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Christ sein bedeutet, aus Christus zu leben, wie die Rebe vom Weinstock

Kreuzigung

CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden Fünften Sonntag der Osterzeit.

Heute hören wir im Evangelium ein Gleichnis, das von entscheidender Bedeutung ist, um den Sinn des Christentums zu verstehen (Joh 15,1–8).

Das Christentum ist sicherlich eine Lehre, aber sich zu dieser Lehre zu bekennen bedeutet noch nicht, Christ zu sein. Das Christentum beinhaltet eine moralische Verpflichtung, aber diese Moral zu beachten, bedeutet noch nicht, Christ zu sein. Das Christentum drückt sich in einem Kult aus, aber diesen Kult zu praktizieren bedeutet noch nicht, Christ zu sein.

Christ sein bedeutet, aus Christus zu leben, wie die Rebe vom Weinstock lebt. Es bedeutet, eins mit Christus zu sein, in einer Gemeinschaft, die sich in einem gemeinsamen Fruchtbringen ausdrückt. Es bedeutet, Gegenstand des Wirkens des Vaters zu sein, der für uns Sorge trägt, weil er für Christus Sorge trägt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“

Das Bild des Weinstocks und der Reben muss in seinem ganzen sakramentalen Realismus verstanden werden: Wir sind Reben des Weinstocks, weil wir durch die Taufe in Christus eingefügt sind, wir sind Glieder seines Leibes (vgl. 1 Kor 12,12f); die Lymphe des Weinstocks fließt in uns, weil wir seinen Geist empfangen haben: „Daran erkennen wir, dass er in uns bleibt: an dem Geist, den er uns gegeben hat“ (1 Joh 3,24).

Das war sein Werk, ein Geschenk der Gnade, das wir erhalten haben, ohne etwas tun zu müssen, um es zu verdienen. Aber jetzt wird etwas von uns verlangt: „Bleibt in mir und ich bleibe in euch.“

Eine Rebe, die vom Weinstock getrennt ist, kann keine Früchte tragen, sie ist tot, sie nützt zu nichts anderem, als dass man sie wegwirft und verbrennt. So ist es auch mit uns; wenn wir nicht in Christus bleiben, werden wir keine Frucht bringen, denn getrennt von ihm können wir nichts vollbringen.

Von welcher Frucht ist die Rede? Der heilige Johannes sagt es uns in der zweiten Lesung: Seine Gebote halten. Tun, was Gott gefällt.

„Und das ist sein Gebot: Wir sollen an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben gemäß dem Gebot, das er uns gegeben hat. Wer seine Gebote hält, bleibt in Gott und Gott in ihm.“

Das Gebot ist, zu glauben und zu lieben. Fragen wir uns zunächst, ob wir an den Namen Jesu Christi glauben. Grundsätzlich vielleicht ja. Aber haben wir in unserem Herzen dieses Vertrauen, von dem Johannes spricht, dass wir alles, was wir von Gott erbitten, empfangen werden? Jesus sagt: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten.“

Wenn wir voll und ganz glauben, wenn Christus unser Leben ist, wenn seine Worte der Maßstab unserer Wünsche sind, dann erbitten wir für uns den Willen Gottes, und der Wille Gottes erfüllt sich, wie im Himmel so in uns. Das Problem ist, dass unser Glaube oft durch entgegengesetzte Gedanken, Ablenkungen, Untentschlossenheit verunreinigt wird.

Fragen wir uns ferner, ob wir einander lieben. Hier antworten wir normalerweise, dass wir niemandem Böses wollen – was offensichtlich nicht gleichbedeutend damit ist, dass wir lieben! Wir können unbestritten sagen, dass wir einige Menschen lieben, aber wir sind uns bewusst, dass wir andere nicht lieben.

Wenn wir ehrlich sind, dann wirft uns unser Herz etwas vor, es verurteilt uns – um es noch einmal mit Johannes zu sagen. Und das ist das Zeugnis, dass wir ohne Christus nichts tun können. Aber genau dieses „uns etwas vorwerfen lassen, uns verurteilen zu lassen“ ist unser Heil, wenn wir es vor Gott bringen, der größer ist als unser Herz und alles weiß.

Gott kennt uns, er weiß, dass wir mit Christus vereint bleiben wollen; er weiß, dass wir Frucht bringen wollen; aber er weiß auch, dass wir schwach, zerstreut, egoistisch, oberflächlich sind. Deshalb „reinigt er uns“, damit wir mehr Frucht bringen. Im Griechisch des Neuen Testaments werden „beschneiden“ und „reinigen“ mit dem gleichen Wort ausgedrückt. Um uns mehr Frucht bringen zu lassen, reinigt uns der Vater mit dem Wort, das Jesus verkündet. Dieses Wort ist es, das uns nährt und die Früchte des christlichen Lebens reifen lässt, in lebendiger Verbindung mit dem auferstandenen Christus.

In der Eucharistiefeier verwirklicht sich all das auf eminente Weise. Sorgen wir dafür, dass die Worte Christi in uns bleiben, und wir werden in ihm bleiben, denn Jesus hat gesagt: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm“ (Joh 6,56).

Dadurch wird der Vater verherrlicht, dass wir Jünger Christi werden und reiche Frucht bringen.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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