Vatikanstadt - Dienstag, 21. Juli 2020, 6:29 Uhr.
"Ich denke, Castel Gandolfo hat Erfahrung darin, den Päpsten einen guten Aufenthalt zu ermöglichen. Wir können also sicher sein, dass es dieses Jahr wieder so sein wird. Es ist bereits das elfte Jahr meines Sommeraufenthaltes in Castel Gandolfo. Wir haben beide schon ein wenig Erfahrung - die Bewohner von Castel Gandolfo und der Papst."
Es war Freitag, der 21. Juli 1989. Johannes Paul II. setzte den Brauch der modernen Päpste fort und begab sich zu den Päpstlichen Villen mit Blick auf den Albaner See. Darüber berichtete ACI Stampa, unsere italienische Schwesternagentur.
Der Apostolische Palast von Castelgandolfo ist keine luxuriöse Residenz. Er blickt auf eine lange Geschichte zurück und wurde nach den Lateranverträgen von Pius XI. renoviert.
Heute ist er ein Museum, aber die Verbindung zwischen der Stadt in der Region Latium und den Päpsten hat etwas Besonderes, das man nicht leugnen kann. Pius XII., Johannes XXIII., Paul VI. hatten das verstanden und Johannes Paul II. machte Castel Gandolfo zu jenem "zweiten Vatikan", der es ihm ermöglichte, nach dem Attentat und mehreren chirurgischen Eingriffen wieder Kraft zu schöpfen. Er war aber auch ein echter Ort des Studiums und der Begegnung mit den Jugendlichen.
Johannes Paul II. besuchte Castel Gandolfo erstmals am 25. Oktober 1978: Ich bin ein bisschen euer Mitbewohner geworden! Ich kann nicht viele Dinge sagen, aber eines ist gewiss: eure erste Begegnung ist sehr warmherzig - und auch sehr laut! Aber ich hoffe auch sehr religiös! Ich grüße alle! Und ich wünsche Castel Gandolfo, dass dieser neue Bürger ein anständiger Bürger ist. Und weil dieser Bürger der Papst ist, beginnt er damit, all seinen Mitbürgern den Segen zu geben. Ich grüße die örtlichen Würdenträger und danke allen, die ein bisschen auf mich aufpassen werden: vielen Dank. Und noch ein letztes Wort: Gelobt sei Jesus Christus!"
In Castel Gandolfo bereitete Papst Johannes Paul II. seine Enzykliken und vor allem seine Reisen vor. Und er traf dort intellektuelle Freunde, Professoren, mit denen er in seiner Jugend gearbeitet hatte, aber auch Staatsoberhäupter, wenn nötig.
In Erinnerung bleibt besonders der Besuch von George W. Bush, damals Präsidenten der Vereinigten Staaten. Er selbst beschrieb ihn so: "Ich besuchte im Juli 2001 die wundervolle Sommerresidenz Castel Gandolfo. Die Schweizer Garde mit ihren Paradeuniformen hat uns durch eine Reihe von Räumen bis zum Empfangssaal geleitet. Papst Johannes Paul II. war einer der Großen der modernen Geschichte. Er hat das nationalsozialistische und das kommunistische Regime in Polen überlebt und wurde der erste nicht-italienische Papst nach 455 Jahren. Mit seinem Slogan ´Habt keine Angst´ hat der das Bewusstsein Mitteleuropas und Osteuropas vereint, um den eisernen Vorhang niederzureißen."
Die Villen mit ihrem Park waren aber vor allem auch ein idealer Ort für die informellen Begegnungen mit den Jugendlichen. Es gibt keine Texte, die von den Liedern ums Lagerfeuer berichten oder von den Gesprächen des Papstes mit den jungen Menschen aus aller Welt. Aber wer dabei war, wird diese Erfahrung nie vergessen.
Und dann gab es noch die Treffen mit Chiara Lubich, deren Zentrum der Fokolarbewegung sich direkt neben den Villen des Papstes befand.
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Für Johannes Paul II. war Castel Gandolfo wirklich ein Zufluchtsort. Derart, dass er seine Aufenthalte nicht auf den Sommer beschränkte. Der Papst suchte ihn nach Ostern und auch nach Weihnachten auf, um sich auszuruhen und allein in der Natur zu sein. Aber nicht nur. Saverio Petrillo, der jahrzehntelange Direktor der Päpstlichen Villen erinnerte sich: "Der Papst ging oft in die Häuser der Angestellten, die innerhalb der Villen lebten. Es gefiel ihm, ihre Familien kennenzulernen und zu verstehen, wie sie lebten. Sie boten ihm einen Kaffee, einen Tee und etwas Gebäck an - genau so, wie man es mit einem Freund macht, der dich besuchen kommt. Es war sehr schön und jeder hier hat eine schöne Erinnerung an diese seine Art, unter ihnen zu sein."
In Castel Gandolfo fanden in diesen Zeiten auch immer die sonntäglichen Angelusgebet statt und in den letzten Jahren auch die Mittwochsaudienzen.
Johannes Paul II. vergaß zudem nie das beliebteste Fest der Stadt - das Pfirsichfest Ende Juli : "Heute wird das Pfirsichfest in Castel Gandolfo gefeiert. Dieses Fest ist eine Tradition, die dem heutigen Tag eine besondere Freude verleiht und es bietet den Bewohnern von Castel Gandolfo und den hier versammelten Pilgern die Gelegenheit, einige festlich freudige Stunden zu verbringen und sich über die Früchte der Natur zu freuen, die der Herr schenkt. Ich hoffe, dass diese Initiative, indem sie die freie Zeit so fördert, dass die natürlichen und geistlichen Ressourcen des Menschen gewürdigt werden, erlaubt, den Leib und die Seele zur größeren Ehre Gottes, des Schöpfers des Universiums, zu beleben."
Auch wenn seine wahre Leidenschaft die Berge waren, auch wenn seine Reisen in die Welt das Herz seiner Mission waren, so wusste Johannes Paul II. auch, dass das Städtchen am See das Haus des Papstes war und dass die Leute dort den Bewohnern der Villen immer besondere Zuneigung entgegenbringen würden.
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