23. Dezember 2019
Seit einigen Jahren arbeiten meine Frau und ich daran, ein altes viktorianisches Haus zu restaurieren, das einst ein Pfarrhaus war auf unserer Insel im kanadischen Nova Scotia, wo wir den Sommer verbringen.
Ich möchte eine Parallele ziehen zwischen dem, was wir bislang getan haben, und dem, was in der Kirche getan werden sollte. Wir könnten es "Denovation" nennen: Das Entfernen wertloser oder banaler oder hässlicher Dinge, die einst als neu begrüßt wurden, um "de novo" die guten Dinge zu enthüllen, die versteckt oder vergessen waren. Als wir nun den alten Linoleumbelag und das Sperrholz entfernt hatten, fanden wir darunter den ursprünglichen Boden aus Ahorn, Stück für Stück verlegt, um dem Parkett ein Muster von Quadraten und Diamanten zu geben. Begrabene Schönheit.
Der letzte Bewohner des Pfarrhauses war ein lieber Freund, Father J. J. MacDonald. Er war eine der Führungsfiguren in der Bewegung für Genossenschaftsbanken in Kanada. Er war der Gründer des örtlichen Krankenhauses und der Fernsehstation unserer Insel, die sich mit lokalen Angelegenheiten beschäftigt. Er war ein Schotte, der sich selbst beibrachte, mit Leichtigkeit Französisch zu sprechen, Er war ein Bauer von Jugend an, aber auch in seiner Nebenbeschäftigung. Er war in der Politik ein Liberaler, als das nicht Moloch oder Sodom bedeutete, und ein treuer Sohn der Kirche.
Als er das Pfarrhaus verließ, erlaubte er der Pfarrei, die meisten Dinge zu verkaufen, die er besaß. Ich habe seine Fachbücher zur Moraltheologie aus seiner Zeit als Seminarist. Sie sind von einem niederländischen Dominikaner auf Lateinisch verfasst, und die Anmerkungen von Father MacDonald finden sich am Rand, auf Lateinisch und Englisch. Als wir das Haus selbst kauften, erbten wir auch einige hundert Bücher, welche die Pfarrei nicht abgeben konnte. Viele dieser Bücher sind pastorale Werke, aus den jungen Jahren von Father MacDonald, den 1950er- und 1960er-Jahren. Sie waren Brot und Butter – die Hausmannskost – im Leben eines Priesters, oder im Leben eines katholischen Pfarrangehörigen, bis zur Renovierung mit Linoleum, Sperrholz und exzessiven Plüschteppichen.
Das Buch, das ich vor mir habe, ist "Talking to Teenagers" ("Mit Teenagern reden") von F. H. Drinkwater. Meines ist der dritte Druck bzw. die zweite und verbesserte Auflage von 1964. Ursprünglich war das Buch 1954 veröffentlicht worden, auf Grundlage von Material, das Father Drinkwater zufolge auf die 1930er-Jahre zurückgeht. Er hat viele Bücher für katholische Kinder und Jugendliche veröffentlicht – wie auch sein Freund, Monsignore Ronald Knox. Er und Knox haben eine unmittelbare und liebenswürdige Art gemeinsam, junge Leute anzusprechen, ohne sie zu bevormunden oder etwas als gegeben hinzunehmen. Sie haben ebenso ein soziales Umfeld gemeinsam, das bald zerstört werden sollte.
Manchmal reagiere ich gereizt, wenn ich den Begriff "soziale Gerechtigkeit" höre, und zwar nicht nur, weil ich mich frage, was die Person, die den Begriff benutzt, als gerecht betrachtet. Ich frage mich, was sie als sozial betrachtet. Wer oder was verdient dieses Adjektiv? Es kann sich nicht um bloße Zahlen handeln. Es kann sich nicht um einen politischen Gemeinplatz handeln. Es muss, irgendwo im Kopf jener, die ein wahrhaft soziales Gesetz oder einen wahrhaft sozialen Brauch oder ein wahrhaft soziales Bestreben wollen, noch einen Sinn dafür geben, dass der Mensch zur Freundschaft bestimmt ist. Ein Sinn dafür, dass Gott die Menschen dazu bestimmt hat, von anderen Menschen ernährt, belehrt, korrigiert, geheilt zu werden, usw. Ein Sinn dafür, dass Individualismus und Kollektivismus uneheliche Zwillinge sind, und dass eine wahrhaft menschliche Gesellschaft nicht zwischen diesen beiden Begriffen liegt, sondern darüber und jenseits davon.
