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Jungfrauenweihe. Altes und neues Charisma

Als Frau sich aufmachen in der Nachfolge Jesu: Im Zentrum dieses Lebenswegs steht die "mystische Vermählung mit Christus"

In einer Zeit, in der permanent von innen und von außen der Zölibat, die Ehelosigkeit um Christi willen, angefeindet, ja bekämpft wird, scheint es ein Anachronismus zu sein, wenn ein Buch über die Jungfräulichkeit erscheint. Nein, nicht über die Jungfräulichkeit, sondern diese überhöhend: die Jungfrauenweihe. Das von Maria Luisa Öfele herausgegebene und im Be&Be-Verlag erschienene Buch trägt ganz nüchtern formuliert den Titel "Jungfrauenweihe. Altes und neues Charisma". Auf rund 250 Seiten wird von verschiedenen Autoren dieses Charisma, dieses Gnadengeschenk Gottes an einen Menschen, entfaltet.

Bereits im Vorwort in dem von acht Fachleuten geschriebenen Buch beeilt sich der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer zu betonen, dass Christus allein das "Fundament und das Ziel" einer jungfräulichen Erwählung ist. Damit macht er deutlich und stellt klar, dass die hier beschriebene Jungfräulichkeit einzig durch die Kirche legitimiert wird und die Jungfrauenweihe einen "eheähnlichen Bund mit Christus" besiegelt.

Die "Berufung geweihter Jungfräulichkeit" die hier gedacht ist, bezieht sich auf Frauen, die unverheiratet mitten in der Welt leben. Das Kirchenrecht regelt (can. 604 CIC) "den Stand der Jungfrauen, die zum Ausdruck ihres heiligen Vorhabens, Christus in besonders enger Weise nachzufolgen, vom Diözesanbischof" Gott geweiht werden. Somit ist der Jungfrauenstand eine eigene weibliche Lebensform, die nur Frauen zugänglich ist, denn ein männliches Gegenstück gibt es nicht.

Maria Luisa Öfele beschreibt in ihrem Beitrag (Gottgeweihte Jungfräulichkeit in der Welt. Aktualität eines Charismas), der der umfangreichste des Buches ist, zunächst den Ursprung christlicher Jungfräulichkeit und die Entstehung des Ritus dieser Weihe, die durch das Zweite Vatikanische Konzil neu belebt und gefördert wurde. Grundsätzlich ist zu sagen, dass es bereits in die Frühzeit der Kirche üblich war, dass unverheiratete Frauen in Jungfräulichkeit leben wollten. Schon damals war es üblich, dass der Bischof diese Frauen in den Stand der gottgeweihten Jungfrauen aufgenommen hat. Für die gottgeweihte Jungfräulichkeit gibt es zahlreiche biblische Quellen. Beim Apostel Paulus ist im Korintherbrief zu lesen, unverheiratete Frauen und Jungfrauen sorgen sich um die Sache des Herrn, damit sie heilig seien an Leib und Seele (1 Kor 7,34).

Auch die Zeugenschaft aus der apostolischen Überlieferung wird vielfach erwähnt. So wird schon für das 2. Jahrhundert belegt, dass "Männer und Frauen ein jungfräuliches Leben" führen. Bis zum 4. Jahrhundert bildet sich dafür ein eigener Ritus aus. Genannt werden: Vorsatz, Jungfrauenpakt und Verschleierung; sie entsprechen dem Versprechen, dem Gelübde und der Weihe.

Eines der verschiedenen (heutigen) Weihegebete lautet: "Ohne dich kann kein Sterblicher dem Gesetz der Natur entgehen, die Freiheit zum Bösen bewältigen, die Leidenschaften der Sinne überwinden." Es wird deutlich, wie die Armseligkeit der Jungfrau allein von Gottes Barmherzigkeit und Gnade abhängt. Damit alles gut gehen möge, heißt es weiter: "Deine Liebe allein kann das Feuer der Liebe entfachen, deine Gnade allein das gute Wollen erhalten, und allein deine Macht die Beharrlichkeit schenken."

Der Ritus der Jungfrauenweihe war schlicht und einfach, bestand er doch bloß aus der Handauflegung des Bischofs mit dem Weihegebet, sowie aus der Übergabe des Schleiers. Der Schleier ist in der Tradition zu suchen, dass verheiratete Frauen einen Schleier trugen. So war es naheliegend, dass die gottgeweihten Jungfrauen, die Bräute Christi waren, einen Schleier überreicht bekamen.

