Vatikanstadt - Mittwoch, 21. Oktober 2015, 19:21 Uhr.
Einerseits mit deutlichen Reden, die gerade deutsche Ohren rot anlaufen liessen, vor allem aber mit einer sonst ruhigen, frommen Art, in der sie wie mit einer Stimme sprechen haben die afrikanischen Synodenväter deutliche Akzente bei der Familiensynode gesetzt. Robert Rauhut sprach mit Erzbischof Matthew Ndangoso, der die Erzdiözese Kaduna im Süden des gleichnamigen Staates in Nigeria leitet.
Einige Synodenväter sprechen von der afrikanischen Perspektive: Der gesunde Menschenverstand anstelle der abstrakten, theoretischen, Theologisierung. Was kann die Kirche in Europa von der Kirche in Afrika über Ehe und Familie lernen?
NDANGOSO: Ich denke, es ist gut, sich daran zu erinnern, dass es sowohl im Leben wie auch in der Ehe Schwierigkeiten gibt, es gibt dort Höhen und Tiefen. Es gibt gute Momente und es gibt schlechte Momente. Und wenn es den Familien gut geht, wenn die Dinge für sie gut laufen, dann ist es an der Kirche, sie zu ermutigen und ihnen zu helfen, mehr zu machen.
Wenn sie in Schwierigkeiten stecken, dann ist es auch wieder die Aufgabe der Kirche, ihnen beizustehen, nach ihnen zu schauen und herauszufinden, wie sie diese Schwierigkeiten bewältigen und falls das nicht möglich ist, wie sie mit ihnen leben können.
Das Christentum ist auf Opfer aufgebaut. Ohne das Kreuz gibt es kein Christentum. Das ist auch der Grund, warum zwei Menschen, die kirchlich heiraten sagen: „in guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod uns scheidet“. Damit geben sie zu, dass es gute Momente und schlechte Momente geben wird. Das heißt, ob gute oder schlechte Zeiten: Wir halten zusammen. Wir werden es schaffen. Selbst wenn es so weit gekommen ist, dass die Eheleute nicht mehr können; noch einmal: Die Kirche hat dann die Aufgabe, sie zu begleiten und zu schauen, wie sie ihnen beistehen und helfen kann. Ich glaube darum, dass das Problem darin liegt, dass, wenn die Menschen Probleme haben, sie dann sagen: „Okay, lass sie ihren eigenen Weg gehen.“ Meiner Meinung nach gibt es kein kreuzloses Christentum. Ein Christentum ohne Kreuz ist unvorstellbar. Und darum ist es an der Kirche, Menschen zu begleiten, wenn sie Probleme in ihrer Ehe haben.
Wir sagen die Wahrheit natürlich aus der Nächstenliebe heraus. Ich glaube, das ist wichtig. Manchmal können wir uns von unseren Gefühlen leiten lassen und dann versuchen wir, den Menschen die Wahrheit zu sagen, die ihnen helfen wird. Wir versuchen aber, sie zu verdecken, damit sie sich gut fühlen. Im Sakrament der Ehe ist Gnade enthalten. Darum müssen wir als Seelsorger den Menschen helfen, ihr Eheleben so zu leben, dass sie diese Gnade erhalten können. Selbst wenn sie es nicht mehr schaffen, miteinander zu leben, müssen wir in der Lage sein, ihnen die Wahrheit zu sagen, nämlich dass diese die Position der Kirche ist, anstatt zu sagen: „Okay, da sie Schwierigkeiten haben, lasst es uns ihnen erlauben, auseinander zu gehen.“ Ich glaube, das kann man lernen.
Einer der Synodenväter merkte an, dass die Afrikaner uns nicht vorschreiben sollten, was wir zu tun und zu lassen haben. Wie sehen Sie eine Zentrierung auf Europa bei den Synodendiskussionen? Inwiefern sind Sie sich dessen bewusst?
NDANGOSO: Ich glaube, dass es eine Menge gibt, was die Kirche in Afrika von der Kirche in Europa lernen kann und dass es genauso viele Dinge gibt, die sich die ältere europäische Kirche von der afrikanischen Kirche abgucken kann.
Wenn dem nicht so wäre, dann wäre die Synode sinnlos. Denn die Synode ist ja gerade ein Zusammentreffen von Seelsorgern aus Kirchen von unterschiedlichen Teilen der Welt, um ein bestimmtes pastorales Problem schon in ihren Heimatländern zu besprechen und um dann zu sehen, wie sie einander helfen können, dieses bestimmte Problem anzugehen. Es kommt nicht vor, dass ein Teil der Familie sagt, dass sie von den anderen nichts lernen können würden. Wir sind hier, um zu teilen, um voneinander zu lernen und um einander zu helfen.
