2. Juni 2021
„Lasst uns unaufhörlich beten, damit Israelis und Palästinenser den Weg des Dialogs und der Vergebung finden“, sagte Papst Franziskus im Mai im Anschluß an den Angelus, das Mittagsgebet.
Die aktuellen Zusammenstöße im Heiligen Land zwischen Israelis und Palästinensern beschäftigen auch den Heiligen Stuhl bei der UN in Genf der in seiner Videobotschaft an den UN Menschenrechtsrat seine Sorge über die Entwicklung der Situation in Israel und Palästina zum Ausdruck brachte.
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Erzbischof Ivan Jurkovič, Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei der UN in Genf
Untertitel :...” Es ist eine Tragödie, dass das Heilige Land, das für Juden, Christen und Muslime eine so enorme religiöse Bedeutung hat, weiterhin ein Ort des Konflikts und der Gewalt ist, was zum Verlust unzähliger Menschenleben führt. “
Am 27 Mai, also vergangene Woche hielt der UN Menschenrechtsrat in Genf eine Sondersitzung zur
"Zur gravierenden Menschenrechtssituation in den besetzten palästinensischen Gebieten, einschließlich Ost-Jerusalem" Es wurde ein Waffenstillstand erreicht und der UN-Menschenrechtsrat setze eine neue Untersuchungskommission zur jüngsten Gewalt in den Palästinensergebieten ein.
Der Vertreter des Heiligen Stuhls bei der UNO Genf verwies darauf, dass während der jüngsten Ereignisse auch die Ausübung der Rechte auf Religionsfreiheit und freie Religionsausübung eingeschränkt würden, sogar in Jerusalem.
Erzbischof Jurkovič:
“...In diesem Zusammenhang möchte der Heilige Stuhl daran erinnern, dass Jerusalem einen spezifischen multireligiösen Charakter, eine spirituelle Dimension und eine besondere kulturelle Identität hat, die "geschützt und gefördert werden müssen".1 Die zuständigen Behörden haben die Pflicht, den Anhängern der drei monotheistischen Religionen gleichen und uneingeschränkten Zugang und ihr Recht auf Anbetung zu garantieren. Die Verpflichtung zur Einhaltung der Bestimmungen des Status Quo der verschiedenen Heiligen Stätten muss respektiert und die Gleichheit der drei monotheistischen Religionen, ihrer Institutionen und Anhänger, vor dem Gesetz in der Heiligen Stadt sichergestellt werden.
Wir sprachen mit dem Nuntius in Genf über die Einschätzung des Heiligen Stuhl über die derzeitige, intensive, traurige Situation.
Erzbischof Jurkovič: “Wie Sie und viele wissen, der Heilige Stuhl keine politische und militärische Analyse dieser sehr komplexen Situation durchführt. Der Heilige Stuhl konzentriert sich stattdessen auf die Leiden der unschuldigen Menschen. Und leider ist es in dem Konflikt das Volk, das leidet, die Zivilbevölkerung und noch schlimmer, die jungen Menschen, die Kinder, besonders dort, wo die junge Bevölkerung so groß ist. Was ist das Bestreben des Heiligen Stuhls? Der Heilige Stuhl möchte dies tun. Er möchte wenn möglich alle überzeugen, dass man mit Krieg auf verlorenem Posten steht.
Er möchte überzeugen, dass der Verzicht auf einen Krieg der wirklicher Fortschritt ist.
Das ist ein Problem, das wir mit allen Beteiligten haben. Aber wir müssen darauf bestehen, weil wir glauben, dass dies die einzige Lösung ist.
Vor dem Hintergrund von Gewalt, Angst vor Kriegsausbrüchen, und für manche auch ungerechte und zwanghafte Bedingungen, wie ist in einer solchen Situation dauerhafte Frieden überhaupt erreichbar?
Erzbischof Jurkovič: “Es ist die Frage die, wissen Sie, uns alle beschäftigt. Wir verstehen, dass die Situation viel komplexer ist, als das was wir in der täglichen Berichterstattung erhalten. Es geht um einen Ort mit einer langen Geschichte, ein Ort, der für so viele religiöse Gruppen, viele Religionen so bedeutsam ist. Es ist ein Ort, den keine der Religionen nur als Museum oder nur als Erinnerung an die Vergangenheit sehen möchte. Auch wir möchten gerne an diesem Ort zugegen sein.
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Wie Gesagt wir wissen, dass die Situation sehr komplex ist. Aber wir müssen eine angemessene Lösung finden. Jedoch gerade die scheint besonders in letzter Zeit so schwer erreichbar zu sein. Eine angemessene Lösung aus unserer Sicht wäre … die Vergangenheit zu vergessen und zu vergeben.
