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Mit Kreuz und Rosenkranz am Ball

Vor allem in europäischen Mannschaften sind Spieler oder Trainer rar geworden, die ihren Glauben, zumal den katholischen, offen bekunden.

Wer gestern Abend beim WM-Halbfinale England-Kroatien aufmerksam zuschaute, konnte es sehen: Der kroatische Nationaltrainer Zlatko Dalić ist ein gläubiger Mann. Nach dem Sieg gegen die Engländer lugte demonstrativ ein Kreuz aus dem offenen Kragen des gebürtigen Bosniers. Während der Partie hielt er Handkontakt zum bewährten Heilmittel der Christenheit, dem Rosenkranz, den er immer bei sich trägt.

In der durchkommerzialisierten und politisch korrekten Welt des internationalen Fußballs ist Dalić so etwas wie ein Paradiesvogel. Vor allem in europäischen Mannschaften sind Spieler oder Trainer rar geworden, die ihren Glauben, zumal den katholischen, offen bekunden. Das ist man allenfalls noch von Südamerikanern oder Spielern aus Afrika und Fernost gewohnt oder von muslimischen Kickern, die nach Toren und Siegen kniend Allah für den Erfolg danken.

Wenn aber wir Europäer unseren christlichen oder gar katholischen Glauben öffentlich bekennen sollen, wird es schwierig. Wer schon einmal versucht hat, in einem Restaurant laut und vernehmlich das Tischgebet zu sprechen oder in einem öffentlichen Verkehrsmittel unter Schlagen des Kreuzzeichens zu beten, weiß was ich meine. Da kann es schon vorkommen, dass sich eine innere Stimme zu Wort meldet: Ich tue jetzt etwas, was die meisten um mich herum nicht mehr gewohnt sind oder sogar ablehnen. Einige werden mich anstarren, andere werden sich über mich lustig machen. Wenn ich Pech habe, werde ich sogar angepöbelt oder beschimpft. Das ist gar nicht so weit hergeholt: Versuchen Sie einmal in einer Berliner S-Bahn den Rosenkranz zu beten, wenn ihnen Punker und Leute von der Antifa gegenübersitzen. Schwierig! Meistes passiert natürlich gar nichts, aber ganz tief innen meldet sich doch der menschliche Herdentrieb: Du sollst öffentlich nichts tun, was nicht auch alle anderen dort tun würden.

Gerade diese Situation bietet uns aber auch Gelegenheit, Zeugnis für unseren Glauben abzulegen und zwar gerade dann, wenn wir uns selbst dabei etwas unsicher fühlen. Denn unser Herr Jesus Christus wollte ja nicht, dass wir einer Herde nachlaufen. Er hat einen jeden von uns persönlich angesprochen, er ist für jeden einzeln von uns – nicht für eine Herde – am Kreuz gestorben und deshalb können auch wir der hin und herwogenden Masse mit seiner Hilfe widerstehen. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir inmitten einer Salafisten-Demonstration ein Kruzifix auspacken sollten. Umsicht ist geboten. Aber wie gesagt, in aller Regel ist die bescheidene öffentliche Glaubensbekundung ein Opfer, das wir leicht und ohne Gefahr bringen können. Warum nicht – wie Zlatko Dalić – ein Kreuz um den Hals tragen oder öffentlich  das Kreuz schlagen. Ja, selbst in einer Kirche und sogar während der Heiligen Messe können wir heutzutage dieses Zeugnis ablegen, wenn wir vor dem Allerheiligsten knien oder zur Mundkommunion herantreten. Dieses Zeugnis erreicht womöglich mehr, als alle Pastoralpläne und Stuhlkreise, in denen über den Glaubensmangel diskutiert wird.

Der Bischof von Regensburg, Rudolf Voderholzer, hat vollkommen Recht, wenn er sagt, dass der Westen nicht in erster Linie vor der Bedrohung von außen Angst haben müsse, sondern vor der Bedrohung von innen, vor der eigenen Glaubensschwäche. Der kroatische Nationaltrainer macht uns vor, was wir als Gläubige tun können: In einer kirchengeschichtlich einmaligen Situation, in der der Glaube verdampft wie Tau in der Sonne, den eigenen Glauben froh und nachdrücklich zu bekunden – im Restaurant, in der S-Bahn, auf der Straße, der Heiligen Messe und ja – auch auf der Trainerbank.

Einige mögen nun sagen: Zlatko Dalić hat es einfach, er ist privilegiert und lebt in einem Land, in dem der katholische Glaube immer noch etwas Selbstverständliches ist. Ein Blick auf die Vita des Trainers lehrt uns aber, dass er rund sieben Jahre in Saudi Arabien und den Vereinigen Arabischen Emiraten tätig war. In dieser Umgebung wird sicher auch für ihn das eine oder andere Gebet eine Herausforderung gewesen sein. Und ob sein Image als gläubiger und praktizierender Katholik außerhalb Kroatiens, zum Beispiel in der Bundesliga, karriereförderlich ist, bleibt abzuwarten. Aber auch und gerade deswegen ist er ein Vorbild, weil er ganz offensichtlich den Glauben über seine Karriere stellt.

Denn am kommenden Sonntag, wenn Kroatien in Moskau gegen Frankreich zum WM-Endspiel antritt, wird Zlatko Dalić Rosenkranz und Kreuz wieder dabei haben. Man kann ihm nur wünschen, dass er am Ende beides zusammen mit dem Pokal in den russischen Himmel recken kann.

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Hinweis: Meinungsbeiträge spiegeln die Ansichten des Autors wider, nicht unbedingt die der Redaktion von CNA Deutsch. 

 

 

 

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