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Wie Christian Solidarity International weltweit gegen Christenverfolgung kämpft

Pfarrer Peter Fuchs

Christen jeglicher Couleur gelten als die weltweit am stärksten verfolgte Glaubensgemeinschaft. Sie bilden die weitaus größte Religionsgemeinschaft, wobei die Mitglieder der römisch-katholischen Kirche mit 1,4 Milliarden Gläubigen hier die größte Gruppierung darstellt. Die Christen sind nicht nur körperlicher Gewalt wie Ermordung, Vergewaltigung, Verletzung oder Vertreibung ausgesetzt, sondern werden auch mit politischen und rechtlichen Mitteln daran gehindert, ihre Religion zu leben. Die Verfolgungen erfahren sie in Ländern, die in Mittelamerika, Asien oder Afrika liegen. Sie erfahren aber auch Diskriminierungen in jenen Ländern, die ursprünglich auf der christlichen Grundlage aufgebaut worden sind, etwa in Nordamerika und sogar in Europa. Obwohl gerade in diesen Ländern die freie Religionsausübung verfassungsrechtlich garantiert ist, werden die Christen darin behindert und sogar strafrechtlich verfolgt.

Diese weltweiten Verfolgungen und Diskriminierungen geben uns Anlass, mit dem Geschäftsführer der Menschenrechtsorganisation Christian Solidarity International (CSI) in Deutschland, Pfarrer Peter Fuchs, über dieses Phänomen zu sprechen. Lothar C. Rilinger führte das Gespräch.

Wann und von wem wurde CSI gegründet?

CSI wurde 1977 von Hansjörg Stückelberger, einem evangelisch-reformierten Pfarrer gegründet. CSI ist trotz dieses Hintergrundes aber an keine spezielle christliche Denomination gebunden, sondern überkonfessionell aufgestellt. Es engagieren sich sowohl Katholiken – wie beispielsweise ich selbst – als auch Orthodoxe und Protestanten in unseren Reihen für freie Religionsausübung weltweit, und wir sprechen dabei auch Themen an, die anderen Organisationen als zu heiß erscheinen. Die Gründung von CSI entwickelte sich ursprünglich aus Schweigemärschen für verfolgte Christen in der Sowjetunion.

Christian Solidarity International setzt sich also seit über 45 Jahren für verfolgte Christen weltweit ein. Warum ist das auch heute noch notwendig?

Erfreulicherweise wächst die Zahl der Christen weltweit. Gleichzeitig nimmt aber die Verfolgung und Diskriminierung von Christen immer stärker zu. Ganze Länder, die ehemals eine starke Christenheit hatten, gehen heute einem Ende der christlichen Präsenz entgegen. Ich denke nicht zuletzt an die Staaten des Nahen Ostens. In den meisten Fällen geht die Verfolgung von Extremisten anderer Religionen aus. Teilweise hat Verfolgung auch einen ideologischen Hintergrund, wie in Nordkorea, Myanmar, China und neuerdings auch Nicaragua. Dort hat der sozialistische, im Prinzip diktatorisch regierende Präsident Daniel Ortega einen Kreuzzug gegen die katholische Kirche gestartet. Seither wurden zahlreiche Kleriker verhaftet und zum Teil des Landes verwiesen. Eine erschreckende Entwicklung zeichnet sich aber auch in den westlichen Staaten ab. Hier nimmt die Diskriminierung von Christen zu, etwa wenn sie ihren Glauben konsequent leben wollen.

In welchen Staaten ist es besonders schlimm für Christen?

Überall dort, wo der Kommunismus, religiös-nationalistische Ideologien oder radikale Islamisten herrschen, ist es für Christen schwer möglich, zu leben. Vor allem, wenn Konversionsverbote oder Blasphemiegesetze – wie sie in vielen islamischen Ländern existieren und jede Form von angeblicher Gotteslästerung verfolgen – ins Spiel kommen. Im Extremfall droht den Menschen dann sogar die Todesstrafe. Dass sich selbst unter diesen Bedingungen Menschen zu Jesus Christus bekennen, zeigt, wie großartig seine Botschaft ist. Hinzu kommen Konfliktregionen, in denen ein extremistischer Islamismus versucht, Raum zu gewinnen. Ich denke da beispielsweise an Nigeria, wo die christlichen Bauern regelmäßig von muslimischen Fulani-Hirten überfallen und verdrängt werden.

Wie können westliche Organisationen wie Ihre helfen?

Wenn man mit den Christen vor Ort spricht, dann wünschen sich viele besonders zwei Dinge: Das Gebet der Menschen im Westen und ein Bewusstsein dafür, unter welchen Bedingungen sie leben müssen. Wir unterhalten daher eine große Gebetsinitiative und leisten Advocacy-Arbeit. Das heißt, wir versuchen in Medien und Politik auf das Drama der Christenverfolgung hinzuweisen. Gleichzeitig – und das ist der größere Teil unserer Arbeit – leisten wir vor Ort humanitäre Hilfe und bieten juristischen Beistand.

