Es ist ein kleines, aber doch signifikantes und für unsere Zeit beachtliches Jubiläum. 2004 erschienen auf der Homepage der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan erstmals Nachrichten in lateinischer Sprache. Verfasst und zusammengestellt werden sie seitdem von Dr. Gero P. Weishaupt, einem Priester und Kirchenrechtler aus der Diözese Roermond (Niederlande) und Richter am Erzbischöflichen Offizialat in Köln. Regelmäßig übersetzt er für Vatican-News (dem Nachfolger von Radio Vatikan) aktuelle kirchliche Nachrichten in die noch immer offizielle Sprache der Kirche.

Die "nuntii latini" stoßen bei den Nutzern von Vatican-News auf Interesse – auch deswegen, weil sie lesegerecht "aufbereitet" werden.

"Das Genre und die Leserschaft bestimmen den Stil und den Satzbau der Texte", betont Gero Weishaupt mit Nachdruck. "Nachrichten müssen sachlich und nüchtern sein. Die Struktur der Sätze sollte man sofort erkennen können, der Vokabelschatz in der Regel im Kopf vorhanden sein".

Bei seinen Übersetzungen verzichte er bewusst darauf, eine Prosa zu benutzen, wie man sie bei Cicero und anderen Klassikern finde. Seine "News auf Latein" sollen lediglich informieren, nicht beeindrucken oder überzeugen. "Die ‚nuntii latini’ verstehen sich als ein Angebot an jene, die sich für die lateinische Sprache interessieren, in ihr mehr als ein Artefakt, ein Überbleibsel vergangener Zeiten sehen", so Gero Weishaupt. 

Die offizielle Sprache der Kirche hatte den Rundfunksender des Papstes von Anfang an begleitet. Im Februar 1931 war der Sendebetrieb von Radio Vatikan in Anwesenheit von Pius XI. (Achille Ratti, 1922-1939) aufgenommen worden. Das erste Signal, das über die neue Rundfunkstation ging, war ein Morsecode gewesen. Ein Techniker hatte in die Apparatur eingegeben: "In nomine Domini. Amen" (Im Namen des Herrn. Amen). Die lateinische Ansprache des Papstes wurde den Hörern mit den Worten angekündigt: "Attendite, Beatissimus Pater statim loquetur vobis" (Achtung! Der Heilige Vater wird sogleich zu euch sprechen!). Wenige Wochen nach der Einweihung des Senders strahlte der Vatikanische Rundfunk mit seinem "Scientiarum nuntius radiophonicus" (Wissenschaftlicher Rundfunkbote) die erste gesprochene, der Wissenschaft gewidmete Zeitung aus, deren Mitteilungen lateinisch abgefasst waren.

Die lateinische Sprache haben die Päpste auf vielfältige Weise gefördert. Im November 2005 hatte Papst Benedikt XVI. die Teilnehmer eines Lateinwettbewerbs in Audienz empfangen. In seiner lateinischen Ansprache erzählte der Papst, er habe schon als Kind die Sprache der Römer gelernt, und auch später sei Latein immer gegenwärtig gewesen, bei der Beschäftigung mit der Theologie genauso wie in seinem langen Dienst beim Apostolischen Stuhl.

Er wolle alle "ermuntern und anspornen, dass ihr unsere lateinische Literatur, sei sie nun antik oder modern, weltlich oder geistlich, nicht nur mit ehrendem Eifer bewahrt, sondern sie auch mit neuen Ideen lehrt und sie vornehmlich den jungen Menschen nahe bringt – Nostro idiomate Latino recipiamus, ut pro viribus cohortemur incitemusque vos ante omnes ad litteras nostras Latinas, tam antiquas quam recentiores, tam saeculares quam sacras, omni cultu ac fervore non tantum adservandas, verum etiam novis rationibus docendas et inter iuniores potissimum propagandas".

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