Als ich meinen europäischen Brüdern zuhörte, fielen mir durchaus einige auf, die beunruhigende Dinge sagten. Im Instrumentum Laboris heißt es dem Klerus gemäß, dass wiederverheiratete Geschiedene an einem Ort, an dem sie keiner kennt, die Kommunion empfangen dürfen. Das ist doch heuchlerisch meiner Meinung nach! Wenn man es hier nicht machen darf, weil die Menschen einen hier kennen und wenn man dann einfach woanders hingehen kann, wo man unbekannt ist und es dann auf einmal erlaubt ist – dann ist das doch Heuchelei. Und Heuchelei ist auf allen Seiten verurteilt. Wenn es etwas gibt, das Jesus Christus am härtesten verurteilt hat, dann ist es Heuchelei. Wenn also jemand nicht gut genug ist, die Kommunion in seiner Gemeinde zu empfangen, einfach weil es skandalös wäre, dann kann es derselben Person nicht erlaubt sein, woanders hinzugehen, weil man ihn oder sie dort nicht kennt, um ihm oder ihr dort die Kommunion zu spenden. Das ist Heuchelei. Das sollte nicht gefördert werden.
Können Sie uns ein Beispiel geben, was wir von Afrika lernen können?
NDANGOSO: In Bezug auf die Ehe?
Ja.
NDANGOSO: Die Afrikanische Synode im Jahr 1994 hatte ein Ergebnis, das ich als unseren Beitrag zur Weltkirche betrachte: Nämlich, dass die Kirche die Familie Gottes auf Mission ist. Was verstehen wir folglich unter Familie? Auch hier möchte ich nicht in kontroverse Themen eintauchen. Wenn wir von Familie sprechen, sprechen wir von einem Mann und einer Frau, mit ihren Kindern und Cousins, Neffen, Nichten und anderen. Das ist unser Verständnis von Familie.
Dementsprechend finde ich, wenn wir auch die Kirche auf diese Weise verstehen, dann wäre es kein Problem, wenn ein Mitglied dieser (Kirchen-)Familie ein Problem hat. Die anderen würden das Familienmitglied begleiten, mit welcher Schwierigkeit auch immer er oder sie konfrontiert ist. Die Gemeinschaft wird in der Lage sein, ihm zu folgen und ihm helfen, es zu akzeptieren und nicht einfach zu sagen: „Da Du es nicht schaffst, es aufzugeben, werden wir die Regeln eben ändern oder die Regeln für Dich brechen.“
Polygamie gilt als Herausforderung in Afrika. Das sagte ein afrikanischer Kardinal: Wir ähneln uns weltweit. Es gibt eine afrikanische Version von Polygamie und es gibt eine nachfolgende Polygamie in Europa. Nur um klar zu bleiben: Was halten Sie von der Heiligen Kommunion für zivilrechtlich wiederverheiratete Geschiedene?
NDANGOSO: Wir können auch nicht jemanden taufen, der zwei oder drei Frauen hat, oder? Unser Glaube sagt, dass jeder, der Christus trifft, durch das Treffen zur Umkehr geführt werden soll.
Wenn einer Christus begegnet ist und umkehrt, bringt ihn diese Umkehr dazu, die Dinge hinter sich zu lassen, die er sozusagen in Unwissenheit tat, also vor der Begegnung mit Christus. Und darum, wenn ein Polygamist kommt, dann nehmen wir ihn in die Kirche auf und wir nehmen ihn als Mitglied der Familie auf, aber er ist dann kein vollwertiges Familienmitglied. Es gibt also bestimmte Dinge, die nicht gehen und andere, die gehen. Aber wenn ein Polygamist ein vollwertiges Mitglied dieser Familie werden möchte, mit uns das Abendmahl nehmen möchte, mit uns essen möchte, dann muss sich diese Person entscheiden. Wenn er dazugehören möchte, dann muss seine Ehe entsprechend der Kirchenlehre geregelt werden.
Genauso ist es, wenn jemand kirchlich verheiratet ist und dann staatlich geschieden wird, dann hat er die Gemeinschaft mit der Kirche gebrochen. Die Kirche hat ihn nicht weggeschickt. Er war es, der die Gemeinschaft mit der Kirche gebrochen hat. Angesichts dieser Tatsache gibt es keine Möglichkeit, wie er mit uns kommunizieren kann.
Es ist außerdem gut, sich daran zu erinnern, dass es Stufen der Gemeinschaft gibt. Selbst wenn ich in völliger Verbundenheit mit der Kirche bin und wenn ich dann eine Todsünde begehe, breche ich diese Verbundenheit zu einem gewissen Teil und kann darum, bis ich mich mit der Kirche versöhne, nicht vollständig an der Kommunion teilhaben. Darum gibt es das Bußsakrament. Wenn folglich jemand verheiratet ist und zivilrechtlich geschieden wird, ohne den Annullierungsprozess zu durchlaufen, hat dieser Mensch die Verbundenheit zur Gemeinschaft gebrochen und darum gibt es keine Möglichkeit mehr, diesem Menschen zu erlauben, vollständig an der Kommunion teilzunehmen.
Ich finde es in diesem Kontext interessant, dass die Eucharistie eingeführt wurde. In meiner Kultur packst Du Deine Hände nicht in dieselbe Mahlzeit, in denselben Topf, mit dem Feind – mit einem Menschen, mit dem Du keine gute Beziehung hast. Die Tatsache, dass man zusammen isst, bedeutet, dass man sich versteht.
