Vatikanstadt - Montag, 8. Februar 2016, 9:50 Uhr.
Ganz Rom ist in Aufregung, zigtausende haben sie begleitet, bei ihnen die Nacht im Gebet verbracht, ihnen auf dem Petersplatz die Ehre erwiesen: Pater Pio und Pater Leopold Mandic.
Am Mittwoch werden die beiden Heiligen dabei sein, wenn Papst Franziskus über 1,000 Missionare der Barmherzigkeit aussendet, um unter anderem in vielen Ländern Beichten abzunehmen - oder in Ländern wie Deutschland das vernachlässigte Sakrament wieder zu vermitteln.
Der Grund, warum Franziskus darum gebeten hat, die beiden als Zeugen dabei zu haben, ist deren mühevoller Einsatz als Beichtväter und geistliche Begleiter.
Aber direkt darauf angesprochen, geben die meisten zu: Sie sind wegen Pater Pio gekommen.
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Pater Pio, der heilige Pius von Pietrelcina, ist vielen Katholiken ein Begriff. In ganz Italien, aber auch rund um die katholische Welt wird er geliebt und verehrt.
Doch das Leben seines Kapuzinerbruders Leopold Mandic ist ein bewegendes Zeugnis der Ausdauer und Gläubigkeit trotz lebenslanger körperlicher Beschwerden.
Sankt Leopold wurde 1866 als Bogdan Mandic in Dalmatien geboren. Er war das jüngste von 12 Kindern einer kroatischen Familie. In jungen Jahren litt er bereits nicht nur am Stottern sondern auch starken Bauchschmerzen. Chronische Arthrose verkrümmte seine Gestalt und seine Finger. Aber was dem zukünftigen Heiligen an physischer Kraft fehlte, glich er durch spirituelle Stärken aus.
Im Alter von 16 Jahren verließ Bogdan seine Heimat und ging nach Italien. Er wurde Schüler der Seraphischen Kapuzinerschuler in Udine. Im Jahr 1884 trat er dem Kapuziner-Orden als Novize bei und führte fortan den Namen Bruder Leopold. Sechs Jahre später wurde er in Venedig zum Priester geweiht.
Sein größter Wunsch war es, im Osten Europas als Missionar zu arbeiten. Dort tobten religiöse Konflikte. Doch seine Vorgesetzten kamen Leopolds Wunsch nicht nach: Aufgrund seiner schlechten körperlichen Verfassung, seiner zahlreichen Schwächen und Krankheiten war sein Weg ein anderer.
Stattdessen übernahm der junge Pater Dienste in verschiedenen Klöstern der Franziskanerprovinz von Venedig. In Padua lehrte er über die frühen Kirchenväter und wurde bald bekannt dafür, wie gut er sich um seine Studenten kümmerte - und wieviele Stunden er jede Nacht im Gebet verbrachte.
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Gebückt und zunehmend geschwächt mit zunehmenden Alter, verbrachte Leopold die nächsten Jahrzehnte damit, in seiner kleinen Zelle in Padua die Beichte zu hören und geistliche Begleitung zu geben: Beides Dinge, die Franziskus den Katholiken im Jahr der Barmherzigkeit ans Herzen gelegt hat.
Der heilige Leopold nahm bis zu 15 Stunden pro Tag die Beichte ab. Er fastete, opferte Vieles dem Herrn auf, und lebte aus dem Gebet.
Schnell verbreitete sich das Wort vom barmherzigen Kapuziner - was prompt zu Vorwürfen führte, er sei zu nachsichtig mit den Beichtenden. Auf solche Kritiker antwortete Leopold: “Sollte mich der Gekreuzigte beschuldigen, zu milde zu sein, würde ich ihm antworten: Herr, Du hast mir dieses schlechte Beispiel gegeben. Ich habe noch nicht die Torheit Deines Sterbens für Seelen erreicht”.
Im Jahr 1942 wurde der hl Leopold beim Feiern der Messe ohnmächtig; er litt an einem Speiseröhrenkrebs. Er starb mit den letzten Worte des Salve Regina auf den Lippen, des “Gegrüßet seist Du, Königin”.
Das Vorbild dieses Heiligen scheint Papst Franziskus besonders wichtig zu sein. Er hat nicht nur Leopold mit Padre Pio zusammen nach Rom bringen lassen, sondern auch in einem Interview mit dem Vatikanisten Andrea Tornielli kürzlich an ihn erinnert.
Franziskus erzählte die Geschichte von der Barmherzigkeit Leopolds aus einer alten Predigt des Papst Johannes Paul I., der zu dieser Zeit noch Kardinal Albino Luciani war.
Wenn ein Esel über die Pflastersteine stolpert und hinfällt, predigte Luciani, dann sollte man nicht das Tier mit dem Stock schlagen. Der armen Kreatur gehe es schon schlecht genug. Statt dessen sollte man den Esel bei den Zügeln packen und aufhelfen, predigte der spätere Papst. “Das ist das System, und Pater Leopold wendete das System voll an”.
Sankt Leopold Mandic wurde 1983 heilig gesprochen. Sein Gedenktag ist der 12. Mai.
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