Philadelphia - Mittwoch, 18. November 2015, 12:26 Uhr.
Echte Barmherzigkeit und das Vertrauen in die verwandelnde Macht der göttlichen Gnade: Für den Erzbischof von Philadelphia, Charles Chaput, sind sie der Schlüssel zum richtigen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen.
“Ironischerweise kann eine pastorale Strategie, die die Sünde im Namen der Barmherzigkeit verharmlost, keine Barmherzigkeit sein, da sie unehrlich ist” erklärt Chaput in einem Essay, der kommenden Monat in der Zeitschrift “First Things” erscheinen wird.
Die echte Barmherzigkeit komme vom Evangelium. Sie glaube daran, dass “die Gnade Gottes die Macht hat, uns zu verändern”, so Chaput und präzisierte, dass dies von Bedeutung sei für die pastorale Antwort der Kirche auf die wiederverheirateten Geschiedenen.
“Die Geschiedenen, die standesamtlich erneut heiraten, bleiben weiterhin willkommene Mitglieder der Glaubensgemeinschaft, aber die Kirche kann das Wort Gottes über die Unauflöslichkeit der Ehe nicht ignorieren oder die Folgen der Entscheidung, die erwachsene Personen frei treffen, nicht abschwächen” betont Erzbischof Chaput.
Der amerikanische Geistliche erinnert an den Abschnitt aus dem Johannesevangelium über Jesus und die Ehebrecherin, die gesteinigt werden sollte: “Alle Menschen bedürfen der Barmherzigkeit Gottes, auch jene, die sich selbst für gerecht halten“, legt er dar.
“Jesus allein kann uns befreien. Er allein hätte auch den ersten Stein werfen können. Er hat es nicht getan. Stattdessen sagt er: ´Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr´.”
“Gott schuldet uns die Vergebung oder die Erlösung nicht. Er schuldet uns gar nichts. Und Gott gibt uns auch nicht die Erlaubnis, weiter zu sündigen” erläuterte er, sondern im Gegenteil “fordert er als Antwort ´zu gehen und nicht mehr zu sündigen´.”
“Als Jesus der Frau vergibt, schenkt er eine Gnade, die das moralische Gesetz nicht geben kann. Er schenkt ihr ein neues Leben in der Freundschaft mit Gott.”
Der Erzbisschof von Philadelphia weist die Vorwürfe zurück, die Praxis der Kirche würde derartige irreguläre Verbindungen bestrafen oder ausschließen. Er weist darauf hin, dass die Kirche nicht gleichzeitig ein Verhalten, welches die Menschen von Gott trenne, gutheißen könne, und gleichzeitig ihrer “eigenen Sendung treu bleiben”.
Chaput betont, dass eine echte Annäherung an Gott statt dessen eine Entfernung von Sünde und Irrtum mit sich bringe.
Der amerikanische Hirte mahnt davor, dass ein pastoraler Ansatz, der die Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen suchen würde, ohne letztlich einen Lebenswandel anzustreben, nur den Glauben vermindern würde. “Nichts anderes”, so Chaput wörtlich.
“Was auf eine falsche Sakramentenlehre und -praxis folgt ist nicht engagierteres Leben nach dem Evangelium, sondern dessen Zusammenbruch” fuhr er fort und wies darauf hin, dass dies in Teilen Europas, die sich von der katholischen Lehre entfernt haben, geschehen ist.
Charles Chaput erinnert an die mahnenden Worte von Papst Franziskus, dass Christen ihre Mitmenschen in “den verstrickten Situationen ihres Lebens” begleiten sollten: “Das ist ein Schlüsselgedanke der Barmherzigkeit und ein lebendiger Ausdruck christlicher Liebe. Die Bande der Sünde sind stark und die Gnade Gottes löst sie oft nur langsam”, betont er.
Der Erzbischof unterstreicht, dass uns “keine Sünde jenseits der Vergebung Gottes werfen kann” und dass “sein Erbarmen ewig währt.”Es würde der Barmherzigkeit widersprechen, zu sagen “komm” und darin aber einzuschließen, dass wir uns nicht bewegen müssen, dass wir uns nicht aus unserer aktuellen Verbindung mit der Sünde lösen und dem Gehorsam und der lebendig machenden Gerechtigkeit, dem Gesetz Jesu Christi, entgegengehen müssen, verdeutlicht er.
Erzbischof Chaput schreibt, dass “die Christen in die Welt gesandt sind mit der Inschrift der Barmherzigkeit des Kreuzes in ihrem Leben.”
Die Kirche lade im Jahr der Barmherzigkeit ein, erneut der Liebe des Erlösers zu begegnen. Sie öffne der Welt die Türen und lade ein, am Fest der Hochzeit des Lammes teilzunehmen.