Melbourne - Donnerstag, 9. April 2020, 8:15 Uhr.
Die St. Patrick's Cathedral in Melbourne ist am Mittwoch über Nacht mit Parolen und Graffiti beschmiert worden, wenige Stunden nachdem Kardinal George Pell vom australischen Obersten Gerichtshof von einer Verurteilung wegen sexuellen Missbrauchs freigesprochen und aus dem Gefängnis entlassen worden war.
Das Tor der Kathedrale wurde mit einer satanischen Darstellung besprüht, zusammen mit der Botschaft "ROT IN HELL, PELL". Andere Türen wurden mit umgedrehten Kreuzen und den Worten "KEINE GERECHTIGKEIT" und "KINDERSCHÄNDER beschmiert, sowie "Das Gesetz schützt die Mächtigen."
Der Erzbischof von Melbourne, Peter Comensoli, sagte gegenüber australischen Medien, er sei zwar über den Vandalismus verärgert, aber "nicht völlig überrascht".
"Bei all diesen Themen gibt es nach wie vor so starke Emotionen", sagte Comensoli gegenüber dem Radiosender 3AW.
Church officials had covered up this graffiti “Rot in Hell Pell” at St. Patrick’s Cathedral with plastic . But revealed it to allow police investigators to examine it. 6pm #7NewsMelbourne pic.twitter.com/j3LlIJxwWs
— NickMcCallum7 (@NickMcCallum7) April 7, 2020
Offenbar als ein Akt des Protests wurde ein Dreirad an den Zaun des Klosters in einem Vorort von Melbourne gebunden, wo Pell seine erste Nacht in Freiheit nach mehr als 400 Tagen Gefängnis verbrachte.
"Ich denke, jeder wird weiterhin seine ganz eigene Meinung zu dieser Angelegenheit vertreten", sagte Comensoli und fügte hinzu, er hoffe, dass Vernunft einkehren werde und "die Aussagen des Urteils des Obersten Gerichtshofs bedacht und in ihrem rechtlichen Kontext gesehen werden".
Der Leiter des Büros des Erzbischofs von Melbourne erklärte gegenüber australischen Medien, dass die Sicherheit rund um die Kathedrale in den folgenden Tagen erhöht werde, um weitere Vandalismusakte zu verhindern.
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Pell war im Dezember 2018 verurteilt worden, im Jahr 1996 zwei Chorknaben in der Kathedrale von Melbourne sexuell missbraucht zu haben. Am 7. April entschied der Australian High Court einstimmig, dass die während des Prozesses vorgelegten Beweise es den Geschworenen gar nicht erlaubt hätten, angesichts begründeter Zweifel diesen für schuldig zu befinden, und ordnete Pells Freispruch und seine Freilassung nach mehr als 400 Tagen Haft an.
Die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs vom Dienstag beendete ein fast dreijähriges Gerichtsverfahren, das im Juni 2017 begann, als der Kardinal wegen angeblicher sexueller Übergriffe in mehreren Fällen angezeigt wurde, die bereits vor Jahrzehnten verübt worden sein sollten. Die meisten dieser Anschuldigungen wurden fallen gelassen, bevor sie vor Gericht gebracht werden konnten.
Pell, der zuletzt Erzbischof von Sydney war, bevor er 2014 Australien verließ, um eine Stelle als Präfekt des Wirtschaftssekretariats anzutreten, ist nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis nach Sydney zurückgekehrt.
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Exklusiv: Kardinal Pell im Interview mit CNA über seine Freilassung https://t.co/uGdAfUF3IS
— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) April 7, 2020
"Es ging darum, ob ich diese schrecklichen Verbrechen begangen hatte, und das habe ich nicht getan", erklärt ++Pell in einer ersten Stellungnahme, sagt, er hege keinen Groll gegen seinen Beschuldiger https://t.co/VYCF6TKy7c
— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) April 7, 2020