Juristischen Beistand?

Ja, denn Blasphemiegesetzen, wie man sie in Pakistan und anderen Ländern vorfindet, kann im Prinzip jeder zum Opfer fallen. Oft genügt es, wenn ein neidischer Nachbar die Behörden informiert. Die Angeklagten können sich oft keinen Rechtsbeistand leisten. Wir versuchen hier zu helfen, indem wir die Anwälte stellen. Zuletzt gelang es uns, den jungen Pakistaner Haider Ali zu befreien. Er saß bereits als Minderjähriger mehrere Jahre im Gefängnis, weil er angeblich eine Seite aus dem Koran gerissen haben soll. Übrigens: Er selbst ist auch Moslem.

Wo sind Sie überall tätig?

Wir unterhalten Projekte in rund 20 Ländern. Je nach Land und Situation sind die Projekte unterschiedlich. In Myanmar helfen wir binnenvertriebenen Christen dabei, Schulen zu besuchen und eine Ausbildung zu erhalten, um später wieder auf eigenen Beinen stehen zu können. In Syrien unterstützen wir die Menschen so gut es geht mit Lebensmitteln, Medikamenten und finanzieren Bildungseinrichtungen, in Nigeria leisten wir Nothilfe für Opfer des Dschihad und betreiben eine spezielle Website, die Übergriffe auf Christen dokumentiert, im Sudan haben wir etliche Sklaven freigekauft und vieles mehr.

Sklaven freigekauft?

Ja, man kann es sich hier kaum vorstellen, aber es gibt vor allem im islamischen Raum immer noch Sklaven. Teilweise werden Sklaven über Generationen gehalten. Erst vor kurzem konnten wir im Sudan die 27-jährige Nyirou Majok Aweer freikaufen. Sie wurde bereits in Sklaverei geboren, wurde von ihrem Sklavenhalter Ali geschlagen und sexuell missbraucht. Durch unsere Hilfe kann sie nun im Südsudan in Freiheit leben.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Stehen diese Sklaven – wie im Altertum und im Mittelalter – im Eigentum des jeweiligen Geschäftsherrn, über die er wie eine Sache verfügen kann, oder haben sie nur unter Zwang zu arbeiten, können aber zumindest theoretisch den Dienst quittieren?

Im Sudan handelt es sich tatsächlich um Sklaven – meist Christen –, die sich im Eigentum ihres Herren befinden. Nur er kann sie freilassen oder verkaufen. Dementsprechend schrecklich sind ihre Schicksale oftmals.

Welche anderen Formen der Christenverfolgung gibt es?

Als erstes denkt man natürlich an die klassische Verfolgung, zum Beispiel durch Konversionsverbote oder Blasphemiegesetze. Oder an Mobs, die Christen durch die Straßen jagen und töten. All das gibt es. Denken Sie nur an die großen Ausschreitungen gegen Christen im indischen Bundesstaat Manipur. Dann gibt es viele Regionen, in denen Christen Opfer von Anschlägen, Überfällen oder sonstigen Gewalttaten werden. Das ist beispielsweise in Nigeria der Fall. Dann gibt es aber eben auch noch Fälle von Sklaverei. Nicht nur im Sudan. In Pakistan gibt es ganze Familien, die als Sklaven in Ziegeleien gehalten werden. Dann gibt es Zwangsheiraten und Zwangskonversionen bis hin zu sexualisierter Gewalt gegen Frauen.

Was waren bislang Ihre größten Erfolge?

Für mich sind die „kleinen“ Erfolge wichtiger. Wenn Sie mal im Südsudan waren, wo die Menschen hungern, und sehen, wie dort Nahrung an Familien verteilt wird, oder wenn Sie in Pakistan die Augen von aus Zwangsehen befreiten Christinnen sehen, dann werden Sie wissen, dass diese kleinen Erfolge eigentlich doch sehr groß sind. All das ist aber nur durch die großherzige Unterstützung vieler Menschen hier möglich.

Das wäre die nächste Frage: Wie kann man Sie unterstützen?

Natürlich kostet unsere Arbeit Geld. Wir sind also für jede Spende dankbar. Aber berichten Sie auch anderen Menschen in Ihrem Umfeld von der Situation verfolgter Christen und beten Sie für diese, zum Beispiel, indem Sie sich in unseren Gebetsnewsletter eintragen und die Gebetsanliegen aufgreifen

Herr Pfarrer Fuchs, vielen Dank für das Gespräch!

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