'Viele kleine Akte der Liebe': Ein Interview mit dem Gründer von Mary's Meals

"Ich bete jeden Tag den Rosenkranz" – Magnus MacFarlane-Barrow
"Ich bete jeden Tag den Rosenkranz" – Magnus MacFarlane-Barrow
Stephanie Waldstein
Magnus MacFarlane-Barrow in München. Der schottische Katholik gründete Mary's Meals im Jahr 2002.
Magnus MacFarlane-Barrow in München. Der schottische Katholik gründete Mary's Meals im Jahr 2002.
Stephanie Waldstein
Mary's Meals in Cite Soleil auf Haiti
Mary's Meals in Cite Soleil auf Haiti
Angela Catlin via Thomas Black57 / Wikimedia (CC0)

Magnus MacFarlane-Barrow gründete 1992 eine Hilfsorganisation, die seit 2002 unter dem Namen Mary’s Meals mehr als 1,3 Millionen Kinder mit einer regelmäßigen Schulmahlzeit versorgt und dabei zugleich an den zentralen Krisenherden der Welt (Malawi, Haiti, Süd-Sudan) die Grundlagen für eine regelmäßige Schul- und Ausbildung legt.

Mary’s Meals hat das Ziel, dass jedes Kind jeden Tag eine nahrhafte Mahlzeit in der Schule erhält. Wo immer es möglich ist, verwendet Mary’s Meals vor Ort erzeugte Nahrungsmittel. Dies unterstützt die Gemeinde und die Bauern vor Ort und hat positive Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes. 93 Prozent des Spendenaufkommens fließen in Projekte. 15,60 € kostet es, ein Kind für ein Schuljahr zu ernähren. Dank vieler ehrenamtlicher Helfer auf der ganzen Welt wächst die Bewegung ständig weiter.

MacFarlane gründete die Organisation aus einem Bekehrungserlebnis in Medjugorje heraus. Am Rande einer Münchner Benefizveranstaltung sprach Alexander Pschera mit MacFarlane-Barrow persönlich über seine Berufung, die Verehrung der Muttergottes, die Aktivitäten von Mary’s Meals und die Heiligung des Alltags.

Die Organisation, die Sie gegründet haben, heißt Mary’s Meals. Was ist der genaue Zusammenhang zwischen der Muttergottes und den Mahlzeiten?

Als ich 15 Jahre alt war, besuchte ich mit meinen Brüdern und Schwestern Medjugorje, bevor es ein international bekannter Ort wurde. Die Woche, die wir dort 1983 verbrachten, veränderte unser Leben. Als wir nach Schottland zurückkehrten, bemerkten unsere Eltern, dass wir unseren Glauben auf eine neue Art lebten. Dann gingen auch unsere Eltern nach Medjugorje, und als sie von dort zurückkamen, fühlten Sie, dass Gott sie darum bat, unser kleines Hotel in einen Ort der katholischen Einkehr umzuwandeln. Sie öffneten die Türen unseres Hauses für Menschen, die zum gemeinsamen Gebet kommen wollten. So entstand das Craig Lodge Family House of Prayer. Von da an hatte unsere Familie eine große Verehrung für die Muttergottes. Als dann später in den 1990er Jahren der Krieg in Bosnien ausbrach, haben wir beschlossen, eine kleine Hilfsaktion zu starten. Und das brachte uns zurück in die Gegend von Medjugorje, wo Flüchtlinge lebten. Das sind die Ursprünge von Mary’s Meals. Es gibt also sehr gute Gründe dafür, unsere Arbeit Mary’s Meals zu nennen. Wir glauben, diese Arbeit gehört ihr. Darüber hinaus gibt es eine klare Verbindung zwischen der einfachen, praktischen und mütterlichen Arbeit, den Kindern jeden Tag zu essen zu geben, und der Muttergottes. Wer könnte uns das besser lehren.

Können Sie ein bisschen genauer schildern, was sich damals in Medjugorje ereignete?

Ich würde es beschreiben als eine Erfahrung der Gnade Gottes. Eine tiefe Erfahrung von Gottes Liebe. Er zeigte uns, dass wir ihm wichtig sind, dass er einen Plan für uns und unser Liebe hatte. Wir fühlten den Wunsch, dieser Einladung zu folgen, Gott an die erste Stelle zu setzen. Dieses Gefühl hatten wir alle in der Gruppe, meine Brüder und Schwestern. Und dieses Gefühl hat uns bis heute nicht verlassen.

Was sagen Sie zu der Kritik an Medjugorje, die man immer wieder hören kann?

