6. Februar 2021
Am 4. Februar war es genau zwei Jahre her, das Papst Franziskus und Großimam Ahmad Al-Tayyeb ihre gemeinsame Erklärung "über die Brüderlichkeit aller Menschen" in Abu Dhabi, Saudi Arabien, unterzeichneten.
Die Motivation für die gemeinsame Erklärung, umfasst Einbeziehung, nicht nur innerhalb der eigenen Gruppe, Gemeinschaft, Kultur oder Religion, sondern die Einbeziehung aller Menschen, vereint als eine Familie von Brüdern und Schwestern.
Die Vereinten Nationen hatten bereits einige Tage vor dem Jubiläum bekannt gegeben, dass sie den 4. Februar zum Internationalen Tag der menschlichen Brüderlichkeit deklarieren. Es sei dies auch eine Antwort auf den wachsenden religiösen Hass inmitten der COVID-19-Pandemie.
Der Apostolische Vikar für ganz Arabien blickte auf das historische Treffen in Abu Dhabi 2019 zurück.
Bischof Paul Hinder, Apostolischer Vikar für ganz Arabien
"Und es ist uns klar, dass jetzt dieser Tag, dieser Gedenktag, uns an das erinnern soll, was in jenem Moment verkündet wurde, und uns motivieren will , in einem Geist des gegenseitigen Verständnis, der Toleranz, des Friedens, in einem Geist der Gerechtigkeit voranzugehen. Es soll uns helfen gemeinsam nach vorne zu schauen und unseren Teil dazu tun."
In Genf würdigte Erzbischof Ivan Jurkovic, Ständiger Vertreter des Heiligen Stuhls bei der UNO in seiner Video Botschaft das Jubiläum der Erklärung.
"Das Jubiläum der "Erklärung über die Brüderlichkeit aller Menschen" ist zugleich auch eine Wertschätzung des interreligiösen Dialogs. Sie ist ein Zeugnis unserer Verpflichtung, als Gläubige zusammen mit allen Menschen guten Willens zur Heilung unserer verwundeten Welt beizutragen."
Ich sprach mit dem Erzbischof in Genf in einem Videokonferenz-Interview.
Eure Exzellenz, ist die derzeitige Covid 19 Pandemie eine Gefahr für Brüderlichkeit und den interreligiösen Dialog?
Erzbischof Ivan Jurkovic, Ständiger Vertreter des Heiligen Stuhls bei der UNO in Genf: "Jede Krise der Menschheit ist eine Gefahr für Brüderlichkeit. .
Selbstsucht macht sich immer wieder breit. Der Papst warnt, dass eine gute Zukunft nur dann gut ist, wenn sie für alle gut ist.
Was wir zur Zeit erleben, ist der sogenannte Impf-Nationalismus.
Plötzlich ist die Verteilung der Covid Impstoffe zu einem Problem geworden. Und wir, die Kirche, setzen uns verstärkt für eine gerechte Verteilung ein und Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse aller."
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Papst Franziskus und der Großimam hatten mit ihrer Erklärung die gesamte Menschheit aufgefordert, durch die Begegnung mit dem anderen am Aufbau des Friedens mitzuwirken.
"Wie sieht das Muster menschlicher Brüderlichkeit aus der Sicht von Papst Franziskus und dem Heiligen Stuhl aus?
Erzbischof Ivan Jurkovic: "...Ich denke das Wichtigste ist ein besseres gegenseitiges Kennenlernen. Wir müssen uns besser verstehen lernen, indem wir einige Dinge der Vergangenheit einfach stehen lassen und indem wir Vorurteile überwinden. Das wäre ein erster Schritt. Der zweite Schritt wäre unsere Aufrichtigkeit und ernsthafte Absicht. Das ist eine heikle Sache, weil Aufrichtigkeit etwas sehr Persönliches ist Man kann nicht über seine Aufrichtigkeit schreiben sondern muß diese durch die persönliche Begegnung, durch den Dialog demonstrieren.
Wir müssen uns zusammen setzen. Wir müssen durch eine ehrliche Darstellung unsere Absichten deutlich machen das diese heute anders sind als in der Vergangenheit. Nur durch Aufrichtigkeit können wir ernsthaft von unserem Standpunkt überzeugen. Und das dritte wäre eine Vermischung zu vermeiden und die Sache nicht zu sehr zu simplifizieren.
Das heißt also, wenn es um die Frage von religiösen Überzeugungen, von kulturellen Unterschieden geht muß eine Verschmelzung vermieden werden.
Man muß aufrichtig sagen: Wir sind anders. Wir haben bestimmte Werte, und die anderen haben ihre Werte.
Wir müssen uns mit den unterschiedlichen Werten auseinandersetzen mit dem Ziel eine gemeinsame Zukunft der Menschheit zu erreichen. "
Laut Papst Franziskus sei die Zeit gekommen, in der sich die Religionen mit Mut und Tapferkeit für die Versöhnung der Menschheitsfamilie einsetzen sollten und für die Vision der Hoffnung und um den konkreten Weg des Friedens zu vertiefen, in Aufrichtigkeit jedoch ohne die eigene Identität aufzugeben.
Original-Interview aufgenommen in Genf von Edouard Musy. Redaktion, Übersetzung, Moderation und Schnitt : Christian Peschken für EWTN TV
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