Wir entdecken dies immer wieder in den Vorträgen von Drinkwater. In "Holes in the Welfare State" ("Löcher im Wohlfahrtsstaat") bemerkt er, es gebe "keine häusliche Hilfe für Mütter mit mehreren kleinen Kindern. (Chancen für Mädchen – Babysitting, etc. –, oder vielleicht Einkaufen – für Jungen mit einem Fahrrad)". Er empfiehlt kein Kita-Programm, sondern persönliches Zusammenwirken normaler Menschen. Das setzt voraus, dass normale Menschen verfügbar sind, und Mädchen und Jungen, dass sie Zeit haben, dass man ihnen außerhalb des Hauses vertrauen kann – das heißt, dass sie in Sicherheit sind und keine Gefahr für andere darstellen, dass Mädchen kleine Kinder mögen und Jungen Lebensmittel in einer Tasche transportieren können, während sie auf einem geschäftigen Weg oder einer Landstraße entlangradeln. Und was, wenn die bedürftige Person alt ist? "Was die Alten (die allein leben und wahrscheinlich gebrechlich sind) am meisten brauchen, ist eine Verbindung mit der Welt da draußen." Father Drinkwater empfiehlt ein Vorgehen, dass uns aufschrecken würde: einen Pensionär zu "adoptieren" und zu veranlassen, "mit einer bestimmten Botschaft zu ihm geschickt zu werden, um einen ersten Kontakt herzustellen", und beharrlich weiterzumachen, wenn der alte Mann etwas abwehrend oder verlegen ist. "Manchmal ist eine Unterhaltung von wenigen Minuten das, was alte Leute am meisten brauchen. Wenn einem keine Neuigkeiten einfallen, sind sie immer bereit, in Erinnerungen an vergangene Zeiten zu schwelgen."
Worauf kann man sich verlassen, wenn man diese Dinge tut? "Du wirst Unserem Herrn große Freude machen", sagt Father Drinkwater, und "du wirst selbst (in Sachen Erfahrungen und Freude) viel mehr bekommen, als du deinen neuen alten Freunden gibst". Es ist hier etwas von Volksfrömmigkeit zu spüren – die vertrauliche Bezugnahme auf Unseren Herrn, als seien wir Kinder, die ihrem älteren Bruder eine Freude machen wollen –, die nicht länger Teil unseres katholischen Lebens ist.
Im Kapitel "Social Life in the Parish" ("Soziales Leben in der Pfarrei") sagt der Priester, dass "jede Pfarrei, jedes Messzentrum eine richtige Begegnungsstätte" sein solle. Natürlich ist das nicht alles, was eine Pfarrei sein soll, oder auch nur das Beste. Das wahre Zentrum des Gemeindelebens ist Christus, in der Messe und in den Sakramenten, aber das schlagende Herz soll das Blut in alle Glieder des menschlichen Lebens verteilen. Drinkwater stellt sich eine Unterhaltung zwischen zwei Katholiken vor. Die Pfarrei des einen ist gesellig, und die des anderen nicht. George aus der Pfarrei, die nicht gesellig ist, sagt: "Wir sollten allerlei Veranstaltungen anbieten, Tänze, Tennis, Theater, Wandern, Ferienlager, einen Debattierclub, Schach. Ich kenne zwei Burschen, die einem protestantischen Schachclub beigetreten sind – sie wären einem katholischen beigetreten, wenn es nur einen gegeben hätte."
Ein katholischer Schachclub? Diese Welt ist verloren. Die Schuld ist nicht bei überlasteten Priestern zu suchen. Diese Dinge, sagt Tom aus der geselligen Pfarrei, der Gesprächspartner von George, sind Aufgabe der Laien. Die Priester "wurden geweiht, um uns die Messe und die Sakramente zu geben, und um den Glauben zu lehren, nicht um das Tischtennis-Evangelium zu verkünden – das kann jeder." Jeder sollte das tun. "Wir haben eine kleine, aber feine Gruppe von Radfahrern in unserer Pfarrei", sagt Tom, "und ich habe die Gruppe gestartet." Zum nächsten Weihnachtsfest wird er die stellvertretende Schriftführerin des Clubs heiraten.
Der gute Father Drinkwater versteht das Bedürfnis von Küken, zu zwitschern und ihre Flügel auszustrecken und mit ihnen zu schlagen, während die Eltern ihnen noch immer die Nahrung bringen. "Diese Neigung ist Teil des Erwachsenwerdens", sagt er, und wir sollten da ohnehin bald herauswachsen. Er sagt den Jungen und Mädchen, dass unser Wort Autorität vom Lateinischen "augere" kommt, was so viel heißt wie "vermehren" oder "vergrößern". "Jede Autorität bedeutet das Vergrößern des Lebens, nicht das Vernichten. Verwechsle also niemals Autorität mit Gewalt oder Zwang. Autorität muss vielleicht oft Gewalt anwenden, aber nur, um Leben zu bewahren und echtes Wachstum zu fördern." Unsere rechtmäßigen Autoritäten, die Haus, Zivilgesellschaft und Kirche repräsentieren, sind unsere Eltern, die Gesetze des Landes und unser Priester. Was er über die Gesellschaft zu Hause sagt, wenn die Eltern nicht die besten sind, ist wegen seiner Harmlosigkeit bemerkenswert.
