Der mysteriöse Mann hinter dem "Auge des Tibers"

Das Logo der Website, die viele immer noch für "echte" katholische Nachrichten halten.
www.eyeofthetiber.com

Rotzfrech aber irgendwie doch fromm, humorvoll aber irgendwie doch sehr ernst: Eye of the Tiber, "Das Auge des Tibers" (DADT) ist mehr als nur eine Website, die mit Satire katholische Nachrichten aufbereitet. Seit bald vier Jahren ist Eye of the Tiber für Journalisten und Entscheider aller Bereiche der Weltkirche – zunehmend auch in deutschsprachigen Landen – Geheimtipp und tägliches Lektüre-Ziel. Auch wenn sich so mancher DADT nur antut, um sich herrlich ärgern zu können.

Lange Zeit war die Identität des Mannes hinter der humorvollen Satire ein Geheimnis. Als unlängst das Geheimnis gelüftet wurde, sprach CNA-Autorin Mary Rezac mit dem Kalifornier namens SC Naoum, um über Humor, seine Angst vor der Exkommunikation, und was seine Arbeit inspiriert zu sprechen, und natürlich über alle, die glauben, dass es sich bei DADT um echte Nachrichten handelt.

Was hat Sie inspiriert, das "Auge des Tibers" zu schaffen?

Seit ich denken kann, liebe ich Satire. Nun ist es leider ja so, dass jeder, der die Kirche liebt, auch weiß, dass Satire – so wie fast alles Gute in der Welt, also Literatur, Poesie, Musik, Naturwissenschaften usw. – säkularisiert ist. Verdammt noch mal, selbst jüdisch-christliche Symbole wie der Regenbogen und der Blitz wurden von – in der Regel – Gegnern der Kirche einfach geklaut. Der Regenbogen, zum Beispiel, steht für den Bund Gottes mit Noah. Die Welt denkt heutzutage aber, dass er ein Symbol ist für den Bund eines Mannes mit einem anderen Mann. Gut, der Blitz hat, soweit ich weiß, nie auch nur irgendwas Kirchliches symbolisiert, aber ich wünschte, es wäre anders, denn Blitze sind genial! Und außerdem hätte ich dann einen guten Vorwand, mir einen Blitz tätowieren zu lassen.

Wo zum Teufel war ich? Ach ja, was mich inspiriert hat: Die Liebe zur Kirche und die Liebe zu guter Satire. "The Onion" (die US-amerikanische Satirezeitschrift) ist wunderbar. Ihre Art, sich über etwas lustig zu machen und Wahrheiten zu enthüllen durch manchmal subtile, manchmal absurde Überschriften, ist atemraubend.

Wobei es auch schon viele Momente gab, in denen ich dachte, und immer noch denke, dass sie das Sakrileg um eine Stufe herunterschrauben könnten – oder um zehn.

Jedenfalls ging mir so ein Licht auf und die Idee für eine katholische Satire-Website war geboren.

Was bezwecken Sie mit dem "Auge des Tibers"?

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Jeden Katholiken mindestens einmal zu ärgern. Wenn Sie mit dieser Antwort nicht zufrieden sind, dann löschen Sie sie bitte und fügen das hier ein: Licht zu bringen in die Absurdität einiger Dinge, die in der Kirche vor sich gehen und den Menschen die Möglichkeit zu geben, auch mal über sich selbst zu lachen. Und übrigens versuche ich, nicht exkommuniziert zu werden! Sie glauben jetzt vielleicht, das letzte war ein Witz, aber so ist es nicht. Ich hatte buchstäblich schon Alpträume, dass ich wegen eines Artikels exkommuniziert würde. Aber auf diesen Alptraum folgte dann bisher stets ein lustiger Traum, in dem ich zu Zeiten der Spanischen Inquisition in Handschellen vor ein Tribunal geführt wurde und dann erkannte, dass ausgerechnet Torquemada, der Großinquisitor, für meinen Fall verantwortlich ist und mich dann freilässt. Torquemada war ja gar nicht so böse, wie er immer dargestellt wird.

Wie auch immer, das sind meine Ziele für "Das Auge des Tibers". Also jetzt nicht der seltsame Traum an sich, sondern Lesern Bescheid geben über beliebige katholische Tatsachen, die ich selbst einfach interessant finde, indem ich mich lustig mache über wichtige Dinge, wie zum Beispiel die liturgischen Tänze oder die anderen sieben Todsünden.

Sind Sie ein Ein-Mann-Team oder nehmen Sie auch Texte an?

Die meisten Artikel auf der Website sind von mir. Ein paar Beiträge von Lesern und so etwa zehn, fünfzehn von Freunden habe ich mal angenommen. Das mache ich aber eigentlich nicht mehr, denn ich fand es immer schwierig, jemandem abzusagen, selbst wenn ich nicht fand, dass sein Artikel gut zur Seite passen würde. Ich habe mich immer schlecht gefühlt, wenn ich Nein gesagt habe. Vor allem habe ich mich mies gefühlt, wenn der Typ, dem ich gerade abgesagt hatte, mir darauf entgegnete, ich solle den Beitrag einfach schieben. Ich wollte seinen Artikel aber nicht schieben, darum geht es doch. Ich habe ihm auch damit nicht gesagt, dass sein Beitrag nicht lustig gewesen sei ... sondern einfach nur, dass er gerade nicht gut passen würde. Ich erinnere mich noch, dass ich zu der Zeit eine lange Arbeitswoche hatte, müde war und dass noch so viele Dinge anstanden – schieben war ehrlich gesagt das letzte, das ich wollte. Also habe ich es auch nicht gemacht. Stattdessen habe ich beschlossen, Texte künftig nicht mehr anzunehmen.

Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Artikel?

Whiskey.

Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade das "Auge des Tigers" leiten?

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Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.

Ich liebe es, Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Ich liebe es zu lesen, zu schreiben, zu beten und Sport zu machen.

Na gut. Das letzte war gelogen. Ich hasse Sport. Und ich habe keine Ahnung, was ich mit dieser Lüge erreichen wollte.

Was war der bisher beliebteste Artikel auf DADT?

Der beliebteste Artikel bisher war "Peter Jackson kündigt Pläne an für eine 72-teilige Serie über das Silmarillion". Der Beitrag hat mehr als 100.000 Likes auf Facebook, wurde mehr als 600 Mal auf Twitter geteilt und es gibt noch eine Reihe weiterer relativ beeindruckender Nachweise. Das Stück war sogar eine Zeit lang der erste Eintrag bei Google News, wenn man dort nach "Silmarillion" gesucht hat. Das war irgendwie großartig. Das Beste an dem Artikel war aber, dass ich ihn noch nicht einmal geschrieben habe. Ein befreundeter Priester ist der Autor, Pater Andy Younan (Twitter: @Jonah_3001).

Das Ding mit vielen dieser Artikel ist, und das sieht Pater Andy genauso, dass die Stücke , von denen Du selbst denkst, dass sie Gold sind, voll abschmieren und alle, von denen Du glaubst, dass sie mies sind, werden in der Regel zu Gold. Es ist schon komisch, dass weder ich (Twitter: @SCNaoum) noch Pater Andy das vorher herausfinden können. Also, wenn Sie mal einen Artikel lesen, der einfach unglaublich mies ist, dann nur, weil ich fand, dass er genial ist. Lassen Sie sich nicht frustrieren! Es war ein ehrlicher Fehler.

Welcher Artikel hat bisher die größte Kontroverse ausgelöst?

Ich weiß nicht mehr so ganz genau, welcher Artikel die größte Kontroverse verursacht hat, aber ich weiß, dass die Berichte, die ich über die Messe schreibe, in der Regel am meisten aufgeheizt werden. Wenn ich zum Beispiel ein Stück schreibe mit dem Titel: "Einige Römische Christen aus dem zweiten Jahrhundert hassten die lateinische Messe, weil sie im Volksmund gesprochen wurde", dann weiß ich, dass ich damit einigen liturgischen Traditionalisten ans Bein pinkele. Wenn ich aber einen Artikel schreiben würde mit dem Titel: "Clown bei Zirkusmesse getadelt, weil er mit dem Heiligen Horn im falschen Moment der Weihe gehupt hat", dann weiß ich, dass was auch immer das komplette Gegenteil eines liturgischen Traditionalisten ist, – angepisst sein wird. Ich glaube, sie heißen Protestanten.

Wie oft denken die Leute, DADT sei eine echte Nachrichtenquelle?

Sehr oft. [Peinliche Stille]. Kommt da noch eine Nachfrage?

Wie kann Satire Wahrheit aussprechen in einer Weise, wie es Nachrichtenagenturen oder die Medien nicht können?

Satire ist eine interessante Form von Kunst. Sie ist nicht nur die größte Form der passiven Aggression, die es gibt, sondern Satire ist zugleich die direkteste Art von Kritik und Überprüfung. Während ordentlicher Journalismus versucht, bei einer Sache die Fakten dieser Angelegenheit darzulegen, geht gutgemachte Satire bereits davon aus, dass es sich bei derselben Angelegenheit um Fakten handele und prügelt die Sache dann zunächst krankenhausreif, seziert sie, findet in dem, was die Medien berichten, die Ungenauigkeiten, befreit die Angelegenheit davon, schlägt sie noch einmal zu Brei, foltert sie dann mit Waterboarding, um sicherzustellen, dass alle Details erfasst sind und stellt die Angelegenheit dann so dar, dass der durchschnittliche Leser den Kern der Sache ganz ohne Drumherum verstehen kann. Auf diese Art ist Satire passiv aggressiv und gleichzeitig direkt. Es braucht einen Umweg, um direkte Wahrheiten zu verkünden. Verstehen Sie, was ich meine? Gut, denn ich versteh es verdammt noch mal nicht.

Welche liturgischen Tänze mögen Sie am liebsten?

Also, die drei besten sind der "Katholische Carlton", "Geh wie ein ägyptischer Kopte" und natürlich der "Cha Cha Slide": stehen, sitzen, stehen, knien!und natürlich über alle, die glauben, dass es sich bei DADT um echte Nachrichten handelt.

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