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Martin Werlen: Verstorbener Nuntius Zurbriggen hat rückwärtsgewandte Bischöfe verhindert

Nuntius Peter Stephan Zurbriggen

Dem Schweizer Benediktinerabt Martin Werlen zufolge hat der ehemalige österreichische Nuntius Peter Stephan Zurbriggen die Ernennung konservativer Bischöfe verhindert und sich stattdessen für progressive Kandidaten stark gemacht. Zurbriggen ist am 28. August gestorben und wirkte am Ende einer langen Karriere im Dienst des Heiligen Stuhls von 2009 bis 2018 als Nuntius in Österreich.

Im Gespräch mit kath.ch sagte Werlen, der von 2001 bis 2013 Abt von Einsiedeln war und derzeit der Propstei St. Gerold im österreichischen Vorarlberg vorsteht, Zurbriggen habe sich für Bischöfe eingesetzt, "die ihrer herausfordernden Aufgabe gewachsen sind. Das, was wir im Bistum Chur erleben mussten, galt auch für Österreich: Johannes Paul II. hat Bischöfe durchgedrückt, die nicht mit dem Volk auf dem Weg sein konnten. Solche Ernennungen erlebten wir auch unter Benedikt XVI. Damit wurden nicht nur Diözesen, sondern ganze Bischofskonferenzen lahmgelegt."

"Zurbriggen musste erleben, dass traditionalistische Kreise am Nuntius vorbei direkte Kontakte nach Rom hatten, auch was die Ernennung von Bischöfen betrifft", so Werlen weiter. "Dazu gehört die Ernennung von Gerhard Wagner zum Weihbischof von Linz", wozu er "gewiss nicht geeignet" gewesen sei.

Wagner wurde 2009 von Papst Benedikt XVI. zum Weihbischof ernannt, bat den Pontifex jedoch nach massivem Widerstand sogar von zahlreichen Bischöfen, in der Politik sowie in den Medien bereits nach wenigen Wochen um Rücknahme der Nominierung. Der verhinderte Bischof hatte etwa erklärt, Homosexualität könne behandelt werden.

"Auch später kam es immer wieder zu Versuchen, auf Rom Einfluss zu nehmen – und zwar von Kreisen, die die Kirche von allem schützen möchten, was das Arbeitsfeld der Kirche ist", sagte der Abt. "Diese Kreise mit einem eigenen Internet-Portal – es ist in Linz angesiedelt – wurden vom Sekretär des damaligen Papstes regelmässig zu einem Treffen eingeladen. Doch Peter Zurbriggen liess sich nicht ausbooten. Zumal er die Gläubigen und Kardinal Christoph Schönborn auf seiner Seite wusste."

Das von Werlen erwähnte "Internet-Portal" ist kath.net.

Bischofsernennungen für Feldkirch und Innsbruck

Zurbriggen habe gewusst, eine bestimmte Bischofsernennung in Feldkirch "zu verhindern". Stattdessen sei Benno Elbs dort im Jahr 2013 der neue Bischof geworden, der sich für die Weihe von weiblichen Diakonen und von verheirateten Männern zum Priestertum sowie die "Segnung" homosexueller Beziehungen positioniert hat.

"Auch die Diözese Innsbruck hat ihren Bischof Hermann Glettler dem Nuntius Peter Zurbriggen zu verdanken", sagte Werlen. Glettler hatte die vatikanische Erklärung, wonach es der Kirche unmöglich ist, homosexuelle Beziehungen zu segnen, als "eine Enttäuschung" bezeichnet.

Der Bischof, der seit 2017 für das Bistum Innsbruck verantwortlich ist, wurde auch wegen eines von ihm verteidigten Fastentuchs über dem Altar der Innsbrucker Universitätskirche scharf kritisiert. Auf dem Tuch, das während der Fastenzeit in diesem Jahr den Altar verhüllte, war ein Foto vom nackten Oberkörper eines Mannes mit Tätowierungen und Brustwarzen-Piercing auf einem Bett zu sehen. Der Mann auf dem Foto, David Apakidze, hatte erklärt: "Ich denke, es ist wichtig, dass queere Personen auch in der Kirche sichtbar werden."

In konservativen Kreisen hatte Zurbriggen einen guten Ruf, weil er Kardinal Reinhard Marx, den Erzbischof von München und Freising sowie damaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), dafür kritisiert hatte, bei einem Besuch in Jerusalem sein Brustkreuz abgenommen zu haben, um muslimischen Menschen keinen Anstoß zu bieten.

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