Abschließend möchte ich noch kurz auf das Thema der Entwicklung der Liturgie in der Kirchengeschichte eingehen und dazu aufrufen, den Blickwinkel zu erweitern.

Ich komme noch einmal auf die Episode mit den Emmaus-Jüngern zurück. „Und er fing an von Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm geschrieben steht“ (Lk 24,27). Der Evangelist Lukas zeigt hier, dass niemand Christus Glauben schenken kann, wenn er nicht damit beginnt, den Lehren des Mose, der Propheten und der Schriften des Alten Testaments treu zu sein, was er übrigens bereits im Gleichnis vom armen Lazarus und dem reichen Mann angedeutet hatte: Letzterer bittet Abraham, Lazarus in das Haus seines Vaters zu schicken, damit er seine fünf Brüder warne und bekehre, auf dass nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen, wo er selbst sich nach seinem Tod befindet. Wir kennen die Antwort, die er erhält: „Wenn sie Mose und die Propheten nicht hören, so werden sie auch nicht glauben, wenn jemand von den Toten aufersteht“ (Lk 16,31).

Das vermag uns Aufschluss darüber zu geben, wie wir die Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils aufnehmen können. Es ist unmöglich, dieses Konzil richtig zu verstehen, wenn man sich weigert, es im Geist der Tradition zu lesen, die ihm vorausging. Eine Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils der tridentinischen Ekklesiologie gegenüberzustellen ist sinnlos und dient der Kirche nicht: Das dient vielmehr dem Bestreben, sie zu ruinieren, denn die Kirche Jesu Christi ist von ihrer Gründung bis zum heutigen Tag ein und dieselbe. Ebenso muss man sich vor den oft ideologischen Vorurteilen hüten, welche die echte, von der Liturgiekonstitution Sacrosanctum concilium gewollte Erneuerung behindern – diese zugleich immense, heikle und furchterregende Aufgabe, der sich die Kirche seit Jahren mit Geduld, Beharrlichkeit und Entschlossenheit widmet. Das Konzil lehrte in vollkommener Kontinuität mit dem ständigen Lehramt der Kirche, dass die heilige Liturgie der Ort ist, an dem Christus heute in seiner Kirche wirkt. Die eigene Liturgie außerhalb der Tradition zu erfinden, sie zu einem Ort persönlicher oder kollektiver Kreativität zu machen, die letztlich auf nichts anderes als auf den Priester selbst oder auf eine sich selbst feiernde Gemeinde verweist, bedeutet, das Zweite Vatikanische Konzil zu verraten und die Gläubigen von Christus zu entfernen. Benedikt XVI. hatte dies in seinem Brief vom 7. Juli 2007 an die Bischöfe anlässlich der Veröffentlichung des Motu Proprio Summorum Pontificum klar formuliert:

Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein. Es tut uns allen gut, die Reichtümer zu wahren, die im Glauben und Beten der Kirche gewachsen sind, und ihnen ihren rechten Ort zu geben.

Die Leseprobe wurde mit freundlicher Genehmigung des fe-Medienverlags dem dort soeben erschienenen Buch „Katechismus des geistlichen Lebens“ von Robert Kardinal Sarah entnommen. Sie können das über 300 Seiten umfassende Buch hier direkt beim fe-Medienverlag erwerben.

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