"Vielleicht haben einige unserer Eltern, als wir klein waren, ihre Autorität auf erdrückende Weise ausgeübt: ‚Geh und schau, was Johnny treibt, und sag ihm, er soll damit aufhören‘ oder ‚Du tust das, weil ich es dir sage‘. Eltern machen viele Fehler, wenn sie Kinder erziehen, aber es ist nicht ihre Schuld, niemand zeigt es ihnen, sie haben damals ihr Bestes gegeben. Lass ihre Fehler dich heute nicht beeinflussen. Arbeite nicht alte Punkte ab, und ganz besonders arbeite sie nicht ab an deinen jüngeren Brüdern und Schwestern. Schlage ein neues Kapitel auf – sei entgegenkommend und hilfsbereit."
Junge Leute sind auch berufen, Apostel zu sein, sobald sie gefirmt wurden. Wir setzen eine wirklich soziale Welt voraus. Andauernd tun sich Leute zusammen, unternehmen verschiedene Dinge und sprechen darüber. Der Priester stellt sich zwei Mädchen vor, die vom Kinobesuch zurückkommen. Es scheint sich um einen Abend mit zwei Filmen gehandelt zu haben.
"Der letzte war ein guter Film, nicht wahr?", sagt Doris. "Warst du nicht auch froh, dass sie sich scheiden lassen und den Schriftsteller heiraten konnte?"
"Nein", sagt Nora. "Ich fürchte, ich halte nichts von Scheidungen."
"O, aber es kommt immer darauf an, oder nicht?"
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"Nein, es ist immer falsch", sagt Nora. "Wenn die Leute wissen, dass sie sich scheiden lassen können, dann scheren sie sich nicht darum, eine erfolgreiche Ehe zu führen. Bei jeder Meinungsverschiedenheit, die aufkommt, beginnen sie davon zu reden, sich aus dem Staub zu machen."
"Na ja", sagt Doris, "ich weiß, dass deine Kirche gegen die Scheidung ist, daher sagst du, es sei falsch."
"Nein, es ist genau anders herum", sagt Nora. "Scheidung ist immer falsch, und daher ist die Kirche dagegen."
Die Unterhaltung fährt fort, und Nora spricht aus der Sicht eines beharrlichen Realismus. Wir hören in unserer Zeit, dass "Liebe" (womit eine mächtige, mit sexuellem Drang gesalzene Zuneigung gemeint ist) eine Menge Sünden versüßt. Das ist unsozial. Wie Nora sagt: "Liebe ist kein Grund, dass Menschen ihre feierlichen Versprechen brechen."
Nur einige der 200 Seiten des Buches beschäftigen sich mit Sex. So war es, bevor der Sturm losbrach. Das Sexuelle hatte das Soziale noch nicht zerstört. An Jungen gerichtet, sagt Father Drinkwater: "Habt eine anständige Haltung gegenüber Mädchen. Respekt, Kameradschaft. Sie sind keine 'Puppen', sondern menschliche Personen wie ihr auch." Und: "Erkennt den Unterschied zwischen Lust und Liebe. Es ist eigentlich ganz simpel: im einen ist die Hauptsache Gier und Eigennutz, im anderen ist die Hauptsache das Glück der geliebten Person."
An Mädchen: "Alle Mädchen interessieren sich für Hochzeiten, und eines Tages für ihre eigene. Aber die Hauptsache ist, dass keine Eile besteht. Überhaupt keine Eile. Zwischenzeitlich werdet ihr ganz natürlich an Jungen interessiert sein, besonders, wenn ihr keine Brüder habt. Lernt viele kennen, aber es besteht nie die Notwendigkeit, euch billig zu machen." Damit meint er nicht Unzucht, das wäre unvorstellbar gewesen. Die Gefahren, nach denen man Ausschau halten muss, sind Eitelkeit, Luxus und "ein zu früher Vollzeitfreund". Wie unterscheidet man den guten vom schlechten? "Achtet darauf, wie er seine Mutter und Schwestern behandelt."
Mein Gott, mein Gott, warum haben wir den gesunden Menschenverstand und allgemeinen Anstand verlassen? Wir haben nichts erreicht als Einsamkeit und unsoziale Pathologien, die sich Father Drinkwater nicht vorstellen konnte. Es ist nicht mehr nur Linoleumbelag und Sperrholz. Es ist Gift, Dunkelheit des Verstandes und Verderbtheit des Willens, Vereinsamung ohne Abgeschiedenheit, sowie Hass und Gegenseite Schuldzuweisungen der Geschlechter. Eine Kirche füllen? Wir füllen keine Kegelbahnen oder Tanzhäuser.
Bereut, kehrt um, geht nach Hause, und seid wieder Menschen!
(*) Professor Dr. Anthony Esolen ist ein amerikanischer Literaturwissenschaftler, Autor, Übersetzer und Publizist. Übersetzt aus dem englischen Original von Martin Bürger. Zuerst erschienen am 8. September 2019 nach dem Original in "Crisis Magazine". Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung.
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