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Papst Franziskus nimmt an "Lac Ste. Anne"-Wallfahrt teil

Papst Franziskus, Lac Ste. Anne, Kanada, 26. Juli 2022

Im Rahmen der "Lac Ste. Anne"-Wallfahrt westlich von Edmonton in Kanada hat Papst Franziskus am Dienstagnachmittag (Ortszeit) erklärt: "Hier kann man wirklich den gemeinsamen Herzschlag eines Pilgervolkes wahrnehmen, von Generationen, die sich auf den Weg zum Herrn gemacht haben, um sein heilendes Wirken zu erfahren."

Die jährliche Wallfahrt am Ufer des Sees, der schon den Indigenen als heilig galt, geht zurück auf das Jahr 1889. Am Fest der heiligen Anna, das die Kirche am 26. Juli feiert, verwies Papst Franziskus auf die Rolle der Großmütter besonders unter Indigenen.

Zunächst verglich er den "Lac Ste. Anne" indes mit dem See Gennesaret: "Gott hat dieses vielseitige und heterogene Umfeld gewählt, um der Welt etwas Revolutionäres zu verkünden: 'Haltet die andere Wange hin, liebt die Feinde, lebt als Brüder und Schwestern, um Kinder Gottes zu sein, des Vaters, der die Sonne aufgehen lässt über Guten und Bösen und es regnen lässt über Gerechte und Ungerechte' (vgl. Mt 5,38-48). So wurde gerade dieser See, 'ein Schmelztiegel der Verschiedenheiten', zum Schauplatz einer noch nie dagewesenen Verkündigung der Geschwisterlichkeit, einer Revolution ohne Tote und Verletzte, einer Revolution der Liebe."

"Und hier, an den Ufern dieses Sees, versetzt uns der Klang der Trommeln, der die Jahrhunderte überdauert und die verschiedenen Völker vereint, in diese Zeit zurück", so der Pontifex. "Er erinnert uns daran, dass die Geschwisterlichkeit echt ist, wenn sie diejenigen vereint, die weit voneinander entfernt sind, dass die Botschaft der Einheit, die der Himmel auf die Erde sendet, keine Angst vor Verschiedenheiten hat und uns zur Gemeinschaft einlädt, um gemeinsam aufzubrechen, weil wir alle Pilger auf dem Weg sind."

Papst Franziskus zeigte sich "beeindruckt von der lebenswichtigen Rolle der Frauen in den indigenen Gemeinschaften: Sie nehmen eine herausragende Stellung als gesegnete Quellen nicht nur des physischen, sondern auch des geistlichen Lebens ein."

"Der Glaube entsteht selten durch das einsame Lesen eines Buches im Wohnzimmer, sondern verbreitet sich in einer familiären Atmosphäre, er wird in der Sprache der Mütter mit dem sanften Gesang im Dialekt der Großmütter vermittelt", sagte Franziskus. "Es erwärmt mein Herz, so viele Großeltern und Urgroßeltern hier zu sehen. Ich danke euch und möchte denjenigen, die ältere Menschen zu Hause, in der Familie haben, sagen: Ihr habt einen Schatz! Ihr bewahrt innerhalb eurer Mauern eine Quelle des Lebens: Sorgt euch um sie wie um das kostbarste Erbe, das geliebt und behütet werden muss."

"Ein Teil des schmerzlichen Erbes, mit dem wir konfrontiert sind, rührt daher, dass die indigenen Großmütter daran gehindert wurden, den Glauben in ihrer eigenen Sprache und Kultur weiterzugeben", beklagte der Papst.

"Während der Tragödie der Eroberung war es Unsere Liebe Frau von Guadalupe, die den Indigenen den rechten Glauben vermittelte, indem sie ihre Sprache sprach und ihre Kleidung trug, ohne Gewalt anzuwenden oder ihnen etwas aufzuzwingen", erklärte der Heilige Vater mit Bezug auf die berühmte Marienerscheinung im Mexiko des Jahres 1531. "Und kurz darauf wurden mit der Einführung des Buchdrucks die ersten Grammatiken und Katechismen in den indigenen Sprachen veröffentlicht. Wie gut haben es die authentisch evangelisierenden Missionare in dieser Hinsicht geschafft, die einheimischen Sprachen und Kulturen in so vielen Teilen der Welt zu erhalten!"

In Kanada hat eine derartige "mütterliche Inkulturation" durch das Wirken "der heiligen Anna stattgefunden, die die Schönheit der einheimischen Traditionen und des Glaubens miteinander verband und sie mit der Weisheit einer Großmutter, die eine zweifache Mutter ist, formte."

Papst Franziskus verwies in seiner Predigt auf eine Reihe von Übeln, welche die heutige Gesellschaft plagen. Zum einem gebe es den "Schrei der älteren Menschen, die Gefahr laufen, allein zu Hause zu sterben oder in einer Einrichtung zurückgelassen zu werden, oder der unbequemen kranken Menschen, denen statt Zuneigung der Tod verabreicht wird". Außerdem hob er den "Schrei junger Menschen" hervor, "die mehr abgefragt als angehört werden, die ihre Freiheit an ein Mobiltelefon abgeben, während andere in ihrem Alter auf denselben Straßen verloren herumstreunen, betäubt von irgendeinem Vergnügen, in den Fängen von Süchten, die sie traurig und ungeduldig machen, unfähig, an sich selbst zu glauben, zu lieben, was sie sind, und die Schönheit des Lebens, das sie haben."

Zum Abschluss richtete der Papst einige Worte direkt an die Indigenen. Er sei "als Pilger gekommen, um euch auch zu sagen, wie wertvoll ihr für mich und für die Kirche seid. Ich wünsche mir, dass die Kirche mit euch verflochten sei, so eng verwoben und vereint wie die Fäden der bunten Bänder, die so viele von euch tragen."

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