Genauso bedeutet das andersherum, dass die Menschen, die an der Eucharistie teilhaben dürfen, sich gut miteinander verstehen. Und darum gilt für jeden innerhalb dieser Gemeinschaft, der mit ihr bricht…es ist nicht die Gruppe, die den Menschen wegschickt. Es ist der Mensch selbst mit seinen eigenen Handlungen, der die Kommunion verletzt hat und sich darum selbst von ihr ausgeschlossen hat und nicht andersherum.
Also, wenn einer die Verbundenheit bricht, gibt es einen Prozess, der ihn oder sie wieder zurück zur vollständigen Kommunion bringen kann.
Was ist Regionalisierung? Es kann bedeuten: Was in Afrika nicht erlaubt ist, könnte in Deutschland erlaubt sein. Was dort nicht erlaubt ist, könnte wiederum in Polen nicht erlaubt sein. Wie funktioniert das mit Blick auf die Einheit der Kirche?
NDANGOSO: Es kann nicht funktionieren. Deshalb sagen wir im Glaubensbekenntnis, woran wir glauben. Wir sagen, dass wir eine, heilige, katholische und apostolische Kirche sind – ob in Deutschland, ob in Polen, in Nigeria, Japan – so lange wir uns zu diesem Glauben bekennen, kann es nicht funktionieren, es muss eine bindende Kraft geben. Folglich glaube ich nicht, dass Regionen, regionale Konferenzen oder Konferenzen der Kontinente oder Nationalkonferenzen, unabhängig werden und Regeln schaffen, die für Verwirrung sorgen würden. Ich halte es darum für ein gefährliches Fundament, denn es wäre das perfekte Rezept für eine Spaltung der Kirche.
Mit Blick auf heute – wir feiern 50 Jahre Bischofssynode nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil – gibt es schon einiges, was die Regional- oder Nationalkonferenzen machen dürfen. Aber diese Dinge berühren nicht den Kerngehalt unseres Glaubens. Eine Regional- oder Landeskonferenz darf keine Leitlinien oder Lehren verfassen, die dem widersprechen, an das wir weltweit glauben. Darum gibt es Dinge, die Regionalkonferenzen machen dürfen und es gibt Dinge, die sie nicht machen dürfen. Meiner Meinung ist das, was sie momentan dürfen, im Rahmen. Also ich glaube nicht, dass die Frage aufkommen wird, ob man Regional- oder Kontinentalkonferenzen unbegrenzten Spielraum gibt, damit sie Regeln und Gesetze machen. Denn wenn das passiert, werden aus unseren Konferenzen Nationalkirchen. Und für so etwas ist die Katholische Kirche nicht bekannt.
Wir haben es am Beispiel anderer kirchlicher Gemeinschaften gesehen, welchen Preis diese Art von Ordnung, diese Ansicht, so eine Art von System hat. Selbst in Bezug auf Dinge, die zum Wesen des Glaubens gehören, machen sie es hier so und dort anders. Das schafft Verwirrung. Ich glaube, wir müssen da sehr klar sein. Und wir danken Gott, dass das, was wir glauben, in der Katholischen Kirche bereits definiert und uns erklärt wurde.
Darum kann man nur die Leitlinien um dieses Glaubensgut herum ein bisschen aufpolieren und dem Kern nicht widersprechen mit Bezug auf den gemeinsamen Glauben und das Moralverständnis.
Ist die gleichgeschlechtliche Partnerschaft ein Thema der Synodendiskussion? Sollte es ein Thema der Familiensynode sein? Und was denkt die Kirche in Afrika darüber?
NDANGOSO: Für mich persönlich hat eine Synode, die dazu gedacht ist, die Berufung und Mission der Familie in der Kirche und in der heutigen Zeit zu diskutieren, keinen Platz für das Thema der ,gleichgeschlechtlichen’ Ehe oder was auch immer. Ich denke, der Heilige Vater kann eine andere Synode einberufen, um bioethische Fragen zu diskutieren. Aber jetzt ist die Thematisierung ,gleichgeschlechtlicher Ehen’, oder wie ich sie nenne, gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, deplatziert. Viele Synodenväter, vor allem aus Afrika und Indien sehen das auch so. Sie fragten, was das Thema hier in dieser Synode zu suchen habe, wo wir doch zusammengekommen sind, um die Berufung und Mission der Familie zu besprechen. Was hat das zu tun mit ,gleichgeschlechtlicher Ehe’? Nichts. Und so denken viele von uns. Es handelt sich dabei um eine Sache, die fast am Ende des Instrumentum Laboris thematisiert wird und die wohl mit Gottes Gnade herausgeschmissen wird. Diese Angelegenheit hat in der Synode einfach keinen Platz. Natürlich, wenn es ein Thema ist, dann kann eine andere Synode einberufen werden, um es zu diskutieren, aber nicht in dieser Synode, die primär dazu vorgesehen ist, die Berufung und Mission der Familie zu diskutieren.
Gibt es Synodenväter, die sich auf dieses Thema in der Synodenaula beziehen oder ist es völlig unbedeutend?
NDANGOSO: Es gibt sehr wenige Anmerkungen dazu in den Stellungnahmen. Es ist klar, dass es kein Thema ist und während dieser Synode nicht behandelt werden sollte.
