des Heiligen Geistes, damit wir gute und treue Knechte sind."

Bei der Eröffnungsprozession war Papst Franziskus gestolpert und gefallen. Der Papst ist jedoch glücklicherweise sofort wieder aufgestanden und hat die Eucharistiefeier ohne Probleme fortsetzen können.