Assisi - Freitag, 5. August 2016, 10:38 Uhr.
Der zweite Besuch von Franziskus bei Franziskus fand diesmal in Santa Maria degli Angeli in Assisi statt, anlässlich des 800-Jahrfeier des Portiuncula-Ablasses. Der Papst, der von Bischof Domenico Sorrentino und vom Generalminister des Franziskanerordens, Pater Michael Anthony Perry, empfangen wurde, begab sich zu einem Moment stillen Gebetes in die Portiuncula-Kapelle. Danach folgte in der Basilika ein Treffen mit den Anwesenden und eine Betrachtung.
Mit der Vergebung von Assisi – so der Papst – bat Franziskus "um das Geschenk des Heiles, des ewigen Lebens mit Gott und der Freude ohne Ende, die Jesus uns mit seinem Tod und seiner Auferstehung erworben hat. Und außerdem, was ist denn das Paradies, wenn nicht das Geheimnis der Liebe, die uns für immer mit Gott verbindet, damit wir ihn ohne Ende betrachten können? Die Kirche bekennt von jeher diesen Glauben, wenn sie sagt, dass sie an die Gemeinschaft der Heiligen glaubt. Wir sind mit unserem Leben aus dem Glauben nie allein; die Heiligen und die Seligen leisten uns Gesellschaft; auch unsere Lieben, die in Einfachheit und Freude den Glauben gelebt und in ihrem Leben bezeugt haben. Es gibt eine unsichtbare, aber deshalb nicht weniger wirkliche Verbindung, die uns 'ein Leib' sein lässt kraft der einen Taufe, die wir empfangen haben, beseelt von dem 'einen Geist'."
Papst Franziskus betonte, dass der Weg der Vergebung sicherlich der Königsweg sei, um ins Paradies zu gelangen. "Es ist schwierig, zu verzeihen? Ja? Denken wir ein wenig darüber nach… Hier in der Portiuncula spricht alles von Vergebung! Welch großes Geschenk hat uns der Herr gemacht, als er uns lehrte zu vergeben – oder wenigstens vergeben zu wollen –, um uns die Barmherzigkeit des Vaters mit Händen greifen zu lassen!"
Er fügte hinzu, dass wir vergeben müssen, weil "uns zuerst vergeben worden ist, und unendlich viel mehr. Es gibt niemanden unter uns hier, der nicht Vergebung empfangen hätte. Denken wir an die hässlichen Dinge, die wir getan haben, und wie der Herr uns vergeben hat. Das Gleichnis sagt uns genau das: Wie Gott uns vergibt, so müssen auch wir dem vergeben, der uns Böses antut. Das ist die Liebkosung der Vergebung, so weit entfernt von jenem 'das wirst Du mir büßen'!"
Erinnern wir uns an das Vater unser, sagte Franziskus: "Die Schulden sind unsere Sünden vor Gott, und unsere Schuldner sind die, denen auch wir vergeben müssen. Wenn wir im Beichtstuhl vor dem Priester niederknien, tun auch wir nichts anderes, als die Geste des Dieners zu wiederholen: 'Herr, hab Geduld mit mir.' Habt ihr manchmal an die Geduld Gottes gedacht? Er hat so viel Geduld! Wir wissen nämlich genau, dass wir voller Fehler sind und oft in dieselben Sünden zurückfallen. Und doch wird Gott nicht müde, uns immer seine Vergebung anzubieten, jedes Mal, wenn wir darum bitten. Es ist eine volle, allumfassende Vergebung, mit der er uns die Gewissheit gibt, dass er, obwohl wir in dieselben Sünden zurückfallen können, Erbarmen mit uns hat und nicht aufhört, uns zu lieben. Wie der Herr aus dem Gleichnis, so erbarmt sich Gott, das heißt es überkommt ihn ein Gefühl des Mitleids, verbunden mit Zärtlichkeit: Es ist ein Ausdruck, um seine Barmherzigkeit uns gegenüber zu zeigen. Unser Vater erbarmt sich nämlich immer, wenn wir Reue empfinden, und er lässt uns mit ruhigem und friedvollem Herzen nach Hause zurückkehren, weil er uns sagt, dass er uns alles erlassen und alles vergeben hat."
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Die Vergebung Gottes kennt keine Grenzen, betont der Papst: "Sie überschreitet all unsere Vorstellungen und erreicht jeden, der zutiefst in seinem Herzen zugibt, dass er Fehler begangen hat, und zu Gott zurückkehren möchte. Gott schaut auf das Herz, das um Vergebung bittet."
Im Gegensatz zu Gott, fällt es dem Menschen schwer, zu vergeben. "Wenn wir den anderen etwas schulden, beanspruchen wir Barmherzigkeit; wenn wir dagegen eine Schuldforderung haben, rufen wir nach Gerechtigkeit! Und alle handeln wir so, alle. Das ist nicht die Reaktion des Jüngers Christi und das kann nicht der Stil christlichen Lebens sein. Jesus lehrt uns, zu vergeben und es ohne Grenzen zu tun: 'Nicht siebenmal, sondern siebenundsiebzigmal!' . Kurzum, was er uns vorschlägt, ist die Liebe des Vaters, nicht unsere Forderung nach Gerechtigkeit. Bei ihr stehenzubleiben, würde uns nämlich nicht als Jünger Christi qualifizieren, die unter dem Kreuz, einzig dank der Liebe des Gottessohnes, Barmherzigkeit empfangen haben.
Der Weg der Vergebung im Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit – so der Papst am Ende – "kann die Kirche und die Welt wirklich erneuern. Die Barmherzigkeit in der Welt von heute zu bezeugen, ist eine Aufgabe, der sich keiner von uns entziehen kann. Die Welt braucht Vergebung; zu viele Menschen leben eingeschlossen im Groll und hegen Hass, weil sie unfähig sind zu vergeben. Und so verderben sie ihr eigenes Leben und das anderer, anstatt die Freude der Unbeschwertheit und des Friedens zu finden. Bitten wir demütige Zeichen der Vergebung und Werkzeuge der Barmherzigkeit zu werden. Gehen wir in die Beichtstühle, um für die Vergebung zur Verfügung zu stehen. Es wird uns gut tun, sie heute hier gemeinsam zu empfangen. Möge der Herr uns die Gnade schenken, jenes Wort zu sagen, das der himmlische Vater uns nicht einmal beenden lässt... (Vater ich habe gesündigt gegen…); und er wird uns den Mund zuhalten und uns neu einkleiden! Der Vater behält immer den Weg im Auge, er hält Ausschau, in Erwartung, dass der verlorene Sohn zurückkehrt - und wir alle sind das."
Bevor er Assisi verlassen hat, hat sich der Papst - überraschenderweise - in eine Beichtstuhl begeben, um die Beichte einiger Gläubigen zu hören. Im Anschluss folgte eine Begegnung mit 15 Armen und Flüchtlingen und, in der Krankenabteilung des Konvents, mit den kranken Ordensbrüdern.