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Das Volto Santo zeigt nicht nur den Weg und das Leben, sondern auch die Wahrheit

Schleier von Manoppello

Der folgende Beitrag basiert, in leicht veränderter Form, auf einem Vortrag, den Paul Badde am 3. August 2024 hielt. Badde ist der Autor von „Das Göttliche Gesicht“ – ein Buch, welches das Volto Santo von Manoppello im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus bekannt machte.

„Das Jubiläum des Jahres 2025 wird wahrscheinlich das Jubiläum des Heiligen Antlitzes sein“, wurde Pater Germano Franco di Pietro OFMCap am 22. November 2000 in der Zeitschrift „L’Arena“ aus Verona zitiert. Wie kam der nüchterne Rektor der Basilika des Heiligen Antlitzes von Manoppello damals dazu? Was war geschehen?

Es war das Heilige Jahr 2000. Ein Jahr davor hatte der deutsche Professor und Jesuitenpater Heinrich Pfeiffer am 31. Mai 1999 auf Vermittlung Antonio Binis im Lokal der Stampa Estera in Rom auf einer Pressekonferenz die revolutionäre Hypothese verkündet, bei dem Heiligen Gesicht in Manoppello handle es sich um jenen Bildschleier, der jahrhundertelang in Sankt Peter im Vatikan als „Veronika“ bezeichnet wurde, bis zur Gegenwart im Jahr 1999. Die Fülle der Argumente für seine Beweisführung war bezwingend und überwältigend.

In einer Dokumentation zu dem Ereignis sehe ich aber heute, dass damals sieben englische, 18 deutsche und 68 italienische Zeitungen über die Pressekonferenz berichteten, dazu eine französische Zeitschrift und zwei spanische und zwei polnische Blätter. Außerdem berichteten fünf Agenturen davon und der weltweite Sender BBC, ebenso das Fernsehen in Spanien, Holland, Uruguay, Italien, Deutschland, der Schweiz, Mexiko.

Ich sehe aber auch, dass damals keine einzige der Kolleginnen und keiner der Kollegen, die ich kannte, nach Manoppello gefahren ist, um die kühne Hypothese von Pater Pfeiffer mit eigenen Augen zu überprüfen. Ich selbst lebte 1999 noch in München und im Jahr 2000 in Jerusalem und hatte von dem Ganzen überhaupt nichts mitbekommen, obwohl ich täglich die Presse aufmerksam verfolgen musste.

Der Vatikan blieb in dem Ganzen sehr gelassen. Es ließ die Hypothese von Pater Pfeiffer durch einen Aufsatz Dario Rezzis, eines Kanonikers der Petersbasilika, in der Zeitschrift 30 giorni kühl zurückweisen und gestattete einem gewissen Roberto Falcinelli einen großzügigen Zugang zur Reliquie der römischen Veronika, um ihn in einem anderen Aufsatz in einem Sammelband verbreiten zu lassen, das Schleierbild in Manoppello sei von Albrecht Dürer gemalt worden. Wie kommt das und wie ist das zu verstehen? Das hatte im Grunde mehrere Gründe.

Erstens hatte die römische Veronika im Jahr 1999 eine 791 Jahre dauernde Geschichte wohldokumentierter Verehrung seit dem Jahr 1208 hinter sich, in dem Papst Innozenz den Schleier erstmals persönlich und öffentlich von Sankt Peter in das nahe Krankenhaus Santo Spirito trug.

Zweitens legte Papst Julius II. am 18. April 1506 den Grundstein für die neue – heutige – Petersbasilika im Vatikan genau unterhalb des sogenannten Veronikapfeilers. Das ist eine der vier Säulen, welche die Peterskuppel tragen und die von dem Architekten Bramante von Anfang an als sicherer Tresor für den Veronika-Schleier ausgebaut wurde. Dieser Schleier des Sanctissimum Sudarium mit dem „menschlichen Gesicht Gottes“ (Benedikt XVI.) wurde damals also irgendwie als Fundament gedacht für das größte und wichtigste Gotteshaus der Christenheit.

Drittens aber hilft uns hier ein Begriff, den der große katholische Kommunikationstheoretiker und Philosoph Marshal MacLuhan im Jahr 1964 prägte, als er im ersten Kapitel seines Buches „Understanding Media. The Extensions of Man“ kategorisch sagte: „Medium is the message.“

Was meinte er damit? Zunächst vielleicht dies: „Die Verpackung macht ein Geschenk erst wirklich zu einem Geschenk!“, wie meine Frau sagt. Dazu vielleicht einige Beispiele:

Von der eucharistischen Monstranz bin ich mir fast sicher, dass sie ihren Ursprung in jenem Rahmen hat, mit dem früher einmal das heilige Antlitz durch Rom getragen wurde. Denn wie konnte irgendjemand sonst auf den Gedanken kommen, einen kunstvollen Rahmen für ein Bild zwischen zwei Kristallscheiben zu schaffen, das von zwei Seiten zu betrachten war und das uns ein „Bild“ des lieben Gottes zeigte. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass dieser Gedanke ohne das Vorbild möglich war, mit dem das Heilige Gesicht zuerst durch Rom getragen wurde. Doch anders als der originale Rahmen des Heiligen Antlitzes brauchte die Monstranz einen kunstvollen und kostbaren Strahlenkranz, von denen jeder einzelne Strahl über die kleine weiße Hostie in der Mitte zu sagen schien: „Da, es ist der Herr!“ Das ist das Medium, das hier gleichsam die Botschaft selbst ist: Es ist der Herr!

