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Die quälende Stille: Alles hat seine Zeit

Stille kann helfen um den Blick wieder freizubekommen auf den, der hinter allem steht.

Gestern war Aschermittwoch. Nach den rauschenden Karnevalstagen beginnt nun die Fastenzeit. Auch für mich. Wie jedes Jahr stehen mir viele Optionen offen: Verzichte ich mal komplett auf Fleisch? Oder auf Alkohol? Soll ich auf Fernsehen verzichten, auch wenn ich keinen habe? Deinstalliere ich die Facebook-App auf meinem Handy und lösche ich Instagram?

Ich glaube, dass es nicht darum geht einige Kilos abzuspecken, auch wenn das meinem Körper gerade jetzt vor Beginn der Rückrunde in der Kreisliga D richtig gut tun würde. Dass mein Trainer mich von der Flügelstürmer-Position in die Außenverteidigung zurückbeordert hat, hat eher konditionelle Gründe und nicht sicher nicht mit meinen überragenden Zweikampfwerten zu tun, die mich für den Job als Außenverteidiger prädestinieren. Es geht auch nicht darum, während der Fastenzeit der „bösen Welt“ den Rücken zu kehren, um nach 40 Tagen wieder in die alten Marotten zurück zu fallen.

Vermutlich werde ich nicht die ganze Zeit beten, werde nicht die ganze Zeit auf Fleisch oder Facebook verzichten. Doch ich habe gemerkt, dass es Zeit ist, mal wieder öfter zur Ruhe zu kommen. Meinen Computer könnte ich ruhig öfter mal ausschalten, ebenson mein Autoradio. Diese Stille kann unerträglich sein, doch auch eine große Chance. Ich will diesem Gott, für den ich mir seit Jahren den Hintern aufreiße (sorry!), mal wieder in der Stille begegnen, mir wieder klar darüber werden: Warum tue ich das alles?

Am Ende werde ich dann doch wieder erkennen, dass Er es ist, der sich schon viel länger für MICH den H... naja, ihr wisst schon.

Die Medien, die Musik, das gute Essen - all das ist Teil Seiner Schöpfung, die in sich gut ist und die ich sehr gerne nutze. Doch wie oft passiert es, dass diese Dinge zum Selbstzweck werden? Es ist ganz gut mal verstärkt auf einige dieser Annehmlichkeiten zu verzichten, damit der Blick wieder klarer wird auf den, der hinter allem steht. Es braucht diese Wechsel. "Alles hat seine Stunde, für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit", schreibt Kohelet, "eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen, eine Zeit für die Klage und eine Zeit für den Tanz." Auf Karneval folgt die Fastenzeit, auf die Fastenzeit folgt Ostern. Auf Instagram-Postings über Bierflaschen und Fußball folgt ein nachdenklich-melancholischer Monolog zum Aschermittwoch.

Der stille Feierabend zu Hause kann quälend langweilig werden, die langen Autofahrten ohne Radio werden durch das ungesunde Röhren meines Opel-Astra-Auspuffs auch nicht unterhaltsamer, der Phantomschmerz in der Hosentasche, der mich glauben lässt, mein Handy hätte wegen einer superwichtigen Nachricht vibriert, auf die ich sofort reagieren sollte, wird auch noch eine Weile anhalten.

Doch irgendwann werde ich inmitten dieser Stille wieder den hören, der selbst schon so lange so wenig von mir gehört hat.

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