London - Freitag, 4. Dezember 2015, 14:30 Uhr.
Das "Vater unser" ist unerwünscht: Kinos in England haben eine Werbung der anglikanischen Kirche abgelehnt, die vor dem neuen "Krieg der Sterne"-Film gezeigt werden sollte. Die Entscheidung ist auf scharfe Kritik gestossen.
Zu den Kritikern gehört auch Carrie Fisher, die Schauspielerin, die "Prinzessin Leia Organa" im neuen Streifen spielt.
"Ich verstehe nicht, warum sie sich so verhalten würden", sagte Fisher der Zeitung "Mail on Sunday". Sie verglich die Werbung mit der Tatsache, dass in vielen Hotelzimmern Bibeln liegen.
"Ich habe noch nie so eine Werbung gesehen, aber wenn ein Kino wie ein Hotelzimmer ist, dann haben sie das Recht, eine Anzeige über die Macht des Gebets zu schalten", sagte die Schauspielerin.
Der neue "Krieg der Sterne"-Film kommt am 17. Dezember in die britischen Kinos, am gleichen Tag wie in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im Original heißt er "The Force Awakens". In deutschsprachigen Ländern wird er als "Star Wars Episode VII – Das Erwachen der Macht" gezeigt.
Justin Welby, Erzbischof von Canterbury und damit Oberhaupt der "Kirche von England", der Mutterkirche der anglikanischen Gemeinschaft, sagte mit typisch britischer Untertreibung: Er finde es "außergewöhnlich", dass eine Werbung für Gebet in der Woche vor Weihnachten nicht im Kino gezeigt werden dürfe, weil sie angelich "unpassend" sei.
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Dann wurde der Primas doch deutlich: "Milliarden Menschen in aller Welt beten jeden Tag dieses Gebet. Ich denke, sie wären von dieser Entscheidung enttäuscht und zutiefst traurig über diese Entscheidung". Die Werbung ungefähr so "beleidigend" wie ein Adventssingen oder die Weihnachtsmesse.
In der Anzeige werden Menschen unterschiedlicher Herkunft gezeigt, die das Vaterunser beten. Unter ihnen befindet sich auch Erzbischof Welby.
Ursprünglich hatte die Werbe-Firma, die Anzeigen in den britischen Kinos verkauft, der anglikanischen Kirche einen Rabatt angeboten. Dann teilte sie mit, dass die Kino-Betreiber Odeon, Cineworld und Vue, die Anzeige abgelehnt hätten. In Emails hieß es, die Werbung könne Menschen verstimmen oder beleidigen.
Selbst der prominente Atheismus-Vertreter Richard Dawkins hält diese Begründung für nicht überzeugend: "Wenn jemand sich von etwas Trivialem wie einem Gebet beleidigen lässt, dann verdient er es, beleidigt zu werden", sagte Dawkins der Zeitung "The Guardian". Auch der stellvertretende Generalsekretär des Britischen Rats der Muslime, Scheich Ibrahim Mogra, sagte, er sei "verblüfft", dass irgendjemand dieses Gebet beleidigend finden könne.
Die anglikanische Kirche erwägt nun, Klage wegen Verstosses gegen das Gleichstellungsgesetz einzureichen.