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Papst Franziskus in Osttimor: Christentum „ist kein ideologischer Glaube“

Papst Franziskus in Osttimor

Nach einem Treffen mit dem Präsidenten von Osttimor ist Papst Franziskus im Präsidentenpalast mit Regierungsvertretern, der Zivilgesellschaft und dem diplomatischen Korps von Osttimor zusammengetroffen. Der Pontifex wird noch bis bis Mittwoch in dem Land bleiben und dann nach Singapur weiterreisen.

In seiner ersten Ansprache auf dieser dritten Etappe seiner Reise, die er auf Spanisch verlas, erinnerte Papst Franziskus daran, wie die ersten dominikanischen Missionare im 16. Jahrhundert aus Portugal in das Land kamen und „den Katholizismus und die portugiesische Sprache mitbrachten“.

Das Christentum ist „kein ideologischer Glaube“

„Das Christentum, das in Asien geboren wurde, kam durch europäische Missionare in diese entfernten Regionen des Kontinents, was seine universelle Berufung und seine Fähigkeit bezeugt, mit den unterschiedlichsten Kulturen zu harmonieren, die bei der Begegnung mit dem Evangelium zu einer neuen, höheren und tieferen Synthese gelangen“, betonte er weiter.

So erklärte er, dass „das Christentum inkulturiert ist“, wobei er betonte, dass das Binom „Inkulturation und Evangelisierung der Kultur“ für das Christentum wesentlich ist. „Es ist kein ideologischer Glaube, es ist ein Glaube, der in der Kultur verwurzelt ist“, betonte er.

Kampf Osttimors um Unabhängigkeit

Papst Franziskus erinnerte auch daran, dass das Land „in seiner jüngsten Vergangenheit eine schmerzhafte Phase durchgemacht hat, in der es die Erschütterungen und die Gewalt erlebte, die oft auftreten, wenn ein Volk sich auf die Suche nach seiner vollen Unabhängigkeit begibt und dieses Streben nach Autonomie verweigert oder vereitelt wird“.

Osttimor wurde, nachdem es 1975 seine Unabhängigkeit von Portugal erlangt hatte, 1976 von indonesischen Truppen überfallen, bis es am 20. Mai 2002 schließlich seine Unabhängigkeit erklärte.

Der Papst dankte den Einwohnern dafür, dass sie die Hoffnung nicht verloren haben, und bemerkte, dass sie „diese wichtigen Ziele“ erreichen konnten, weil sie „im katholischen Glauben verwurzelt“ sind.

Er dankte ihnen auch für ihre Versöhnung mit „den Brüdern Indonesiens“ und ihre Fähigkeit, „Schmerz in Freude“ zu verwandeln. Der Papst betonte, sie seien „ein leidendes, aber weises Volk“.

Er erinnerte auch daran, dass „der Frieden der Einheit dem Konflikt immer überlegen ist“ und lobte die Politik „der ausgestreckten Hand, die sehr weise und nicht töricht ist, denn wenn die ausgestreckte Hand verraten wird, weiß sie zu kämpfen und die Dinge voranzutreiben“.

Später wünschte er den Anwesenden, dass der Glaube, „der euch in der Vergangenheit erleuchtet und gestützt hat, auch weiterhin eure Gegenwart und eure Zukunft inspirieren möge“.

Die aktuellen Herausforderungen des Landes

Dann wandte er sich einigen aktuellen Herausforderungen zu, wie dem Phänomen der Auswanderung, der Armut und jenen Situationen, die als echte soziale Plagen angesehen werden können, „wie der Missbrauch von alkoholischen Getränken unter Jugendlichen und ihre Eingliederung in Banden“. „Gewalt ist immer eine Bedrohung für die Menschen“, bemerkte er.

„Und vergessen wir nicht die vielen Kinder und Jugendlichen, deren Würde verletzt wurde“, bat der Pontifex und beklagte, dies sei „ein Phänomen, das überall auf der Welt auftritt“.