Sind es bestimmte Länder, die das Thema zur Sprache bringen, wenn es hoch kommt?
NDANGOSO: Ich bin mir sicher, dass es einige gibt, die es anbringen. Aber ich habe allen Grund zu glauben - nachdem ich mit meinen Brüdern gesprochen habe, vor allem mit denen aus Asien, Afrika und Ozeanien – dass es kein Thema dieser Synode ist.
Sprechen Westeuropäer das Thema an?
NDANGOSO: Ja, es ist ein Thema der Westeuropäer.
Sind der Islam und interreligiöse Ehen eine Herausforderung für Nigeria? Wie geht die Kirche damit um? Das Eheverständnis ist immerhin unterschiedlich.
NDANGOSO: Ja, das ist eine große Herausforderung. Aber es ist die Realität. Ich habe so viele Befreiungsanfragen dazu. Vor allem was den Islam angeht, ist es ein sehr, sehr großes Problem, da sich die islamische Auffassung von Ehe von der unsrigen unterscheidet. Ich meine, es gibt schon Verfahren: Sobald zwei sozusagen verliebt sind, rufen sie wen an, sie kommen vorbei, füllen das Formular aus und geben sich die nötigen Versprechen. Von dem Moment an, in dem sie verheiratet sind, besteht der Mann darauf, dass die Frau zum Islam konvertieren und eine Muslima werden müsse. Auch wenn es ein großes Problem ist, gibt es gute Beispiele von interreligiösen Ehen zwischen Christen und Muslimen. Ich habe sie in meiner Diözese. Gerade vor einem Monat hat ein Ehepaar ihre goldene Hochzeit gefeiert: ein katholisch-muslimisches Paar; seit 50 Jahren verheiratet.
Das ist ein wunderbares Zeugnis. Viele Priester feiern eine Messe in ihrem Haus, weil sie alt sind. Der muslimische Mann wäre da. Die meisten ihrer Kinder sind katholisch getauft. Also ist es ein Problem und es ist die Realität. Wir müssen einen Weg finden, damit umzugehen.
Für uns ist es ein großes Problem, dass der Islam Polygamie erlaubt. Es ist Teil seiner Lehre. Es bleibt also zu hoffen, und es ist eine ernste Sache, die auch Asien und der Mittlere Osten angesprochen haben. Auf den Regionalkonferenzen könnte darüber geredet werden, es könnte diskutiert werden von Indien, Nigeria, Pakistan, wir könnten Studien durchführen und die Ergebnisse zur Analyse ans zuständige Dikasterium im Vatikan schicken. Und dann kann es einen gemeinsamen Hirtenbrief geben, in dem nicht nur gesagt wird: „Das ist unser Problem“, sondern: „So haben wir es analysiert und das sind mögliche Lösungen“.
Und das geht nur uns etwas an. Nein. Ja, ich denke Regionalkonferenzen haben eine Funktion. Nämlich: Dieses bestimmte Thema zu erforschen und wenn andere Regionen dasselbe Thema untersuchen, sollen sie zu uns kommen. Dann können wir eine gemeinsame Lösung finden oder sie können allgemeine Leitlinien geben, an die sich jeder halten muss bezüglich der lokalen Probleme. Der kulturelle Unterschied vor allem zwischen Christen und Muslimen ist ein großes Thema für uns.
Gibt es sonst noch bestimmte Probleme, also afrikanische Probleme in Bezug auf Ehe und Familie? Können Sie drei davon benennen und sagen, was die Kirche dazu macht?
NDANGOSO: Bevor ich dieses Jahr zur Synode kam, hatten wir in meiner Erzdiözese unsere Generalversammlung – alle Priester, alle Schwestern, alle Geistlichen und jeweils vier aus jeder Gemeinde treffen sich jedes Jahr. Wegen der Synode hatten wir uns für das Oberthema Familie entschieden. Der größte Punkt war Armut und wie sie sich auf die Familien auswirkt. Eltern können ihre Kinder nicht mehr ernähren, sie können sie nicht erziehen. In unserem Fall, die nigerianische Armut also – und ich maße mir an zu sagen, dass es in vielen anderen afrikanischen Ländern auch so ist – unsere Armut ist selbstverschuldet. Sie ist selbstverschuldet im Sinne von: Wir haben die Ressourcen, wir haben Geld, aber es kommt von der Korruption. Die Ressourcen werden nicht für das Allgemeinwohl gebraucht. Und darum leiden die Menschen, vor allem die Familien. Das ist unsere Sorge und ich denke das ist etwas, bei dem uns unsere europäischen Brüder helfen können.
