Indianapolis - Montag, 3. September 2018, 17:30 Uhr.
Was fasziniert die Menschen am Exorzismus? Warum erreicht das Thema mehr kirchenferne Menschen als die meisten anderen Ausprägungen des Glaubens, einschließlicher ganzer Pastoral-Einheiten und Theologie-Professuren?
Die Figuren des Kinoschlagers "The Exorcist" bevölkern praktisch ihr eigenes Subgenre des Horror-Films – und haben im 21. Jahrhundert eine eigene Fernsehserie.
Die Serie "The Exorcist" läuft seit Monaten erfolgreich im Fernsehen – und hat eine neue Welle der Faszination mit dem Übernatürlichen ausgelöst.
Bereits vor der ersten Sendung hat Lance Higdon für die alles andere als katholische Popkultur-Seite "Vice" die Welt des Exorzismus beschrieben.
Der Regisseur des ursprünglichen Horror-Films, William Friedkin, so Higdon, habe gegenüber der Nachrichtenagentur AFP im Mai 2016 gesagt, er sei in den Vatikan eingeladen worden um einen echten Exorzismus zu erleben und filmen.
Ein Sprecher des Vatikans widersprach dieser Darstellung gegenüber AFP und wies darauf hin, dass der Vatikan keinen offiziellen Exorzisten habe. Der Sprecher sagte weiter, es sei möglich, dass Friedkin den Vatikan mit einer katholischen Einrichtung verwechsle.
Aber stimmt das alles? Und woher kommt diese Faszination?
Pfarrer Vincent Lampert ist ein im Vatikan ausgebildeter Exorzist der Erzdiöese von Indianapolis und Priester einer dortigen Gemeinde. Der Geistliche hat über seine Erfahrungen mit Exorzismen im ganzen Land Vorträge gehalten.
Katholische Priester dürften keine Außenstehenden bei einem Exorzismus erlauben oder diese gar filmen lassen, betonte er gegenüber CNA.
"Einen Exorzismus zu filmen ist nicht erlaubt, weil ein Exorzismus so durchgeführt werden muss, dass der Glaube der Kirche sich manifestiert, und niemand den Ritus mit einer Art magischen oder abergläubischen Rituals verwechselt", so Pater Lampert.
Verboten sei es aber auch zum Schutz der betroffenen Person.
Eine weitere Behauptung über Exorzismen im den "Vice"-Artikel steckte schon in der Schlagzeile: "Latein ist immer noch die beste Sprache um den Teufel zu bekämpfen".
Auch das ist ein anekdotisch immer wieder erzählter Punkt, der modernen Kirchenfunktionären, die in manchen europäischen Ländern schon mal die Existenz des Teufels leugnen, sauer aufstößt.
Der Artikel zitiert einen Kommentar des Exorzisten Pater Gary Thomas, der auf der Seite "The New Liturgical Movement" erschien. Dieser habe bei einem Vortrag im Februar 2016 gesagt:
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"Der Teufel hasst Latein, es ist die universale Sprache der Kirche".
Bis 2014 gab es nicht einmal eine offiziell anerkannte Übersetzung des Ritus des Exorzismus ins Englischen. Latein sei jedoch aus seiner eigenen Erfahrung ohnehin die wirkungsvollste Sprache, auch wenn der Vatikan Übersetzungen des Ritus in einige Sprachen anerkannt habe.
Noch viel wichtiger als die Sprache des Ritus sei allerdings, dass der Exorzist ein Mann Gottes sei, sagte Pater Lampert.
"Es gibt viele, die behaupten, dass Latein für Exorzismen die effektivste Sprache ist", so der Priester.
"Aus meiner Erfahrung ist die effektivste Waffe jedoch, dass der Exorzist ein Mann Gottes ist".
In Antwort auf die Frage, ob man sich die neuen Exorzismus-Sendungen überhaupt anschauen sollte, sagte Pfarrer Lampert, dass Sendungen, die sich mit dem Dämonischen und dem Übernatürlichen beschäftigen sowohl Vorteile haben können als auch Gefahren bergen.
"Wenn das Anschauen solcher Sendungen den Menschen verstehen hilft, dass es das Böse wirklich gibt, dann ist es ein Vorteil", so der Exorzist gegenüber CNA.
Gefährlich werde es, wenn jemand sich über Gebühr faszinieren läßt vom Bösen.
Die kürzlich aktualisierten Regeln des Ritus des Exorzismus schreiben vor, dass eine Person, die glaubt, besessen zu sein, erst einmal eine psychische Erkrankung ausschließen muss, bevor sie um einen Exorzismus bitten kann. Wenn dann ein solcher immer noch möglich ist, kann sich der oder die Betroffene an einen Priester wenden, der für seine Diözese nach einer entsprechenden Ausbildung diese Funktion erfüllt.
Der "Internationale Verband von Exorzisten" (AIE) bespricht bei seiner jährlichen Versammlung in Rom dämonische Besessenjheit aus theologischen wie anderen wissenschaftlichen Perspektiven.
Eine Sprecher des AIE sagte vor mehreren Monaten bereits gegenüber CNA, dass der Anstieg okkulter wie dämonischer Aktivitäten ein "pastoraler Notfall" sei.
(Aktualisierter Beitrag, erste Fassung veröffentlicht am 27.9.2016)
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