26 September, 2016 / 9:39 AM
Als Spektakel kaum zu überbieten ist, was unter dem Begriff "Wahlkampf" gerade in den USA abläuft. Neben anderen Aspekten – dazu gehört ein bizarrer Unterhaltungswert – brennt nicht nur Katholiken dort eine Frage unter den Nägeln: Für welchen Kandidaten kann ich bitte stimmen?
Wie, ja ob diese Frage überhaupt zu beantworten sei, ist Gegenstand robuster Debatten – und sogar wissenschaftlicher Untersuchungen. Deren Bilanz zieht der Forscher Mark Gray von der Georgetown University wie folgt: Die meisten Amerikaner wollen weder Hillary Clinton noch Donald Trump. "Bei der Wahl 2016 geht es nicht darum, für einen Kandidaten zu stimmen, sondern gegen einen. Die Wahlbeteiligung wird der entscheidende Faktor sein."
Persönlich mag ich bedauern oder erleichtert sein, nicht in den USA wählen zu dürfen. Aber wie ist es mit Deutschland? Trotz aller – zum Teil kategorischer – Unterschiede: Auch hier spielt die Versuchung, gegen jemanden oder etwas zu stimmen, eine riskante Rolle. Und auch bei uns wird 2017 die Wahlbeteiligung entscheidender Faktor sein.
Die "Herrschaft des Volkes", die eine Demokratie sein will, ist immer nur so gut, wie die Menschen sich zu ihr bekennen und verhalten. Ein probates Mittel dafür, ein gesundes demokratisches Selbstverständnis zu pflegen, mit einer ganzen Reihe positiver Konsequenzen, ist die Wahlpflicht.
Als australischer Staatsbürger habe ich diese persönlich kennen- und schätzengelernt. Nicht nur, weil die Wahlbeteiligung meist bei rund 94 Prozent liegt; sondern auch, weil ein echtes "Wir-"Gefühl entsteht am Wahltag, egal wie er ausgeht. Vielerorts brutzelt am Wahllokal sogar der Würstelgrill; man trifft Nachbarn und Freunde, diskutiert die Lage und fühlt sich beteiligt. Das wünsche ich mir auch in Deutschland und den USA.
"Wahlpflicht" mag negativ klingen für manche Ohren – wie ja auch "Sonntagspflicht". In Wahrheit aber tut sie – wie das Sonntagsgebot – der Gesellschaft gut, und dem Menschen in ihr. Wir sollten sie einführen – und feiern.
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