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Anlässlich der Amtseinführung von Donald Trump: Zur Basilika der Immaculata in Washington

Das Nationalheiligtum Basilika der Unbefleckten Empfängnis in der US-Hauptstadt.

Das Heiligtum der Mary Immaculate, der Patronin der Vereinigten Staaten in Washington D.C. ist weit mehr als eine Wallfahrtskirche. Mit seinen über 70 Kapellen und Oratorien verkündet es die Heilsgeschichte und Glaubensgeheimnisse. Zugleich besingt es die Liebe zur Gottesmutter unter all ihren Titeln und in der besonderen Eigenart aller Völker, deren Kinder in dieses Land einwanderten.

Von der Ostfassade 1959 der geweihten Marienbasilika, der größten katholischen Kirche Nordamerikas, lehren vier große Heilige. Den Erbauern war gerade ihre Botschaft für unsere Zeit wichtig. Zunächst fällt Carlo Borromeo (1538-1584) auf, der Kardinal-Erzbischof von Mailand und Erneuerer seiner heruntergekommenen Diözese. Robert Kardinal Bellarmin (1542-1621), wegweisender Theologe in den Auseinandersetzungen mit der jungen Naturwissenschaft und der Reformation, lehrt dort ebenfalls. Auch Thomas von Aquin (1225-1274) ist einer der großen Lehrer am National Shrine of the Immaculate Conception.

Aber wer ist der Vierte? Es ist Pius X. (1835-1914), der heilige Papst, der den entscheidenden Anstoß zum Bau des amerikanischen Marienheiligtums gibt. Zur seiner Präsenz passt die Mahnung Papst Benedikts XVI. (*1927), der 2008 den National Shrine besucht: "Jedem Bestreben, Religion als Privatsache zu behandeln, muss Widerstand entgegengesetzt werden. Nur wenn ihr Glaube jeden Aspekt ihres Lebens durchdringt, öffnen sich Christen wirklich der verwandelnden Kraft des Evangeliums". Deutsche Besucher freuen sich über den Hl. Bonifatius, den Patron Deutschlands, der von der Westfassade lehrt.

Die erste Kapelle der Krypta ist dem hl. Pius X. geweiht. Dort berührt eine überaus ansprechende Darstellung dieses großen Papstes. Theodore C. Barbarossa (1906-1992) hat diese Marmorstatue 1953 geschaffen, also bereits im Jahr vor seiner Heiligsprechung. Wird auch von amerikanischen Künstlern und Künstlerinnen eine Erneuerung europäischer Sakralkunst ausgehen? Das Altarrelief veranschaulicht das päpstliche Dekret über die Frühkommunion der Kinder. Es zeigt stürmische See, auf der die Kirche vom Heiligen Geist geleitet wird, representing Pius X’s struggle against Modernism, wie eine Broschüre erläutert, und erinnert an die Bibelübersetzung ins Amerikanische. Schließlich ist die Kodifizierung des kanonischen Rechts dargestellt.

Alle bedeutenden Marienheiligtümer der Erde sind in den Kapellen in der Krypta und Oberkirche gegenwärtig. In der Lourdes-Kapelle können Besucher auf einer Oberammergauer Kniebank beten, auf der schon Eugenio Pacelli und Johannes Paul II. im Gebet versunken waren. Besonders berührt deutsche Besucher das Gnadenbild von Altötting. In seinem Heiligtum ist ja das Herz des Kölner Erzbischofs Josef Clemens bestattet, der Bonn der unbefleckten Gottesmutter geweiht hat. This city of Bonn is the capital of the free world, wird John F. Kennedy im Juni 1963 die Bonner grüßen, nur wenige Meter von der Marienstatue im Rathaus entfernt, die daran erinnert.

Auch das Gnadenbild von Maria Zell ist präsent, the Great Mother of Austria, vor der Benedikt 2007 den mahnte: "Die Resignation der Wahrheit gegenüber ist meiner Überzeugung nach der Kern der Krise des Westens, Europas. Wenn es Wahrheit für den Menschen nicht gibt, dann kann er auch nicht letztlich Gut und Böse unterscheiden. Und dann werden die großen und großartigen Erkenntnisse der Wissenschaft zweischneidig: Sie können … zu furchtbaren Bedrohungen, zur Zerstörung des Menschen und der Welt werden."

