Das Jahr Johannes Pauls II: Die Universität als Treffpunkt von Glaube und Vernunft

Besuch Papst Johannes Pauls II. in der Universität LUMSA in Rom im Jahr 1985
LUMSA

"Inwiefern seid ihr, Studenten, aufgerufen, in dieser so wichtigen und entscheidenden Zeit eures Lebens im Weinberg eures persönlichen Lebens zu arbeiten? (…). Die Menschheit braucht ausgeglichene, reife, großzügige, verständnisvolle Persönlichkeiten, die über jeden Egoismus erhaben sind. Und gerade jetzt ist diese wertvolle Zeit eurer intellektuellen, ethischen und affektiven Formung - für die Aufgaben, die euch in der Gesellschaft erwarten und für jene, die ihr eines Tages in der Familie, die ihr gründet, übernehmen werdet und auf die ihr schon ab heute eure moralischen Energien lenken müsst, um morgen jene Väter und Mütter zu sein, die Gott will, die die Kirche erwartet.

Bemüht euch, euren christlichen Glauben zu vertiefen. Der heute bestehende, lebhafte Kontrast verschiedener Mentalitäten, die von verschiedenen Philosophien herrühren, und der ideologische Pluralismus verlangen von euch eine tiefere und klarere Kenntnis des eigenen Glaubens, um ihn mit ungetrübter Überzeugung leben und bezeugen zu können.

Auch über die Spannungen und die Krisen hinaus, die von anti- oder unchristlichen Ideologien provoziert werden, ist heute ein ernsthaftes und methodisches Studium der Offenbarung sehr notwendig, um zu verstehen, dass es keinen Kontrast zwischen Glaube und Wissenschaft gibt, und wie die Wissenschaft in ihren Anwendungen auch vom Glauben erleuchtet werden muss. Dass muss auch euer freudiger Einsatz als Universitätsstudenten sein! Und bemüht euch, ´in der Gnade´ zu leben!"

Es war der 18. Dezember 1979. An diesem Tag begann Papst Johannes Paul II. eine Tradition, die ihn das ganze Pontifikat über begleitete, und die auch Benedikt XVI. fortführte: Die Begegnung mit den römischen Universitätsstudenten vor Weihnachten.

Darüber berichtet Angela Ambrogetti, Chefredakteurin von ACI Stampa, der italienischsprachigen Schwesternagentur von CNA Deutsch, in einem weiteren Artikel zum Jubiläumsjahr des 100. Geburtstags des polnischen Papstes.

Die Aufmerksamkeit für die Welt der Universität war von grundlegender Bedeutung im Pontifikat Johannes Pauls II., der selbst als junger Mann an der Universität gelehrt und während seiner Zeit als Bischof von Krakau viel Zeit in die Jugendpastoral investiert hatte.

Auf seinen Reisen machte er in jedem Land mindestens einmal Station in einer universitären Struktur und in Rom fand neben dem Termin vor Weihnachten auch die heilige Messe zum Beginn des akademischen Jahres der päpstlichen Universitäten statt.

Zudem gab es das ganze Jahr über Besuche und Audienzen und an Ostern ein Treffen mit den Jugendlichen der UNIV - den Studenten aus aller Welt, die dem Opus Dei verbunden waren.

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Bei den Studenten wurde der Papst wieder so unbeschwert wie zu den Zeiten in Krakau. Sie  organisierten oft kleine Aufführungen im Hof von San Damaso. Oder auch in Castel Gandolfo, das im Sommer zu einem echten Treffpunkt für die Jugendlichen wurde. Der Papst öffnete die Gärten, um alle Jugendlichen aufzunehmen für Abende am Lagerfeuer und mit Gesang.

Es waren die frühen 80er Jahre und die Welt war optimistisch, aber Johannes Paul II. wusste, dass das Yuppie-Wesen nicht glücklich machen würde.

Im Jahr 1993, nach dem Weltjugendtag in Denver, stellte der Papst bei den römischen Studenten folgende Betrachtung an: "Die Jugendlichen bewegen sich in Richtung Zukunft, mit der Kraft ihrer frischen Energie und mit dem Blick auf Christus gerichtet. Ihre Gesichter sind ´leuchtend´, ihre Gesichter sind  ´nicht verwirrt´ und die ´Schande, ein Mensch zu sein´, die von verschiedenen ´Lehrern des Argwohns´ unserer Zeit eingeflößt wird, räumt das Feld dem Licht, das Christus ist. Die aufkommende Falschheit weicht auch in den Medien der Wahrheit! Die trügerischen Wege der Existenz verwandeln sich in königliche Wege, die in Christus zusammenlaufen, der ´Weg, Wahrheit und Leben´ ist."

Im Jahr 2000 hebt der Papst beim Jubiläum mit den Universitäten die Notwendigkeit der Vernünftigkeit des Glaubens hervor: "Unter dem Blickwinkel der Wahrheit betrachtet, bringt der christliche Humanismus vor allem eine Öffnung zum Transzendenten mit sich. Die Wahrheit und Größe des Menschen, des einzigen Geschöpfes der sichtbaren Welt, das sich seiner selbst bewußt werden kann, besteht darin, anzuerkennen, von jenem höchsten Geheimnis umhüllt zu sein, dem Vernunft und Glaube übereinstimmend den Namen Gott geben. Es bedarf eines Humanismus, bei dem die Horizonte der Wissenschaft und des Glaubens nicht mehr in Gegensatz zueinander stehen. Man kann sich jedoch nicht mit einer zweifelhaften Aussöhnung zufriedengeben, wie sie von einer Kultur betrieben wird, die der Vernunft die Fähigkeit abspricht, die Wahrheit zu erkennen. Auf diesem Wege liefe man Gefahr, den Glauben auf das Gefühl, die Empfindung oder die Kunst zu verkürzen und ihn somit jedweden kritischen Fundaments zu berauben. Dies entspräche jedoch nicht dem christlichen Glauben, der vielmehr eine vernünftige und verantwortungsvolle Treue gegenüber all dem erfordert, was Gott in Christus geoffenbart hat. Der Glaube gedeiht nicht auf der Asche der Vernunft! Ich ermutige Sie eindringlich, die Sie im Bereich der Universitäten tätig sind, alles zu tun, daß ein Horizont des Wissens wiederaufgebaut werde, der auf die Wahrheit und das Absolute hin offen ist."

Die Texte Johannes Pauls II. zum Thema Universität finden sich gesammelt (in englischer und italienischer Sprache) auf der Website der Kongregation für das katholische Bildungswesen. Bei vielen handelt es sich um wahrhaft prophetische Texte. 

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Zahlreiche Universitäten bewahren Fotos und Texte eines Besuchs von Papst Johannes Paul II. auf. In Italien von der Universität Ca'Foscari in Venedig, über die Universität in Pisa oder die LUMSA in Rom, aber auch im Ausland, wie beispielsweise in Universitäten in Polen oder den USA.

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