Abuja - Donnerstag, 30. Januar 2020, 11:13 Uhr.
"Boko Haram ist wie das wilde Tier der Offenbarung: Selbst wenn ihm der Kopf abgeschlagen wird, scheint es einen anderen zu gebären", so Bischof Bruno Ateba von Maroua-Mokolo in Nordkamerun im Gespräch mit der Stiftung Kirche in Not (ACN).
Die nigerianische Regierung hatte angekündigt, dass die 2002 in Nigeria entstandene und 2009 sich radikalisierte Terrorgruppe Ende 2015 besiegt worden sei. Nach den der Stiftung ACN vorliegenden Informationen scheint es jedoch, dass sie lediglich ihren Wirkungskreis auf das ländliche Nigeria verlegt und auf die Grenzgebiete von Kamerun und dem Tschadsee ausgedehnt hat.
"In den Dörfern des Bundesstaates Borno in Nigeria und im gesamten Grenzgebiet zu Kamerun vergeht kein Tag, an dem nicht Nachrichten über Anschläge und Übergriffe von Terroristen bekannt werden. Die Entführungen und Hinrichtungen von Bauern haben in der Bevölkerung Angst und Psychosen hervorgerufen", sagte Ateba.
Nach Weihnachten wurde ein Video mit der Enthauptung von elf Menschen in Nigeria veröffentlicht. Die Verantwortung dafür übernahm der "Islamische Staat in Westafrika (ISWA)", eine der beiden Gruppen, in die sich Boko Haram 2016 aufgespalten hatte.
Fast zur gleichen Zeit schrieb Bischof Barthélemy Yaouda Hourgo von Yaouga in Kamerun, der aus einem Dorf nahe der nigerianischen Grenze stammt, an die Stiftung: "Mein Heimatdorf Blablim existiert nicht mehr! Die Terroristen töteten einen jungen Mann aus meiner Verwandtschaft, plünderten das ganze Dorf und mein Geburtshaus. Bis auf die Alten und Kranken mussten alle ins 17 km entfernte Mora fliehen. Die Baumwollernte wird nicht eingefahren werden können. Derzeit sind die Temperaturen dort sehr niedrig. Beten Sie für all jene, die zu dieser Jahreszeit im Freien schlafen müssen."
Terrorismus oder organisiertes Verbrechen?
Zerstörung, Plünderung, Raub und Entführung kennzeichnen den Weg der Terroristen. Laut Angaben der nigerianischen Militärführung hat die islamische Dschihad-Gruppe ihre Macht verloren und ist in organisierte kriminelle Gruppen zerfallen.
Generalleutnant Tukur Yusufu Buratai, Stabschef der nigerianischen Armee, sagte im September 2019: "Solche Elemente begehen Verbrechen allein zu ihrem persönlichen Vorteil. Es ist allgemein bekannt, dass die Kriminellen nicht mehr vorgeben, für eine andere Sache einzutreten als für die Suche nachmaterieller Bereicherung, die sich in Mord und Terror an unglücklichen Menschen manifestiert".
Er forderte darüber hinaus die Nigerianer auf, "diese Verbrecher nicht zu verherrlichen und sie nicht mit anderen Namen denn als 'Verbrecher', 'Vergewaltiger', 'Entführer', 'bewaffnete Räuber' und 'Mörder' zu bezeichnen."
Laut den Angaben des "Nigeria Security Tracker" starben seit 2012 zwar über 36.000 Menschen – Zivilisten, Streitkräfte und Terroristen – in dem Konflikt, aber ist die Zahl der Opfer im Vergleich zu den schrecklichen Zahlen von 2014 und 2015 stark zurückgegangen.
Die positive Entwicklung ist zum Teil auf die Verteidigungsarbeit multinationaler Streitkräfte zurückzuführen, zu denen das nigerianische, kamerunische, nigerianische und tschadische Militär gehört. Nach Angaben der unabhängigen Organisation "International Crisis Group" wurden allein in Kamerun bei zwei großen Militäroperationen mehr als 7.000 Verteidigungskräfte eingesetzt, wobei die Einheiten des Soforteingriffsbataillons (BIR), des Elitekorps der Armee, mobilisiert wurden.
Das wilde Tier schlägt mit erneuter Gewalt wieder zu
Obwohl die Streitkräfte die konventionellen Angriffe von Boko Haram in den letzten Jahren wirksam verhindert haben, ist es ihnen jedoch nicht gelungen, die Bewegung im Keim zu ersticken. Eine neue Generation von Kämpfern scheint wieder zu erstarken.
"Die Armut und Unsicherheit in den ländlichen Gebieten und der Mangel an Perspektiven für junge Menschen machen sie zur leichten Beute für Dschihadisten", führt Ateba aus.
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Nach Angaben von "Human Rights Watch" hat der Konflikt zwischen den Regierungstruppen und Boko Haram seit 2014 mehr als 270.000 Menschen zur Flucht gezwungen. Die bewaffnete islamistische Gruppe Boko Haram soll im Jahr 2019 in Kamerun mehr als 100 Anschläge verübt haben, bei denen mehr als 100 Zivilisten getötet wurden.
"Zu einer Zeit, als wir glaubten, dass das wilde Tier Boko Haram vollständig enthauptet worden sei, ist das Grauen im Norden Kameruns zurückgekehrt. In meiner Diözese hat es in den letzten vier Wochen 13 Angriffe gegeben. Am Dreikönigstag wurde eine Kirche niedergebrannt. Wir ermitteln zwar nach den Tätern, aber alles deutet darauf hin, dass es sich um einen Terrorakt handelt", erklärt der Bischof.
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