Aus diesem Grund betonte er, dass „wir alle aufgerufen sind, verantwortungsvoll zu handeln, um jede Art von Missbrauch zu verhindern und unseren jungen Menschen ein ruhiges Aufwachsen zu garantieren“.

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Angesichts dieser Probleme bekräftigte er, es sei unerlässlich, „diejenigen, die in nicht allzu ferner Zukunft die Führungsschicht des Landes sein werden, durch eine spezielle Ausbildung angemessen vorzubereiten“.

„Die Soziallehre der Kirche ist keine Ideologie“

Er betonte, dass die Kirche ihre Soziallehre als Grundlage „für diesen Bildungsprozess zur Verfügung stellt, der einen unersetzlichen Pfeiler für die Entwicklung spezifischer Kenntnisse darstellt“.

„Die Soziallehre der Kirche ist keine Ideologie, sie basiert auf der Geschwisterlichkeit“, sagte er. Es sei eine Lehre, so der Papst weiter, „die die Entwicklung der Völker, insbesondere der ärmsten, begünstigt“.

In seiner Rede ermutigte Papst Franziskus die Anwesenden auch, angesichts der Schwierigkeiten Vertrauen zu haben und einen „hoffnungsvollen Blick in die Zukunft“ zu bewahren.

Dann ließ er den offiziellen Redetext beiseite und bekräftigte, dass „das Beste, was dieses Land hat, sein Volk ist“. „Kümmern Sie sich um Ihr Volk“, fuhr der Pontifex fort, „lieben Sie Ihr Volk, lassen Sie dieses Volk, das wunderbar ist, wachsen“. „Ihr Volk drückt sich mit Würde und Freude aus, es ist ein fröhliches Volk“, fügte er hinzu.

Notwendigkeit der Ausbildung eines „jungen Volkes“

Franziskus wies auch darauf hin, dass es sich um ein „junges Volk“ handele, da etwa 65 Prozent der Bevölkerung unter 30 Jahre alt sei: „Das ist ein Reichtum“, betonte er. „Diese Zahl zeigt uns, dass man in erster Linie in die Bildung, in die Familie und in die Schulen investieren muss. Eine Bildung, die Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt stellt und ihre Würde fördert.“

„Der Enthusiasmus, die Frische, der Blick in die Zukunft, der Mut und der Einfallsreichtum, die für die Jugend typisch sind, bilden zusammen mit der Erfahrung und der Weisheit der Älteren eine vorteilhafte Mischung aus Wissen und großzügigen Impulsen für die Zukunft“, betonte er.

In diesem Sinne rief er dazu auf, „Kinder und Großeltern“ zusammenzubringen und betonte, dass diese Begegnung „Weisheit hervorruft“.

Er betonte auch, dass „die katholische Kirche, ihre Soziallehre, ihre Einrichtungen der Hilfe und der Nächstenliebe für die Armen, einschließlich der Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen, im Dienste aller stehen und eine wertvolle Ressource darstellen, die uns erlaubt, mit hoffnungsvollen Augen in die Zukunft zu blicken“.

„Wenn wir uns Ihre jüngste Vergangenheit und das bisher Erreichte ansehen, haben wir Grund zu der Zuversicht, dass Ihre Nation auch in der Lage sein wird, die Schwierigkeiten und Probleme der Gegenwart mit Klugheit und Kreativität zu bewältigen“, sagte er.

Abschließend vertraute er alle Einwohner von Osttimor „dem Schutz der Unbefleckten Empfängnis an, Ihrer himmlischen Patronin, die Sie unter dem Titel Virgem de Aitara anrufen“.

„Möge sie Sie immer begleiten und Ihnen bei ihrer Mission helfen, ein freies, demokratisches und geeintes Land aufzubauen, in dem sich niemand ausgeschlossen fühlt und in dem alle in Frieden und Würde leben können“, so der Papst abschließend.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von ACI Prensa, der spanischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.

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