Ähnlich verhält es sich mit dem gesamten Veronikapfeiler des Architekten Bramante in der Petersbasilika im Vatikan. Einen kostbareren Tresor wird man weltweit nicht finden. Er ist insgesamt eine große Monstranz für den sogenannten Veronika-Schleier! Und nicht nur das: Dazu kommt ein eigenes Geläut in der Säule und eine eigene Liturgie für den Moment, wenn der Schleier einmal im Jahr gezeigt wird. Da kann nur jeder Pilger denken: Es ist der Herr!

Und das ist noch nicht alles. Anders als der originale Rahmen des Volto Santo mit zwei durchsichtigen Scheiben aus Kristall, der sich heute noch in der Schatzkammer von Sankt Peter bewundern lässt, wurde die „Veronika“ des Vatikans seit Papst Urban VIII. (1623–1644) in dieser Veronikasäule plötzlich durch ein ganz anderes Medium den Gläubigen vorgestellt. Das war ein höchst kostbarer und schwerer Rahmen, der mit Gold und Silber und kostbarsten Edelsteinen den unermesslichen Wert der Reliquie unterstreichen sollte. Er hatte nur einen Schönheitsfehler im Vergleich zum alten originalen Rahmen. Er war nicht mehr transparent, weil plötzlich auch die neue Reliquie nicht mehr transparent war. Dennoch sollte das ganze Medium jeden Pilger nur denken lassen: Es ist der Herr, der hier gezeigt wird!

Übertroffen wird all dies vielleicht nur noch von der Kathedrale von Orvieto, die den gesamten Ort in Umbrien zu einer einzigartigen Monstranz unter allen wundervollen Städten Italiens macht. Diese Basilika mit ihrer herrlichen Schatz-Kapelle wurde ganz und gar errichtet für das Corporale aus dem nahen Bolsena, auf das im Jahr 1264 Blut tropfte, als ein gewisser Pater Petrus aus Prag während der Heiligen Messe an der Gegenwart Jesu Christi in der verwandelten Hostie zweifelte! Danach und seitdem wurde diese Kathedrale Orvietos und mit ihr die ganze Stadt als ein einziges Medium für dieses Corporale errichtet – wie gesagt, wie eine große Monstranz.

Das Corporale hat aber seinen Ursprung in den liturgischen Altartüchern und hieß früher einmal selbst Sudarium. Denn es ist das Tuch, das von allen anderen Tüchern auf dem Altar gesondert ist, nachdem es mit der verwandelten Hostie (das heißt, mit dem Corpus Christi) in Berührung gekommen ist, so wie das wahre Sudarium mit dem Gesicht des Herrn in Berührung kam, auf das es bei seiner Beerdigung gelegt worden war.

Und wenn wir nun diese Kathedrale in Orvieto mit der Basilika des Heiligen Antlitzes vergleichen, in der das wahre Sudarium verehrt wird, sehen wir noch etwas anderes. Und das ist etwas, das wir auch an der prachtvollen Kirche des Heiligen Camillo di Lellis im nahen Bucchianico studieren können.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Das ist die älteste Barockkirche der Abruzzen, die seit ihrer Gründung ununterbrochen die Pilger zur Verehrung des Heiligen angezogen hat, obwohl er selbst nicht einmal hier, sondern in Rom in der Kirche Santa Maria Maddalena hinter der Piazza Navona begraben liegt. In Bucchianico erinnert also seit Jahrhunderten nur dieses prächtige Medium an den Heiligen, während im nahen Manoppello das Heilige Antlitz in der schlichten Michaels-Kirche der Kapuziner vor allem versteckt wurde und wo diese Jahrhunderte einer durchgehenden und angemessenen Verehrung der kostbarsten Reliquie der Christenheit bis heute einfach fehlen!

Doch im Gegensatz zu all diesen Beispielen ist in Manoppello nicht das Medium die Botschaft. Im Volto Santo spricht die Botschaft auch ganz ohne den schönen und frisch gesäuberten Rahmen zu uns, als „das menschliche Gesicht Gottes unter den Menschen“. Vielleicht hatte der prophetische Rektor Germano im Jahr 2000 ja auch recht – er hatte sich nur in der Jahreszahl ein wenig geirrt und erst das Heilige Jahr 2050 wird zum wahren Jubiläum des Heiligen Gesichts. Denn dieses Antlitz im Schleier des heiligen Schweißtuches zeigt ja nicht nur den Weg und das Leben – sondern auch die Wahrheit. Die Wahrheit aber hat keine Eile. Die Wahrheit kann gut warten.

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