Tübingen, 10 Januar, 2023 / 3:07 PM
Die Tübinger Dogmatikerin Johanna Rahner hat eine „mangelnde Wertschätzung“ in Rom für die wissenschaftliche Theologie in Deutschland beklagt. Im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte Rahner: „Rom fällt es schwer, theologisch gute Argumente für Veränderungen zu akzeptieren.“
Dies habe sich etwa gezeigt, als die Kardinäle Marc Ouellet (Bischofsdikasterium) und Luis Ladaria (Glaubensdikasterium) im November gegenüber den deutschen Bischöfen den Synodalen Weg scharf kritisierten, so Rahner. Die Vorträge der beiden Kardinäle hätten „theologisch betrachtet große Schwächen“ und erschwerten damit die „Debatten“.
Beim deutschen Synodalen Weg, der in auch von den Bischöfen mehrheitlich verabschiedeten Texten bereits zahlreiche Kehrtwenden in der überlieferten Lehre der Kirche fordert, darunter in der Sexualmoral, gebe es indes „eine hohe Wertschätzung“ für die deutsche wissenschaftliche Theologie, betonte Rahner.
Gefragt, warum man Theologie studieren solle, sagte die Dogmatikerin, die als Vorsitzende des Katholisch-Theologischen Fakultätentages zwei Jahre lang für die Hochschulpolitik der Theologischen Fakultäten zuständig war, es gehe beim Studium „um Kompetenzen für ganz verschiedene Bereiche: etwa Literaturwissenschaft, Sozialwissenschaften, historisches, spekulatives und kreatives Denken.“
„Wer etwas Geisteswissenschaftliches studieren will, ist bei uns gut aufgehoben“, so Rahner weiter. Außerdem gelte: „Wer sensibel ist für gesellschaftliche Entwicklungen und Religion als Faktor ernst nimmt, wer sich für interkulturelle Kompetenz interessiert – auch der ist bei uns richtig.“
Dann distanzierte sie das Theologiestudium von der Kirche uns sagte, es handle sich um „zwei verschiedene Dinge“, denn die „wissenschaftliche Theologie“ sei „ja oft eine kritische Gegenstimme zur Institution“.
Deutliche Kritik übte Rahner an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie, die vor wenigen Jahren aus der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Augustin der Steyler Missionare hervorging und sich um ein dezidiert kirchliches Profil bemüht.
„Kardinal Woelki widerspricht mit seinem Vorgehen der Empfehlung des deutschen Wissenschaftsrates, das Seelsorgepersonal an staatlichen Hochschulen auszubilden, um die jungen Theologen ganz bewusst dem Gespräch mit Politik, Gesellschaft und anderen Wissenschaften auszusetzen“, so Rahner. „Ich habe den Kölner Erzbischof deshalb schon vor über drei Jahren darüber informiert, dass wir seinem Vorgehen nicht zustimmen können. Er setzt ein falsches Zeichen und geht den falschen Weg.“
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