Ich kann ein Beispiel aus meinem Land geben: Viel Geld ist von unseren Führern gestohlen worden. Wohin haben sie das gestohlene Geld gebracht? In europäische Länder. Sie bringen es in die Schweiz, nach England, nach Deutschland. Unsere Regierenden stehlen Ressourcen der Allgemeinheit, bringen sie in europäische Länder, wo sie gelagert werden. Sie lassen die Menschen arm sein. Als Ergebnis haben wir keine guten Schulen und wir haben keine guten medizinischen Einrichtungen. Selbst diejenigen, die das Glück haben, zur Schule zu gehen, finden – wenn sie fertig sind – keine Anstellung, weil wir keine Industrie haben. Das ist nicht so, weil wir keine Ressourcen hätten, sondern weil unsere Ressourcen von den Regierenden schlecht verwaltet wurden, sie haben sie gestohlen, sie haben sie in andere Länder geschafft. Bei uns sagt man: Wenn ein Dieb keinen Abnehmer für sein Diebesgut hat, wird er es nicht wieder tun. Wenn er etwas wegnimmt und niemand es ihm abkauft, dann wird er nicht wieder stehlen. Das wäre das Ende des Stehlens.
Aber wenn jemand etwas stiehlt und einen Absatzmarkt hat, dann wird er weiter stehlen. Es wird zu einem Beruf. Und man arbeitet daran, es zu perfektionieren. Das ist also unser Problem, dass unsere Ressourcen gestohlen werden und in die entwickelten Länder gebracht werden. Und dann wird das Geld genommen und bleibt dort. Die Menschen aber bleiben zurück. Und das betrifft die Familien. Es macht ihnen das Leben schwer. Das ist eine Sache, die uns stört.
Ein anderes Problem ist der Einfluss der Massenmedien. Und das sind Dinge, die von den Laien ausgehen, von den Eltern. Sie sorgen sich um all so Sachen wie homosexuelle Partnerschaften und so weiter. Der Angriff der Massenmedien besteht darin, dass sie den Eindruck schaffen, dass diese Dinge normal seien. Wenn junge Menschen die Massenmedien für eine längere Zeit konsumieren, setzt sich in ihren jungen und unschuldigen Köpfen genau dieser Eindruck fest, dass so ein normales Leben aussieht.
Das sind also die ernsten Probleme, mit denen unser Volk, mit denen unsere Familien zu kämpfen haben.
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Und was macht die Kirche?
NDANGOSO: Was die Armut in unserem Land betrifft, haben wir in jeder Diözese eine Justizabteilung und eine Friedenskommission. Also, was wir in meiner Diözese machen, ist zu fördern, wir lehren Frauen, wie sie Suppe oder Rüben kochen. Manchen jungen Menschen bezahlen wir eine Ausbildung zum Mechaniker oder Tischler. Das Geld haben wir von unserer Fastenaktion, die wir jedes Jahr veranstalten. Damit unterstützen wir vor allem Familien und Witwen. Alles, was wir mit unseren begrenzten Ressourcen versuchen, ist, sie mit den nötigen Fähigkeiten auszustatten, damit sie ihren eigenen Familien helfen können. Das ist, was die Kirche innerhalb ihrer begrenzten Möglichkeiten unternimmt.
Und in Bezug auf die Massenmedien?
NDANGOSO: Bezüglich der Massenmedien machen wir folgendes: Zum Beispiel haben wir vor kurzem, vor etwa zwei Monaten, vom katholischen Sekretariat – dort haben wir eine Kommunikationsabteilung – Jugendliche zusammengebracht und ihnen beigebracht, wie sie die Massenmedien vernünftig benutzen sollen. Sie denken nämlich, dass alles in den Medien gut ist. Wir haben versucht, ihnen über unsere Kommunikationsabteilung beizubringen, wie man die Massenmedien sinnvoll konsumieren kann. Die Massenmedien sind ja gut, aber wie bei jeder anderen Sache, gilt auch hier, dass sie einen schlechten Einfluss ausüben können, wenn man nicht weiß, wie sie richtig zu benutzen sind. Also versuchen wir den Jugendlichen über unsere Soziale Kommunikationsabteilung den positiven Nutzen von Massenmedien nahezubringen. Das machen wir.
Was wir im Westen heutzutage erleben, ist eine Glaubenskrise, während die Kirche in Afrika aufblüht. Manche sagen, Afrika sei die neue Heimat Christi. Wie erklären Sie das?
NDANGOSO: Ich denke, dass es zu einem sehr großen Teil mit einem Mangel an Glauben zu tun hat, selbst so Sachen wie die Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene und gleichgeschlechtliche Partnerschaften sind damit verbunden. Und dieser Mangel an Glauben ist wiederum verbunden mit unserer Unfähigkeit, als Kirche die Menschen richtig zu lehren.