Noch ein anderer Vergleich wird zwischen der geweihten Jungfrau und der verheirateten Frau festgestellt. Genau wie diese wird sie, wenn sie untreu geworden ist, als "Ehebrecherin und Frevlerin" angesehen, die exkommuniziert wurde. Gleichwohl hatte sie noch die Möglichkeit "zu beichten und neuerlich in die Kirche aufgenommen zu werden, nachdem sie so lange Buße getan hatte, wie man es für angemessen erachtete."

Die Jungfrauenweihe wird heute im Kirchenrecht sowie im Römischen Pontificale festgelegt. So heißt es dort, dass notwendigerweise der zuständige Diözesenbischof die Jungfrauenweihe vornimmt. Auch soll die Weihe in einer Heiligen Messe stattfinden.

Die manchmal geäußerte Ansicht, Jungfrauen seien alte Jungfern, die keinen Mann abbekommen hätten, oder sie seien verhinderte oder verunglückte Ordensfrauen, muss man als ungerechtfertigt zurückweisen. Nicht ohne Prüfungszeit werden sie zur Weihe zugelassen. Dabei wird geprüft, ob sie nicht nur willens, sondern auch fähig sind, die jungfräuliche Berufung zu leben. Das Zentrum ihrer Berufung ist die "mystische Vermählung mit Christus"; sie wird bei der Jungfrauenweihe in der "versammelten kirchlichen Gemeinschaft zur Braut des Sohnes Gottes". Diese mystische Vermählung mit dem Herrn ist eine "totale Christusnachfolge", ja eine Schicksalsgemeinschaft mit ihm bis ans Kreuz. Damit verbunden ist auch die Hingabe des eigenen Willens im Dienst  und zur Verfügbarkeit der Kirche.

Maria Luisa Öfele beschäftigt sich eingehend mit der Berufung der gottgeweihten Jungfrauen, ihren Prüfungszeiten, ihrer Ausbildung, bis hin zu Fort- und Weiterbildung, die ihnen das nötige Rüstzeug für ihre Berufung mit auf den Weg geben. Dies ist die ureigenste Aufgabe des Ortsbischofs, der die Verantwortung für die gottgeweihten Jungfrauen trägt. Desweiteren beschäftigt sich Öfele mit dem Ritus der Weihe aus liturgischen und theologischen Aspekten, sowie deren Spiritualität. Ebenso werden aktuelle Erfahrungen erörtert.

Die weitere Beiträge des Buches stammen von Stefan Novotny (Die geweihte Jungfrau in den paulinischen Briefen an die Korinther und im Ritus der Jungfrauenweihe) und Abt Barnabas Bögle (Veni Sponsa Christi). Manfred Hauke entfaltet in "Maria als Vorbild der geweihten Jungfrauen" historische und systematische Perspektiven. Mit dem Wort der hl. Teresa von Avila, "Weil wir sicher wissen, dass Er uns liebt!", geht Ruth Meyer auf das innere Gebet im Leben der gottgeweihten Jungfrau ein. Diese Berufung betrachtet auch Stephan E. Müller im Licht von Lumen Gentium. Maria Luisa Öfele ergreift noch einmal das Wort, indem sie die Jungfrauenweihe als einen "Ewigen Bund der Liebe" betrachtet. In den beiden letzten Aufsätzen behandeln Wolfgang Vogl "Hinweise auf das Virginitätsideal in spätantiken und mittelalterlichen Darstellungen der Parabel von den klugen und törichten Jungfrauen" und Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz den "Genius der Frau".

Sicherlich kann man das vorgestellte Buch "Jungfrauenweihe. Altes und neues Charisma" als modernes Standartwerk bezeichnen, das nicht nur Interessierten viel wissenswertes bietet, vor allem sollten jene immer wieder zugreifen, die wie auch immer, mit der Berufung von Frauen in der Kirche befasst sind.

Zum Schluss sei aus dem letzen Absatz zitiert, mit dem die Herausgeberin Maria Luisa Öfele auf die "Frau" und auf Maria hinweist: "Wir leben in einer für die Kirche schwierigen Zeit, da die jungfräuliche, bräutliche und mütterliche Dimension derselben von innen und außen in hohem Maße kritisiert, bedroht und angegriffen wird. Diese Aspekte der Kirche sind eminent marianische und deshalb eminent weibliche Aspekte."

Das Buch von Maria Luisa Öfele (Hrsg.), Jungfrauenweihe. Altes und neues Charisma, ist bei Be&Be erschienen und hat 253 Seiten.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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