Und deshalb auch, wissen Sie, die ganzen Initiativen des Papstes unter dem Begriff vielschichtigen Begriff 'Brüderlichkeit'. Brüderlichkeit nicht nur gemeint im Sinne von, sagen wir, der Parole der Französischen Revolution, sondern auch im Zusammenhang mit dem Nahen Ostens, wo Brüderlichkeit viel mehr ist, als wir denken. Aber wir glauben immer noch, dass wir alle glauben müssen, dass wir Brüder sind. Wenn wir das nicht tun, wird der Krieg niemals aufhören. Und deshalb können unsere Antworten von unserem eigenen Standpunkt aus so unbefriedigend sein und vom Standpunkt der anderen aus so einfach.”
Papst Franziskus appellierte an beiden Seiten. Er sagte "Israelis und Palästinenser mögen den Weg des Dialogs und der Vergebung finden, geduldige Baumeister des Friedens und der Gerechtigkeit sein und sich Schritt für Schritt für eine gemeinsame Hoffnung, für eine Koexistenz unter Brüdern und Schwestern öffnen"
Vor nunmehr 74 Jahren legte die UN ihren Lösungsvorschlag vor, einen Teilungsplan für Palästina. Unser gegenwärtiger Papst baut auf wie Sie gerade erwähnten “Brüderlichkeit”. Was sind die konkreten Schritte die der Vatikan unternimmt?
Erzbischof Jurkovič: Ja, ich denke, wenn sie sich es anschauen dann sehen sie dass wir das tun wollen was fast jeder Papst tun will: Menschen zusammenbringen.
Papst Franziskus brachte die Vertreter, die beiden Gruppen, nach Rom, in den Vatikan.
Wir sind dabei, Bäume zu pflanzen. Wir glauben, dass wir das Gespräch suchen müssen und wir müssen im direkten Dialog eine Lösung finden. Und das ist es, was die ganze Aktivität des Heiligen Stuhls begleitet und inspiriert. Wann es geschehen wird und wie es geschehen wird, das weiß niemand.
Es ist ein Ort, der eine 2000 Jahre lange Geschichte und so viele Erinnerungen. Aber wir glauben, dass die neue Generation und wir gehören zu der neuen Generation, jede Generation ist eine neue Generation, das wir die Fähigkeit haben, dieses Problem, diesen Konflikt in neuem Zusammenhang zu verstehen und neue Lösungen zu finden.
Seit Jahrzehnten kommt der Nahe Osten nicht zur Ruhe. Seit der Gründung des Staates Israel 1948 gab es sechs Kriege zwischen Israel und seinen Nachbarstaaten. Aus Christlicher, katholischer Sicht ist es ein Zufall dass all das im wie wir es nennen Heiligen Land stattfindet?
Erzbischof Jurkovič: “Lassen Sie mich das beantworten indem ich Ihnen sage, dass wir im Vatikan, im Staatssekretariat, ein Stockwerk haben, ein ganzes Stockwerk mit geographischen Karten. Diese Karten wurden im 16. Jahrhundert gezeichnet. Aber nur eine der Karten, eine Seite von all diesen Karten, es ist ein Fresko an der Wand, ist ganz in Gold gemalt. Und das ist das Heilige Land. Und ich denke, dieses Wort “HEILIG” sollte uns helfen zu verstehen, dass wir wirklich über etwas extrem Ernstes, extrem Wichtiges und extrem einer Lösung Bedürftiges sprechen. Es ist nicht nur ein Problem der religiösen Überzeugungen, der Spannungen, die offensichtlich daraus entstehen könnten, sondern es ist wirklich etwas Besonderes.
Ich denke, wenn Sie einmal im Vatikan sind, werden Sie auf dieser riesigen Wand einen Bereich sehen, der golden ist und der heilig ist und “Heiliges Land “heißt.
Es ist wie die ewige Überzeugung, dass unsere Zivilisation, unsere Religionen von dem gleichen Ausgangspunkt kommen. Und wir müssen für die Zukunft und für das Schicksal dieses Landes verantwortlich sein.”
In seiner Videobotschaft an den UN Menschenrechtsrat sagte der Heilige Stuhl, das er aufrichtig hoffe, dass der Friede im Staat Palästina und im Staat Israel gedeihe, und er zuversichtlich bleibe, dass ein weiterer direkter Dialog, der von der internationalen Gemeinschaft gefördert wird, den ersehnten Frieden jetzt und für alle zukünftigen Generationen herbeiführen könne.
Original-Interview aufgenommen in Genf von Kameramann Andriy Ryndych.
Redaktion, Deutsche Übersetzung, Moderation und Schnitt: Christian Peschken für EWTN.TV
Hinweis: Dieser Gast-Blogpost – sein Inhalt sowie die darin geäußerten Ansichten – sind kein Beitrag der Redaktion von CNA Deutsch. Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln zudem nur die Ansichten der jeweiligen Autoren wider. Die Redaktion von CNA Deutsch macht sich diese nicht zu eigen.