Es gibt einen Mangel an Katechese im Katholizismus heutzutage, ein ernster Mangel! Wer in den 60ern, 70ern oder 80ern aufgewachsen hat, der hat noch Missionspriester gesehen, die da saßen und den Glauben gelehrt haben. Selbst die Katecheten waren gut ausgebildet. Unsere Katecheten waren gut ausgebildet. Sie waren da, um ihren Job zu machen. Sie folgten, um Glauben zu lehren. Damals hatten wir auch eigene Schulen, die zu der Zeit sehr groß waren. Sie waren gut strukturiert. Die Gemeinde leistet etwas, die Schule leistet etwas und die Familie leistet auch etwas. Aber heutzutage – wo sind wir? Selbst viele unserer Gemeinden haben keine guten Programme. Viele unserer Schulen haben auch keine guten Angebote, weil wir unser Geld von der Regierung bekommen und die Regierung bestimmt, was unterrichtet wird. Also unterrichten sie im Namen der Gleichberechtigung Inhalte, die wirklich Abirrungen sind. Werte wurden auf den Kopf gestellt und dann unserem Volk beigebracht. Es gibt durchaus eine Glaubenskrise. Und diese Krise erwächst aus dem Mangel an Katechese. Dem muss man mit ernsten katechetischen Anweisungen begegnen und sicherstellen, dass die katechetischen Anordnungen ernst genommen werden. Das ist die einzige Möglichkeit, wie wir es schaffen können. Denn andererseits, wenn Menschen nicht wissen, was Scheidung in der katholischen Welt bedeutet, bleibt es nur ein einfaches Wort und dann neigen manche dazu, die zivilrechtliche Scheidung mit der Annullierung zu verwechseln oder so. Das sind also klare Angelegenheiten von Unwissenheit über den Glauben. Ich denke ehrlich, dass es viele Probleme, denen wir in der Welt ausgesetzt sind, nicht geben würde, wenn die Menschen Bescheid wüssten. Darum müssen wir die Katechese wirklich sehr ernst nehmen.
Es scheint, als hätten die Afrikaner das Verständnis vom Göttlichen behalten. In der Westlichen Welt ist es ein wenig verloren gegangen. Was ist der Grund dafür?
NDANGOSO: Es ist interessant zu sehen, dass, als der Islam und das Christentum kamen, die Menschen sie einfach als monotheistische Religionen akzeptiert haben. Warum? Wegen dessen, was Sie gerade gesagt haben: Wir sehen Gott in allem. Sogar im Wasser, das wir trinken, ist Gott, auch in der Luft, die wir atmen, ist Gott. Dieses Gefühl für das Heilige gibt es bei uns in Afrika noch. Aber was im Zuge der Säkularisierung im Westen geschehen ist – ein unglücklicherweise sehr starker Virus – überfällt auch uns schon, sofern keine Schritte unternommen werden, das Evangelium zu unterrichten.
Denn es ist auch dieser Mangel an Gefühl für das Heilige, der die Menschen dazu bringt, Sünde nicht zu erkennen. Wir verlieren das Gespür für die Sünde. Wir verlieren das Gespür für das Heilige und dadurch verlieren wir das Gefühl für die Sünde. Und sobald jemand das Gespür für die Sünde verliert, ist alles möglich. Die Werte sind auf den Kopf gestellt. Menschen versuchen, alles gleichzustellen.
Für mich und in meiner Kultur, aus der ich komme, sind Ehen zwischen einem Mann und einem Mann oder einer Frau und einer Frau undenkbar. Es ist wirklich unmöglich. Man kann hier tatsächlich sehen, wie die Werte auf den Kopf gestellt sind, wie sie auf ihren Köpfen herumlaufen. All das ist ein Ergebnis der Säkularisierung.
Also glaube ich, dass wir wahrhaftig und ehrlich uns das beibringen müssen, woran wir glauben. Wir glauben an Gott. Wenn wir darin nicht verwurzelt sind, wenn wir nicht glauben, dann ist alles möglich.
Bei einem Menschen, der nicht glaubt, ist es egal was man sagt, man redet gegen eine Wand. Aber ein Mensch, der glaubt, denke ich, der ist dafür offen.
Wie bereitet die Kirche in Afrika junge Menschen auf Ehe und Familie vor? Und wie begleitet die Kirche diese jungen Familien weiterhin?
NDANGOSO: Auch das hat wieder mehr mit der Tatsache zu tun, dass die Ehe nicht nur eine Angelegenheit zwischen einem Mann und einer Frau ist. Es ist etwas, was auch die ganze Gemeinschaft betrifft. Und darum begleitet sie die Gemeinschaft, sei es die traditionelle Gemeinschaft, sei es die christliche Gemeinde. Ja, am Ende des Tages sind es der Mann und die Frau, die sich ein Versprechen geben. Aber sie kommen von irgendwoher, sie sind keine Insel. Sie kommen von irgendwoher. In anderen Ländern kann man die Hochzeitsgäste zählen. Für uns ist es eine offene Tür. Es gibt für jeden einmal Hochzeit, es darf kommen, wer kommen kann. Wenn man es schafft, etwas zu essen und zu trinken zu bekommen, dann ist das gut und schön, wenn nicht, dann ist man wenigstens als Zeuge da. Diesen Gemeinschaftsaspekt muss es geben. Wenn sie die Mitgift zahlen, dann gibt es hier eine ganze Familie, die kommt und es gibt dort eine ganze Familie, die kommt und dort zahlen sie. Und dann ziehen sie zusammen. Und somit ist es jedermanns Angelegenheit. Also wenn einer Probleme hat, dann sind es auch jedermanns Probleme.
Hier in Europa gehen ein Mann und eine Frau eben nach Griechenland, heiraten dort, die beiden, nur die beiden. Und dann kommen sie zurück und sagen, dass sie jetzt verheiratet sind. Komm schon! Wie lang glauben Sie, hält das? Wenn sie schon entschieden haben, es allein zu machen…können sie sich eines Tages, wenn sie Probleme bekommen, einfach dazu entscheiden, aufzuhören.
