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"Die Schrift allein"? Neue Apologetik und ein alter Streitpunkt

Martin Luther

Um die Theologie ist es allgemein nicht gut bestellt – das ist bekannt. Gerade die Apologetik, die logische und historische Verteidigung des katholischen Glaubens, ist so aus der Mode geraten, dass wenige mit dem Begriff etwas anzufangen wissen. Und doch ist es nötiger denn je, überzeugend für den Glauben zu werben.

In den USA werden schon seit einigen Jahren viele apologetische Bücher verlegt. Eine solche Argumentationshilfe – mit knapp über 100 Seiten sehr kompakt – ist in diesem Jahr in deutscher Übersetzung erschienen: „Die Schrift allein? 21 Gründe gegen das protestantische Bibelverständnis“.

Der Autor Joel S. Peters nimmt sich damit einen Kernsatz der protestantischen Lehre vor, wonach sich das wahre Christentum ausschließlich auf die Heilige Schrift berufe, nicht jedoch auf die Tradition oder gar das römische Lehramt.

In der Regel sind die 21 von Peters angeführten Gründe schnell einleuchtend, manchmal muss man aber auch genau aufpassen, um das richtig Argument zu verstehen.

„Der vielleicht schlagendste Grund, dieses Prinzip abzulehnen, besteht darin, daß sich in der ganzen Bibel nicht einmal ein einziger Vers findet, in dem es gelehrt wird“, beginnt Peters. „Das Prinzip widerlegt sich also selbst.“ Der Autor belässt es allerdings nicht dabei, sondern nimmt wiederum protestantische Einwände ernst. In diesem Zusammenhang etwa verweisen sie oft „auf Stellen wie 2 Tim 3,16-17 oder Offb 22,18-19“. Auf den nächsten Seiten widmet sich Peters dann der Entkräftung dieser Einwände.

Abgesehen von derartigen Argumenten der Logik sind historische Gründe ebenfalls von großer Wichtigkeit. Fakt ist nämlich: „Zwischen der Himmelfahrt Christi und dem Abschluß der Niederschrift der neutestamentlichen Schriften besteht jedenfalls eine Lücke (von vielleicht 55 bis 60 Jahren). Und hier ergibt sich die notwendige Frage, wer während dieser Zeit die unfehlbare, letztinstanzliche Lehrautorität ausgeübt hat.“

Stellenweise wird Peters leicht polemisch, was das Buch aber nur umso kurzweiliger macht: „Die Idee, die frühe Kirche habe an ‚die Schrift allein‘ geglaubt, käme der Vorstellung gleich, heutige Staatsbürger verträten die Meinung, es existierten Gesetze ohne staatlichen Gesetzgeber, ohne Gerichte, die die Gesetze interpretieren, und auch ohne eine Polizei, die diese Gesetze notfalls durchsetzt.“ Die Kirche nämlich habe die Heilige Schrift hervorgebracht, nicht umgekehrt, schreibt er.

Mit „Die Schrift allein?“ hat der Renovamen-Verlag – ein kleiner Betrieb mit ausgezeichnetem Programm – den Anfang gemacht. Es ist zu wünschen, dass weitere apologetische Werke folgen.

Joel S. Peters, "Die Schrift allein? 21 Gründe gegen das protestantische Bibelverständnis" ist bei Renovamen erschienen und hat 120 Seiten.

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