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Carpe Diem! Die Zeit auf Erden so gut wie möglich nutzen

"So lang ist das nicht, dann muss ich die Zeit gut nutzen!"

"Wir haben nur 15 Sommer mit unseren Kindern, danach gehen die lieber mit ihren Freunden ins Freibad oder in die Eisdiele und fahren das erste Mal ohne Eltern in die Ferienfreizeit." Dieser Gedanke kam mir jetzt, wo es langsam auf den Herbst zu geht und der Spätsommer die Segel gestrichen hat. War ich oft genug mit den Mädchen unterwegs? Haben wir das gute Wetter optimal genutzt? Ein bisschen Druck schwingt mit, wenn ich mich in diese Gedanken hineinbegebe.

Meiner Großen geht es ähnlich. Auch sie macht sich momentan viele Gedanken über die Endlichkeit und interessiert sich für Geschichte. Sie möchte oft wissen, ob Oma und Opa noch leben, wenn sie erwachsen ist. Stellt fest, dass noch keiner der ihr bekannten Menschen gelebt hat vor 100 Jahren und fragt mich im Holland-Urlaub, ob dort die Menschen auch Eltern und Großeltern haben, die irgendwann sterben. Der ewige Kreislauf des Lebens ist ein spannendes Thema, welches die Menschen seit vielen Jahrtausenden beschäftigt. Bereits in der Bibel gibt es an unterschiedlichen Stellen detaillierte Episoden zur Genealogie Jesu oder auch Abrahams.

Unsere Tochter möchte die Zeit, die sie mit uns oder mit ihren Großeltern hat, genau bestimmen. Das geht natürlich nicht, erkläre ich ihr, aber ungefähr abschätzen kann man es schon, wenn man eine ungefähre Lebenserwartung von 90 Jahren annimmt. "Dann hast du noch ca. 30 Jahre mit Oma und Opa und noch ca. 60 Jahre mit Mama und Papa."

Darüber muss sie nachdenken.

So gut sie sich schon mit Zahlen auskennt, so schwierig ist es, sich solche großen Zeiträume vorzustellen. Nach einiger Zeit stellt sie fest: "So lang ist das nicht, dann muss ich die Zeit gut nutzen!"

Eine famose Feststellung für eine fast 5-Jährige. Ja, das beste Fazit was man aus der Endlichkeit und Sterblichkeit der Menschen ziehen kann ist, die Zeit, die man auf Erden hat so gut wie möglich zu nutzen.

Man kann über diese Gedanken verrückt werden oder depressiv, aber man kann sie eben auch positiv für sich deuten und sie sich jeden Tag nach dem Aufstehen bewusst machen: Heute mache ich diesen Tag zu einem guten Tag!

Dennoch muss man sich nicht grämen, wenn man mal auf der Couch gegammelt hat oder sich gestritten hat. Das macht das Leben eben aus. Aber besonders die zwischenmenschlichen Beziehungen sollte man hinsichtlich ihrer Endlichkeit mit Achtsamkeit und Wohlwollen pflegen.

Der Großvater meines Mannes ist über 90 Jahre alt geworden und hatte ein erfülltes Leben mit vielen Kindern und Enkeln. Leider ist er kurz vor dem Bekanntwerden der Schwangerschaft mit unserer Ältesten verstorben, sodass er nicht in den Genuss kommen konnte von ihr zu erfahren. Das weiß unsere Tochter und findet es spannend, Geschichten über ihn zu hören und beschäftigt sich dann gedanklich damit, dass wir ihr von einem Familienmitglied erzählen, welches wir kennen, sie aber nicht.

Jetzt kann man es schade finden, dass wir ihm nicht von seinem ersten Urenkel berichten konnten oder es ihm vorstellen konnten, man kann es aber auch wie unsere Tochter halten, die uns sagte, wie schön es sei, dass wir über den Uropa sprechen, weil sie ihn dann auch kennen lernt.

Genau, denn für was könnte man den Tag besser nutzen, als zusammen zu sitzen, über die Familie zu sprechen und so der Vergangenheit und den Toten eine Zukunft zu schenken. Carpe Diem - nutze den Tag!

 

 

Das Blog "Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter" mit Elisabeth Illig erscheint jeden Montag bei CNA Deutsch. Alle bisherigen Blogposts finden Sie hier im Überblick. 

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