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Das Überzeugendste an Medjugorje sind die Früchte, die dieser Ort hervorgebracht hat. Mary’s Meals ist eine dieser Früchte. Wenn man sieht, wie dort beim jährlichen Jugendfest die Schlange an den Beichtstühlen nicht abreißt, dann ist das schon beeindruckend. Ich kann verstehen, das Menschen Zweifel an Medjugorje haben. Ich würde diesen Leuten vorschlagen, einmal dorthin zu gehen und zu sehen, was dort passiert.

Welche Bedeutung haben andere Marienerscheinungen für Sie gehabt?

Ich liebe alle diese Plätze. Aber es gibt eine spezifische Spiritualität, die sich in Medjugorje entwickelt hat, eine ganz eigene Einladung, die die Mutter Gottes dort an uns ausgesprochen hat: Es geht um unsere tägliche Konversion, um das tägliche Gebet, um Beharrlichkeit. Sie ruft uns auch zum Fasten auf. Alle von uns können heilig werden, das ist die Botschaft. Ich möchte aber auch betonen, dass Medjugorje, so wichtig es für mich persönlich auch war, nicht zur formellen Mission von Mary’s Meals gehört. Mary’s Meals hat Mitarbeiter aus ganz unterschiedlichen Religionen. Aber ich freue mich, wenn Menschen fragen, wie es zu der Gründung von Mary’s Meals kam, und da steht nun mal Medjugorje.

Sie waren Fischer und sie ließen Ihre Netze für Jesus fallen. Das ist eine auffallende Parallele…

Ja, es ist lustig, als ich meinen Job als Lachsfischer aufgab, habe ich das nicht als eine Lebensentscheidung begriffen, das hat sich erst über die Jahre entwickelt.

Sie haben sieben Kinder. Wie wichtig ist der Gedanke der Vaterschaft für Mary’s Meals?

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Meine erste Berufung ist die des Vaters. Aber ich fühle mich nicht als er Vater von Mary’s Meals. In diesem Sinne „gehört“ Mary’s Meals mir nicht. Ich diene hier nur. Die Verantwortung für die Kinder trägt aber auch ganz entschieden meine Frau.

Wie hat sich Ihre Verbindung zur Gottesmutter entwickelt?

Ich habe immer eine große Verehrung für die Muttergottes gehabt. Ich bete jeden Tag den Rosenkranz. Ich spreche oft zu ihr. Ich habe keine mystische Verbindung, keine Gesichte, sondern ich habe ganz einfach viel Vertrauen in ihre stetige Gegenwart. In Medjugorje sagte die Muttergottes: „Wenn ihr heiligt sein wollt, dann lebt ein einfaches Leben“. Die Kernbotschaft von Mary’s Meals ist Einfachheit. Und ich bin ein ganz einfacher Mann, ich bin kein Akademiker.

Wie gelingt es Ihnen, diese Spiritualität in einer multi-religiösen Umgebung zu verbreiten?

Ich sehe, dass viele Menschen durch die Erfahrung und das Erlebnis von Mary’s Meals näher zu Gott kommen, aber Mary’s Meals hat keinen ausgesprochenen Evangelisierungsauftrag. Viele Mitarbeiter haben keinen Glauben, oder einen, der sich von meinem unterscheidet. Sie haben nur ein Ziel: Die hungrigen Kinder zu nähren. Und das führt zu einer großartigen Gemeinschaft. Und es ist dabei eine wichtige Aufgabe, sicherzustellen, dass Mary’s Meals den Lehren der katholischen Kirche treu bleibt. Deshalb beschäftigen wir uns immer wieder intensiv mit der katholischen Soziallehre und schreiben die Werte der Organisation nieder. Wir sagen klar, dass die Arbeit der Muttergottes gehört, aber wir sind keine offizielle katholische Organisation. Das ist eine interessante Reise. Ich habe auch moslemische Freunde in Afrika, die gerne mit mir über die Muttergottes sprechen. Wir kommen in einen Dialog. Maria ist eine wunderbare Brücke zwischen den Religionen.

Was unterscheidet Mary’s Meals von all den anderen Hilfsorganisationen?

Ich weiß wenig über diese anderen katholischen Organisationen. Ich sehe nur, dass wir immer mehr Menschen anziehen. Und da komme ich wieder auf die Einfachheit zurück, die wir pflegen: Es ist für uns wirklich wichtig, zu verstehen, dass wir nicht alles selbst machen oder für alles verantwortlich sein können. Wir können eine Sache gut, und darauf konzentrieren wir uns: Für viele Kinder jeden Tag eine Mahlzeit bereit zu stellen. Es ist unsere Aufgabe, Mary’s Meals einfach zu halten. Täglich haben die Menschen bei uns neue Ideen: Wasser, Erziehung, Landwirtschaft. Das sind alles wichtige Dinge, die getan werden müssen. Dieser Fokus auf das Wesentliche ist der Kern unserer Mission. Wir sind eine Graswurzel-Organisation. Jeden Tag viele kleine Akte der Liebe, das ist unser Credo.

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