Aber beide Gemeinschaften sind beteiligt. Das hilft. Das ist keine Zauberei. Es muss eine Anteilnahme der Gemeinschaft geben – ich meine nicht nur die Festgemeinde, sondern auch die traditionelle Gemeinschaft, von der die beiden kommen.
Menschen leben zusammen und wissen doch nicht, wer ihr Nächster ist. Man wird so eigen, wir bauen Mauern um uns herum auf.
Noch immer ist es heute zu Hause so, – und das ist ein Grund, warum ich für den Urlaub nicht nach Hause fahre, es wäre dann nämlich kein Urlaub mehr – dass so gegen sechs Uhr in der Früh oder noch vor sechs Uhr, der Älteste im Bund umher geht, an die Türen klopft und sagt: „Guten Morgen, wie geht es Dir? Hast Du gut geschlafen?“ Das ist Gemeinschaftsleben. Ich denke, dass es das früher auch in Deutschland gegeben hat, dass es das auch in Irland gegeben hat, aber wir haben zugelassen, dass diese edlen Werte verschwinden. Also sagt heute jeder nur noch: „Bloß ich, vielleicht meine Frau, möglicherweise meine Kinder – das ist alles.“
Es ist keine Zauberei. Die Ehe muss verstanden werden als Gemeinschaftsangelegenheit, sowohl für die natürliche als auch für die kirchliche Gemeinschaft.
Sie meinen: „Ich bin, weil wir sind.“
NDANGOSO: Ja, das ist es. Ich bin, weil wir sind. Also kann ich mich niemals in Isolation sehen. Du bist wegen Deiner Gemeinschaft. Du bist ein „Produkt“ der Gemeinschaft und darum bist Du ein Teil und eine Parzelle der Gemeinde. Und die Gemeinschaft ist ein Teil und eine Parzelle von Dir. Unter Berücksichtigung dessen wirken sich Deine Handlungen auch auf die Gemeinschaft aus. Darum musst Du vorsichtig sein.
Wenn wir über die Familie in der Kirche sprechen: Wie ist das in Afrika? Denn in Deutschland sind Ehe und Familie seit 40, 50 Jahren kein Thema mehr in Predigten. Und niemand spricht darüber.
NDANGOSO: Genau. Wissen Sie, angesichts unserer Gesellschaft heutzutage, auch wenn wir Massenmedien haben, ist der effektivste Ort für Kommunikation immer noch die Kanzel, denn die Menschen kommen und hören zu. Ich meine, Predigten für Hochzeiten ... und sogar innerhalb der normalen Sonntagsmessen gibt es bestimmte Zeiten, an denen die Lesungen vom Familienleben, der Ehe und so weiter sprechen. Wenn einem etwas wichtig ist, dann muss er darüber reden. Das ist auch in der Familie so: Wenn der Mann etwas für wichtig hält, dann muss er mit seiner Frau und seinen Kindern in der Familie darüber sprechen. Dasselbe gilt für die Kirche.
Die Familie ist die häusliche Kirche. Zu Recht bedeutet das, dass wir ohne die Familie keine Pfarrgemeinde hätten. Also müssen wir über die Familie sprechen. Es muss ein wichtiges Thema sein, das wir diskutieren, über das wir jeden Tag sprechen, um zu betonen, wie wichtig es ist.
Wenn wir nicht darüber sprechen, bedeutet das, dass es nicht wichtig ist. Und deshalb bezeugen wir sozusagen die Dinge, die wir jetzt sehen. Das ist also meine aufrichtige Hoffnung. Dazu haben wir ein Sprichwort: Wenn Du Deines Nachbarn Bart in Flammen siehst, ist das Heilmittel, Deinen Bart mit Wasser zu begießen, ihn nass zu machen, damit das Feuer Dich nicht kriegen kann. Wenn Du ihn nicht nass machst, kann es Dich fangen, denn Dein Nachbar ist Dein Freund.
Und wir wissen, dass der Bart unseres Nachbarn brennt. Darum liegt es an uns, unsere eigenen Bärte nass zu machen. Ich glaube, das sind tatsächlich ein paar der Botschaften, die die afrikanischen Delegierten mit nach Hause nehmen. Wenn wir uns nicht aufrecht hinsetzen und machen, was wir machen sollten, dann wird das Feuer bald zu uns nach Hause kommen.
Was bedeutet die Kolonialisierung für die Lebenswelten in Afrika? Der Papst sprach davon.
NDANGOSO: Neo-Kolonialismus, ideologischer Kolonialismus; es ist in der Tat ist nicht nur der ideologische Kolonialismus. Ich finde, es gibt immer noch Neokolonialismus. Sie haben wohl davon gehört, dass es „keine finanzielle Unterstützung“ gibt von den Währungsorganisationen, dem IWF oder der Weltbank; es gibt bestimmte Dinge, wenn wir möchten, dass sie sie uns geben, dann müssen wir dies und jenes dafür tun. Zum Beispiel: Wenn wir möchten, dass sie uns Geld für unsere Programme geben, dann müssen wir Familienplanung akzeptieren wie sie ist. Kürzlich, vor zwei Jahren, hat Uganda Gesetze gegen… Sie wissen schon was erlassen. Sie hatten gesagt, dass sie ihnen nichts geben werden … Sie machen alles möglich und sagen dann: „Solange Du das Gesetz nicht änderst.“
In unserem Land hat der Präsident vorheriges Jahr ein Gesetz unterschrieben, das gleichgeschlechtliche Partnerschaften verbietet. Unsere Regierenden reisen. Und dann sagen sie, dass sie es uns nicht geben werden.
