Denver - Donnerstag, 30. November 2017, 10:59 Uhr.
Anthony Cipolle lebte "wie ein Rockstar" und verschleuderte sein ganzes Geld – so lange, bis die beharrlichen und inständigen Gebete seiner Mutter ihm die Gnade erlangten, zum katholischen Glauben zurückzufinden und Priester zu werden.
Heute ist Pater Cipolle 52 Jahre alt. In einem Interview mit der Tageszeitung Press Herald erzählte er von seiner Berufung, die mit der Priesterweihe am vergangenen 18. November in der Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis in Portland (Bundesstaat Oregon, USA) ihren Höhepunkt fand.
Im Gespräch mit den amerikanischen Medien berichtete Pater Cipolle davon, wie er im Bundesstaat Massachusetts aufgewachsen war und dass sein Vater ihm und seinen Brüdern und vor dem Schlafengehen Geschichten aus der Bibel vorgelesen hatte. "Ich erinnere mich noch daran, wie er mir das Vaterunser, das "Gebet des Herrn" beigebracht hat" sagte er.
Seine Mutter, Louise, nahm ihn fast jeden Tag mit zur Heiligen Messe, aber irgendwann entfernte er sich vom Glauben. Er beschloss, die High School zu verlassen und zu arbeiten, seine Verlobte wurde schwanger. Sie heirateten zivil und nach der Geburt ihres Sohnes Mark zogen sie nach Chicago.
Dort gründete Anthony mit großem Erfolg eine Klempnerei. Seine Ehe jedoch zerbrach und wurde geschieden. Danach verkaufte er seine Firma und lebte drei Jahre lang von seinen Ersparnissen, "wie ein Rockstar. Ich habe das ganze Geld verschleudert."
Während er sich einem freizügigen Lebensstil hingab, betete seine Mutter für ihn und opferte täglich die Messe für seine Bekehrung auf.
Die Heimkehr
Als Anthony kein Geld mehr hatte, begann er, als Autoverkäufer zu arbeiten und freundete sich mit Pater John Kilmartin an, einem katholischen Priester, der des öfteren in die Werkstatt kam, um sein Auto reparieren zu lassen.
Anthony berichtete im Interview mit PressHerald davon, wie er seinen Job aufgab, um in der Verwaltung der Pfarrei von Pater Kilmartin zu arbeiten. Und er erzählte, wie es ihn bewegte, wenn er den Priester sah, der "den Kranken und Sterbenden die Sakramente spendete. Ich habe die Freude bei den Taufen, bei den Hochzeiten gesehen."
"Eines Tages war ich an einem Tiefpunkt in meinem Leben angekommen und ich wollte neu anfangen. Ich wollte die Vergebung Gottes. Aber als ich über mein Leben nachdachte, waren meine Sünden so viele, dass ich mich gar nicht an alle erinnern konnte. Ich war dieser Sache mit der Vergebung nicht würdig".
Anthony begann auch das Vaterunser zu beten und betonte besonders den Satz "Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern."
"Alles in meinem Leben hat sich verändert, als ich wieder Frieden fand. Die Art und Weise, wie ich redete, wie ich mich bewegte, was ich sagte und auch die Leute, mit denen ich Umgang hatte".
Im Jahr 2007 beschloss Anthony, zum Glauben zurückzukehren und begann den Katechismus und die Bibel zu lesen. Während er den Glauben vertiefte, begann er sich ernsthaft zu fragen, ob er nicht zum Priestertum berufen sei.
Die Berufung
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Nach dem Tode Pater Kilmartins erhielt Anthony Cipolle ein Stipendium, um an der Boston University Philosophie zu studieren. Im Jahr 2012 schloss er das Studium ab. Pater James Wood, Dekan an der Bildungseinrichtung, stellte den Kontakt mit der Diözese Portland her und Anthony trat ins Seminar Hl. Johannes XXIII. in Massachusetts ein, in dem die über 30-jährigen Seminaristen ausgebildet werden.
Es gab keinen Hinderungsgrund, Anthony zum Priester zu weihen, da er nicht kirchlich verheiratet gewesen war und sein Sohn Mark, mittlerweile 33 Jahre alt, schon für sich selber sorgen konnte.
Über seine Berufung sagt Anthony Cipolle:
"In diesen neun Jahren habe ich nie gezweifelt, dass das meine Berufung ist. Ich wusste, dass ich den Willen Gottes tue. Dass ich dort bin, wo Gott mich haben will."
Am Tag seiner Priesterweihe durch Monsignore Robert Peter Deeley, den Bischof von Portland, waren seine 91-jährige Mutter Louise und sein Sohn Mark anwesend, der selber zwei Kinder hat.
PressHerald teilte mit, dass Anthony zum Pfarrvikar der Gemeinde St. Paul ernannt wurde und seinen Dienst dort am 1. Dezember antreten wird.
Der Neupriester sagte, dass er es kaum erwarten könne, das Sakrament der Versöhnung zu spenden. "Du kannst nichts geben, was du nicht selber hast, und ich habe sehr viel Barmherzigkeit empfangen. Barmherzigkeit ist die Liebe, die die Gerechtigkeit übertrifft", fügte er hinzu.
Der Priester und seine Mutter. (Quelle: Diözese Portland)
Übersetzt von Susanne Finner.
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