Eine andere Kapelle preist Our Mother of Africa and Her Divine Son. Eine wunderbare Bronzestatue gibt der afroamerikanischen Welt eine Stimme. Der Skulpteur, Edward Joseph Dwight, Jr. (*1933), ist studierter Luft- und Raumfahrtingenieur, war Testpilot der United States Air Force und wurde unter Kennedy als erster Afroamerikaner für zum Astronauten ausgebildet. Auch das Kruzifix aus Ebenholz erschüttert, aus dem alles Leid der Afroamerikaner spricht. An den Wänden umgeben es charaktervolle Evangelistenköpfe mit afrikanischen Zügen.

Die Hall of American Saints zeigt die großen Heiligen dieses Landes, denen die Indianermission am Herzen lag. Besonders eindrucksvoll ist die heilige Kateri Tekakwitha (c.1656-1680), 1943 von Pius XII. zur Ehrwürdigen Dienerin Gottes erhoben, 2012 von Benedikt heiliggesprochen. Die "Lilie der Mohawk" war die Tochter eines Häuptlings der Mohawk und einer christlichen Mutter der Algonquin. Die heilige Frances Xavier Cabrini (1850-1917) ist die Patronin der Immigranten, 1946 durch Pius XII. heiliggesprochen.

Aber was zeigt die Vitrine an einem Ehrenplatz in der Krypta? Eine Tiara umgeben von einer Stola. Als Gabe seines Landes schenkt Kardinal Spellman (1889-1967) die kostbare Stola Papst Johannes XXIII. (1881-1963) zum 80. Geburtstag. Der Papst trug sie, als er am 11. Oktober 1962 das Zweite Vatikanische Konzil eröffnete. Spellman selbst trat aus Sorge über seinen Verlauf dem Coetus Internationalis Patrum bei. Als das Thema "Armut in der Welt" behandelt wurde, legt Paul VI. (1887-1978) die Tiara ab. Spellman erbat sich die Ehre, sie zum Nutzen der Armen zu verwenden, gründete eine Stiftung zu diesem Zweck und übergab die Tiara dem National Shrine. Diese Symbole einer folgenreichen Entwicklung stehen also in der Obhut der unbefleckt empfangenen Gottesmutter. Benedikt XVI. ehrt Mary Immaculate mit einer Golden Rose. Auch sie ist zu sehen.

Gegen Ende seines Pontifikats gibt Pius X. den Anstoß zur Verwirklichung dieses amerikanischen Heiligtums der Immaculata, das auch den Apostelfürsten geweiht ist. Es veranschaulicht sein Reformprogramm Omnia instaurare in Christo – Alles in Christus erneuern, das mit dem Gebet schießt: "Gott, der reich ist an Erbarmung, beschleunige die Wiederaufrichtung der Völker der Menschheit in Christus Jesus. Denn es kommt nicht auf das eigene Wollen oder Laufen an, sondern auf Gottes Erbarmen". Und er erbittet die "allerwirksamste Fürbitte der Gottesgebärerin", ihres reinsten Bräutigams, des Schutzherrn der heiligen Kirche, sowie der Apostelfürsten Petrus und Paulus".

Europäische Besucher tröstet das großartige Mosaik, das all dies sinnfällig macht: Von Christ in Majesty in der Hauptapsis wendet sich ihr Blick in die Apsis des linken Querschiffs mit der apokalyptischen Frau, den Drachenkopf zertretend, und zum rechten Apsismosaik, das Saint Joseph zeigt, the Defender of the Church. Wer weiß, was von Mary Immaculate, Patroness of the United States, noch ausgehen mag, von der Hüterin jener Stola und Tiara?

Mit einer Anspielung auf das Omnia instaurare in Christo empfiehlt Papst Benedikt die amerikanischen Kirche und ‚die Moderne‘ insgesamt "ganz besonders der mütterlichen Liebe und Fürsprache der Unbefleckten Jungfrau Maria, Schutzpatronin der Vereinigten Staaten. Dass sie, die die Hoffnung aller Völker in ihrem Schoß trug, Fürbitte für die Bevölkerung dieses Landes einlege, auf dass alles neu werden in ihrem Sohn Jesus Christus."

Dr. Wolfgang Koch ist Wissenschaftler an einem Fraunhofer-Institut und lehrt an der Universität Bonn.

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