München - Freitag, 29. Januar 2016, 12:03 Uhr.
Vom "Exorzisten" bis zum geliebten Landpfarrer, vom schlauen Ermittler-Pater bis zum Helden eines Heiligenfilms: Priester sind immer wieder Protagonisten in Hollywood wie heimischen Filmproduktionen. Der als "Bergretter" bekannte Martin Gruber spielt demnächst eine neue Pfarrer-Figur: Den zünfigten Niederbayern Toni Seidl, der nicht nur die angereiste evangelische Pastorin charmant herausfordert. Der Film "Frau Pfarrer und Herr Priester" läuft am 18. März um 20.15 Uhr in der ARD. Im Interview mit CNA spricht der Schauspieler, der sich mit einer eigenen Stiftung für bedürftige Kinder einsetzt, wie es ist, einen Priester zu spielen.
CNA: Herr Gruber, wie ist das, eine Soutane zu tragen?
GRUBER: Während des Drehs war das gute Stück äußerst unangenehm zu tragen, wegen der Materialbeschaffenheit, altes Theater-Polyester, was der Soutane eher den Charme eines Tiefseetauchanzugs gegeben hat...Dann aber, in einem Laden auf der klerikalen Shoppingmeile in Rom, konnte ich endlich in eine "Profi-Soutane" aus Baumwolle probieren: Himmlisch, kann ich da nur sagen!
CNA: Sie haben sich von einem Priester zeigen lassen, wie das geht: Priester sein. Was hat Sie dabei am meisten überrascht? Was hat Ihnen daran am meisten gefallen?
GRUBER: Mein wunderbarer Freund und Priester Monsignore Florian Kolfhaus und ich hatten viele lebhafte Diskussionen über das Thema Glauben. Er hat mir geduldig all meine christlichen und unchristlichen Fragen beantwortet und mir die für unseren Film notwendigen kirchlichen Handlungsabläufe veranschaulicht und Details erklärt. Anfangs bin ich mit dem Mut des Blauäugigen an die Sache rangegangen, frei nach dem Motto: Je weniger man weiß, desto mehr kann man lernen. Mit jeder neuen Erkenntnis allerdings, wurde mir das schier nicht enden wollende Ausmaß des Themas immer bewusster und mir wurde schnell klar, dass die Rolle, gerade in der Gegenwart, mit einer dicken Portion Verantwortung einhergeht und damit die Vorbereitung auf eine solche Rolle wie die des Priesters, nie wirklich zu Ende sein würde. Insofern war und bin ich immer noch in doppelter Hinsicht überrascht: Zum einen wegen Florian Kolfhaus’ schier unerschöpflichem Wissen und zum anderen über die durch ihn in mir wieder-erweckte wachsende Begeisterung für die Materie des Glaubens.
CNA: Ertappt man sich manchmal bei dem Gedanken, wie es wirklich wäre, ein Priester zu sein? Was für einer wären Sie?
GRUBER: Das Gedankenspiel habe ich natürlich im Zuge der Vorbereitungen für meine Rolle als Priester Anton Seidl schon vollbracht. Und die Vorstellung Priester zu sein und Menschen mit dem Glauben begeistern zu dürfen, wofür das eigene Herzblut kocht, empfand ich als eine sehr interessante, spannende und gleichzeitige erfüllende Vorstellung. Was für ein Priester ich wäre? Hmm, hoffentlich einer, der mit Glaube, Liebe und Hoffnung die Kirchen und die Herzen der Menschen zeitgemäß erwärmt.
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CNA: Im Fernsehen und Film tragen die Priester meist Soutane, die Nonnen einen Schleier - und alles ist ein wenig wie Pater Brown oder Don Camillo; eine oft heile Welt, in der das Heilige einen Platz hat, und ein Ort der Sehnsucht ist. Was meinen Sie: Warum fällt es modernen Menschen manchmal schwer, selber in die Kirche zu gehen, während sie aber solche Rollen und Filme doch gerne anschauen?
GRUBER: Das hängt zum einen sicher mit den beiden Verben "anschauen" und "gehen" zusammen. Ein Film lässt sich anschauen, also passiv leben und die Kirche muss aktiv gestaltet werden, dort muss man hingehen. Naja, zum Beispiel gibt es VOR dem Fernseher erstaunlich viele tolle Hobby-Couch-Fußballer, die von der Couch aus jedes Match gewinnen würden oder viele Hobby-Couch-Köche, die jedem TV Koch die Sterne wegschnappen...in Wirklichkeit aber weder Fußball spielen noch kochen können.
Aber zum anderen hat es vielleicht auch mit der Verkörperung der jeweiligen Rolle zu tun. Hand aufs Herz: Wer wünscht sich in seiner Gemeinde nicht schon mal heimlich einen coolen Prediger wie Don Camillo, oder Don Matteo, die beide mit Charisma, Weisheit und Herzblut den Glauben vermitteln. Der Bedarf an heiler Welt ist gerade in der heutigen Gegenwart unglaublich gross.
CNA: Zum Schluss müssen wir Ihnen natürlich auch die Gretchenfrage stellen! Hand aufs Herz: Wie halten Sie es mit der Religion in Ihrem Leben?
GRUBER: Does a bear shit in the woods? Steht ein Baum ohne Wurzeln? Für mich ist ein Leben ohne Glaube nicht denkbar. Mein Glaube gibt mir Sicherheit, Kraft und Standfestigkeit. Sicher gibt es stürmische Momente im Leben, die auch den kräftigsten Baum (Glauben) schwanken lassen, aber ein stilles oder auch lautes Gebet und Zwiegespräch nach guter alter Don Camillo Manier, haben mich persönlich immer wieder auf den rechten Weg zurück finden lassen. Hand aufs Herz!