UN-Blog: 50 Jahre Weltraum-Abkommen

Erzbischof Ivan Jurkovic
Erzbischof Ivan Jurkovic
(C) Pax Press Agency, SARL, Geneva
Professor Obiora Ike
Professor Obiora Ike
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Weltraumsicherheits-Konferenz bei den Vereinten Nationen in Genf
Weltraumsicherheits-Konferenz bei den Vereinten Nationen in Genf
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"Der Weltraum - unendliche Weiten" - Mit diesen Worten sind viele aufgewachsen, hören heute noch, wie eine Stimme sagt: "Wir befinden uns in einer fernen Zukunft. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das viele Lichtjahre von der Erde entfernt unterwegs ist, um fremde Welten zu entdecken, unbekannte Lebensformen und neue Zivilisationen. Die Enterprise dringt dabei in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat."

Heute, 48 Jahre später, war der Mensch bereits dort, im Weltraum, und die Science-Fiction-Reisen vieler Autoren sowie die Sternenkriege der Film-Industrie sind Wirklichkeit geworden.

Allerdings sind die Dinge heute weitaus komplizierter als in den 1960er Jahren. Mehr als 60 Länder sind bereits im Weltraum aktiv. Massive wirtschaftliche Interessen sind im Spiel.

Unter dem Motto: "Die Ordnung überdenken" versammelte sich Ende April bei den Vereinten Nationen in Genf die Weltraum-Sicherheitskonferenz anlässlich des 50. Jahrestages des Weltraum-Abkommens. Und dabei spielte der Glaube eine nicht unwesentliche Rolle.

Warum der Weltall den Katholischen Glauben braucht

Der katholische Priester und Professor Obiora Ike, Geschäftsführer von Globethics, Genf, bringt es auf den Punkt: "Wir müssen das Weltall und die Erde als Wirklichkeiten, als Schöpfung eines göttlichen Wesens betrachten, das die Welt in der wir leben, erschafft.  Den Mars, Jupiter, Pluto, oder die Sonne, den Mond und die Sterne. Sie gehören alle zur Schöpfung."

Professor Ike sagt, dass die Planetensysteme noch nicht genug erforscht seien - und dass der Katholizismus, der als Religion sowohl Glaube als auch Vernunft beinhaltet, Wissenschaft und Mystik vereinbart, dabei eine wesentliche, orientierende Rolle spielt:

"Wir entdecken jetzt, dass es sogar etwas Wasser auf dem Mond gibt, und vielleicht auch Leben im Weltall. Unser Wissen ist begrenzt. Gottes Weisheit allerdings geht darüber hinaus. Deshalb können wir nicht kategorisch Realitäten ausschließen, durch die die Wissenschaft unserem Glauben sogar helfen kann, die Dinge besser zu verstehen. Es ist die Schönheit der Schöpfung Gottes. Der Katechismus der Katholischen Kirche betont, dass das Geheimnis der Existenz, das Geheimnis des Seins, das Geheimnis der jenseitigen Welt, jener Welt dort, der Welt über uns, nur Gott kennt. Wir als Menschen können nur wenig darüber wissen, doch etwas mehr – und durch die Entwicklung der Wissenschaft – viel mehr darüber erfahren."

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Handfeste Befürchtungen der irdischen Art führten 1967 zum Weltraumvertrag der Vereinten Nationen, der die Basis des internationalen Weltraumgesetzes zur Regelung der Erforschung und Nutzung des Weltraums, einschließlich des Mondes und anderer Himmelskörper darstellt.

Der Vertrag beinhaltet folgende Prinzipien:

  • Die Erforschung und Nutzung des Weltraums soll dem Wohl und den Interessen aller Länder dienen und soll (als Gebiet) Eigentum der ganzen Menschheit sein.
  • Der Weltraum soll von keinem Staat ausgebeutet werden.
  • Der Weltraum kann durch keinen Herrschaftsanspruch, keine Nutzung oder Besetzung und auf keine andere Weise in Besitz genommen werden.
  • Die Staaten sollen keine Nuklearwaffen oder andere Massenvernichtungswaffen im Orbit oder auf Himmelskörpern lagern oder auf andere Weise im Weltraum stationieren.
  • Der Mond und andere Himmelskörper sollen ausschließlich zu friedlichen Zwecken genutzt werden.
  • Astronauten sollen als Botschafter der Menschheit gesehen werden.
  • Die Staaten sollen für nationale Weltraumaktivitäten verantwortlich sein, seien diese von Regierungs- oder Nichtregierungseinheiten ausgeführt.
  • Die Staaten sollen für Schäden haften, die ihre Raumfahrzeuge verursacht haben.
  • Die Staaten sollen eine Verseuchung des Weltraums und der Himmelskörper vermeiden.

Die Sicherheit von Weltraumeinrichtungen zu bewahren: Das ist für den Planeten von großer Wichtigkeit, zumal er mittlerweile zu einem potentiellen Kriegsschauplatz geworden ist. Einige Staaten wollen sich die "Übermacht im Weltall" sichern, was bedeutet "nicht angegriffen werden zu können und die Möglichkeit für Manöver" zu haben. Auch unverantwortliches Verhalten bei Weltraummanövern trägt dazu bei, Verlässlichkeit und Vertrauen zwischen den Staaten zu untergraben.

