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Philosoph Seifert: Definition des Hirntods ist „ungeheure Verfehlung“ gegen hippokratischen Eid

Prof. Dr. Josef Seifert

Der Philosoph und Lebensrechtler Josef Seifert hat erklärt, warum die heutige medizinische Definition des Hirntods keine adäquate Antwort auf die Frage nach dem wirklichen Tod des Menschen sei. Seifert, der langjährige Rektor der Internationalen Akademie für Philosophie in Liechtenstein, sprach über das Thema Hirntod in einem Vortrag beim katholischen Forum St. Georg.

Für ihn stehe die Seele im Mittelpunkt des Menschseins, die nicht auf die Funktionen des Gehirns reduziert werden kann, betonte Seifert. „Die menschliche Seele ist von solcher Bedeutung, dass sie alle, nicht nur die Materie des Leibes, sondern das ganze Universum unendlich übertrifft an Wert.“

Die Einführung des Hirntodkonzepts im Jahr 1968 erfolgte nach Seifert nicht aus wissenschaftlichen, sondern aus pragmatischen Gründen. Ein Bericht der Harvard Medical School führte das Hirntodkonzept ein, das einen grundlegenden Wandel in der Definition des Todes bedeutete. Neben den traditionellen Kriterien des Herz- und Atemstillstands wurde nun der irreversible Ausfall aller Hirnfunktionen als neues Todeskriterium vorgeschlagen.

„Niemand ist deshalb tot, weil ich sein Herz brauche“, erklärte Seifert und kritisierte entsprechend, dass dieser neue Todesbegriff vor allem dazu diene, Organe zu entnehmen, ohne als Mörder angesehen zu werden. Diese Herangehensweise sei zutiefst problematisch und ignoriere grundlegende Fragen nach dem Wesen des Lebens.

Es habe dokumentierte medizinische Fälle gegeben, die Zweifel an der Zuverlässigkeit der Hirntoddiagnose aufkommen lassen. In einigen Fällen, etwa beim Locked-In-Syndrom, wurden Patienten zunächst fälschlicherweise für hirntot erklärt, obwohl sie bei Bewusstsein waren.

Zudem wurden in Deutschland mehrfach Fehler in der Hirntoddiagnostik festgestellt, die zu Organentnahmen führten. Auch die Irreversibilität des Hirnfunktionsverlusts ist nicht immer eindeutig, da reversible Ursachen wie Vergiftungen übersehen werden können.

Seifert führte mehrere philosophische Argumente an, um zu zeigen, dass der Mensch nicht auf den Körper und insbesondere nicht auf das Gehirn beschränkt sei: „Wenn unser Leben nur eine Wirkung von Gehirnvorgängen und von materiellen, chemischen und elektrischen Vorgängen abhängen würde, dann könnte nie diese Selbstbestimmung in der Freiheit existieren.“

Dies bedeute, dass die menschliche Freiheit und Selbstbestimmung Beweise für die Existenz einer immateriellen Seele seien, die unabhängig von physischen Prozessen funktioniere.

Als weiteres Beispiel nannte Seifert den so genannten Apnoe-Test, mit dem der Hirntod festgestellt wird. Dieser Test, bei dem die künstliche Beatmung für etwa zehn Minuten unterbrochen wird, um zu prüfen, ob der Patient noch selbstständig atmen kann, sei nicht nur gefährlich, sondern potenziell tödlich: „Um zu sehen, ob er tot ist, töte ich ihn.“

Dieser Test riskiere das Leben des Patienten und verstoße gegen grundlegende medizinische Ethik, so Seifert. Der Apnoe-Test sei eine Absurdität, die nicht nur philosophisch, sondern auch medizinisch abzulehnen sei.

Beim Apnoe-Test wird der Beatmungsschlauch für 4 bis 10 Minuten entfernt, während Sauerstoff über eine Luftröhrenkanüle zugeführt wird. Ein Anstieg des pCO₂-Wertes auf über 60 mmHg sollte bei intakter Hirnstammfunktion eine Spontanatmung auslösen. Das Ausbleiben einer Atmung bestätigt den Hirntod. Wegen der Risiken wird der Test nur unter strengen Auflagen und von Fachärzten durchgeführt.

Eine der zentralen Thesen Seiferts lautet, dass der Hirntod nicht als tatsächlicher Tod des Menschen angesehen werden kann. Er verwies darauf, dass viele integrative Lebensfunktionen im Körper eines Hirntoten weiter bestehen: „Viele Verteidiger des Hirntod-Konzepts erkennen das an und sagen: ja, sie leben schon noch. Natürlich, ihr Herz schlägt noch, ihre Lungenfunktion besteht noch. Sie können Wunden heilen, der Körper kann noch Infektionen bekämpfen.“

Aus diesen Gründen sei es grotesk zu behaupten, dass der Hirntote nur eine „völlig diskoordinierte Einheit von Organen“ darstelle.

Seifert hob besonders die philosophische Dimension der Seele hervor und verwies auf bedeutende Denker wie Aristoteles und Thomas von Aquin. Beide hätten erkannt, dass die Seele eine eigenständige Substanz sei, die den Körper belebe und nicht nur eine Funktion des Gehirns oder des Körpers darstelle.

„Aristoteles und Thomas von Aquin haben drei Seelen unterschieden: die Pflanzenseele, die Tierseele und die menschliche Geistseele“, erläuterte Seifert. Der Mensch besitze eine „vernünftige Natur und Erkenntnis“ und sei daher nicht auf seine körperlichen Prozesse reduzierbar.

Für Seifert sind die Folgerungen aus dieser Erkenntnis für die Organtransplantation klar: Die Entnahme lebenswichtiger Organe bei Hirntoten sei moralisch nicht vertretbar, da diese Menschen noch lebten.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Er kritisierte, dass der Wert des menschlichen Lebens immer mehr relativiert werde, insbesondere in Fällen, in denen sich ein Patient nicht mehr bewusst äußern könne.

„Die Qualität des Lebens dieses Menschen ist so elend, dass man ihm ruhig die Organe herausschneiden kann, weil er nicht mehr viel verliert“, formulierte Seifert die Argumentation der Verteidiger des Hirntod-Konzepts, um sie als ethisch fragwürdig zu entlarven.

Zum Abschluss seines Vortrags appellierte Seifert an die Medizinethik und das Verständnis des menschlichen Lebens. Die Organentnahme bei Hirntoten sei eine Praxis, die dringend überdacht werden müsse, sowohl aus philosophischen als auch aus ethischen Gründen. Er warnte davor, den Menschen nur als Mittel zum Zweck zu sehen und ihm seine grundlegende Würde abzusprechen.

„Ich denke, dass in dieser Definition des Hirntods und in der ganzen Art, wie man Menschen als Organspender ansieht, eine ungeheure Verfehlung gegen den hippokratischen Eid vorliegt“, schloss Seifert.

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