Folglich haben sie das Geld, sie haben die Ressourcen, sie haben sogar die Technologie, selbst der Technologietransfer ist daran gebunden. Und darum gilt: Wenn Du möchtest, dass wir Dir helfen, dann musst Du dies und jenes machen. Ja, Neokolonialismus existiert und ist schlimmer als sein Vorgänger.
Ich meine, diese Leute schrecken vor nichts zurück, um ihren Punkt durchzusetzen. Wenn sie aufhören und mit medizinischer Unterstützung helfen, kann das Leben retten. Sie sagen, was sie davon abbringen wird: „Okay, wenn Du willst, dass wir helfen, Boko Haram zu bekämpfen, dann musst Du dies und jenes machen.“ Sie schrecken also vor nichts zurück, nur um ihre Ideologie durchzukriegen und uns aufzudrücken. Dies ist eine ernste Angelegenheit, wirklich. Und viele Regierungen stehen unter Druck.
Und ich glaube, manche von uns haben das Thema in den Diskussionen der Kleingruppen angesprochen und gesagt, dass hier eine Art Druck besteht. Aber leider scheint es, als ob ein paar unserer so genannten katholischen Agenturen in die Falle tappen. Es sind diejenigen, die Geld von der Regierung bekommen. Sie verabschieden jetzt einige Gesetze, dies und das, wissen Sie? Sie bekennen sich zu den katholischen Agenturen und doch, wenn man um Hilfe bittet, dann führen sie bestimmte Regeln und Vorschriften an, es müsse sein…
Schauen Sie, die katholische Kirche hat ihre eigenen Schulen niemals für jemanden geschlossen. All unsere Schulen sind offen, auch wenn einer Muslim ist, nehmen wir ihn an, vorausgesetzt natürlich, dass er nicht gekommen ist, um Streit zu verursachen.
Aber wenn man sich heutzutage bei bestimmten katholischen Agenturen bewirbt, dann fordern sie, dass man dies und das macht, denn das verlangt die Regierung und sie bekommen ihr Geld daher.
Wenn man nicht katholisch ist, kommt man in Schwierigkeiten, sobald man es bemerkt. Es ist also eine sehr ernste Angelegenheit für uns.
Ist die Gender-Ideologie ein Problem?
NDANGOSO: Ja, und zwar ein ernstes. Noch einmal: Solche Menschen sind sehr subtil, sehr clever. Sie setzten einem diese Dinge vor, aber was dahinter steckt ist gefährlich, solange man nicht jemanden findet, der weiß, wie man einen erzieht. Andernfalls, wenn man es bemerkt … Also es ist ein ernstes Problem für unsere Regierung und auch für unsere Kirche.
Es gibt anti-christliche Ideologien, besonders anti-katholische Ideologien, die in verschiedene Richtungen drängen. Ich glaube, die Stimmung ist: „Wenn wir es schaffen, diesen Minister namens Katholische Kirche, die Institution, loszuwerden, dann werden wir machen können, was wir wollen.“ Ich glaube, das ist die Stimmung.
Was waren ihre größten Ängste und Sorgen bezüglich der Synode?
NDANGOSO: Wissen Sie, bevor ich zur Synode kam, gab ich einer Journalistin der BBC ein Interview. Sie fragte mich: „Wovor haben Sie Angst?“. Ich antwortete ihr: „Ich habe keine Angst. Ich habe nur Hoffnung. Ich vertraue jedem Bischof der Synode. Wenn Du ein katholischer Bischof bist, dann vertraue ich darauf, dass Du gekommen bist, um die Sache des Evangeliums zu verbessern und nicht, um sie zu zerstören.
Also möchte ich nicht über Ängste sprechen. Denn es ist Hoffnung, wegen der ich lebe und auf die ich setze.
Meine Hoffnung ist, dass wir alle in der Synode als verantwortliche Pastoren sprechen, als Pastoren auserwählt von der Kirche das Glaubensgut zu verkünden, die wir alle von den Aposteln erhalten haben. Es ist nicht meine eigene, persönliche Angelegenheit. Die Kirche hat mich gewählt, um den Glauben zu lehren, den wir empfangen haben. Sie hat mich nicht gewählt, um zu gehen und den Menschen etwas beizubringen, was ich gern sagen würde oder was mein Volk von mir hören möchte. Nein.
Also das ist meine Hoffnung. Ich möchte nicht negativ sein. Ich halte es lieber so und hoffe. Ich bin mit Hoffnung hergekommen und nicht mit der Sorge, ob ich, wenn ich zurückgehe, etwas habe, das mir hilft.
Am Ende des Tages wird (der heilige) Petrus mir Kraft geben.