Erzbischof Ivan Jurkovic, Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf, verfolgte die Weltraum-Sicherheitskonferenz:

"Wir alle leben in Abhängigkeit von der Erde, die ganze Geschichte ereignet sich in diesem winzigen Mikro-Teilchen des Universums. Wenn man vom Weltraum spricht, meint man alles, was außerhalb der Atmosphäre liegt, der Atmosphäre, die sich über mehr als 100 km erstreckt. Der Weltraum ist von großer Bedeutung, weil er zunehmend nützlicher wird, und auch immer entscheidender für die Zukunft des Planeten Erde. Die katholische Kirche sieht das Ganze unter verschiedenen Gesichtspunkten.  Es ist der katholischen Kirche wichtig, dass dieser sogenannte Weltraum, der 100 km von uns entfernt, das heißt sehr nah bei uns ist, von Waffen freigehalten, also nur für friedliche Zwecke genutzt wird. Das ist eines der größten Anliegen der katholischen Kirche."

Die heutige digitale Welt ist abhängig von Satelliten-Netzwerken, die unsichtbar den Globus umkreisen. Sie sind die Leitungsanlagen für viele wirtschaftliche und militärische Abläufe hier unten und besonders angreifbar.

Konkrete Bedeutung für Wirtschaft und Militär

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Neben ihrer Nutzung für militärische Zwecke sind Weltraumeinrichtungen zur unverzichtbaren Voraussetzung für eine steigende Zahl von Vorgängen geworden und für Milliarden von Menschen eine unermessliche Quelle sozioökonomischer Vorteile.

Papst Franziskus während seiner Rede vor den Vereinten Nationen in New York im Jahr 2015:

"Wir Christen glauben, zusammen mit den anderen monotheistischen Religionen, dass das Universum die Frucht einer liebenden Entscheidung des Schöpfers ist, der dem Menschen respektvoll erlaubt, die Schöpfung zum Wohl seiner Mitmenschen und zur Ehre des Schöpfers zu gebrauchen. Es ist ihm nicht gestattet, sie zu missbrauchen und noch weniger, sie zu zerstören."

Der strategische Aspekt des Weltraums stellt eine Gefahr dar – Weltraum-Systeme sind zahlreichen Bedrohungen und Gefahren ausgesetzt, von Anti-Satellitenwaffen und Cyber-Attacken bis hin zu Weltraummüll und Signalstörungen.

Erzbischof Jurkovic erinnert daran, dass die katholische Kirche schon immer an der Erforschung des Weltalls interessiert war, "und obwohl der Vatikan so klein ist, betreibt er zwei Sternwarten (eine in Castel Gandolfo, Italien und eine in Arizona) das vatikanische Observatorium, die bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts an der Kartografie der Sterne am Himmel arbeiten. Es gibt eine Fotografie im Vatikan, auf dem Schwestern zu sehen sind, Nonnen, die die Sterne zählen und ihren Teil zur "Carte du ciel" beitragen, einer Karte des Himmels, die allerdings nicht veröffentlicht wurde, weil die Technologie sich völlig geändert hat."

Die Weltraum-Sicherheitskonferenz der UN überprüfte die wichtigsten internationalen und multilateralen Initiativen, den Zugang und die Nutzung des Weltraums abzusichern und die Angemessenheit einer Ordnung des Weltalls in einer sich entwickelnden Weltraumumgebung zu beurteilen, in der immer neue Bedrohungen für Weltraumsysteme und zunehmende Aktivität im Weltraum als potenziell destabilisierend eingestuft werden.

Wie im Himmel, so auf Erden

Erzbischof Jurkovic betont, dass der rechte Umgang mit dem Weltraum unverhandelbar ist: "Er ist überlebenswichtig für uns und es ist unerlässlich, dass wir zu einer Einigung kommen müssen, zu internationalen Abkommen, die ihn schützen, und zwar zum Wohl aller. Es ist auch sicher von Bedeutung zu wissen, dass nur 100 km privates Eigentum sind. Der Rest ist Allgemeingut, gehört also allen. Die katholische Kirche steht also hinter grundsätzlichen Positionen, Gottes Schöpfung zum Wohl aller zu bewahren.

Um es mit den Worten Papst Pauls VI auszudrücken: "Die wahre Gefahr geht vom Menschen aus, dem immer stärkere Mittel zur Verfügung stehen, die bestens dafür ausgerüstet sind, sowohl Zerstörung mit sich zu bringen wie auch hochmütige Eroberungen zu tätigen".

Dieser Beitrag wurde vom Genfer UN-Korrespondenten Christian Peschken von Pax Press Agency, Genf, verfasst. Mehr zu Pax Press Agency unter www.paxpressagency.com 

Hinweis: Dieser Blogpost und die darin wiedergegebenen Ansichten sind ein Beitrag des Autors, nicht der Redaktion von CNA Deutsch.