Redaktion, 15 November, 2024 / 7:00 AM
Der für die in Österreich lebenden ostkirchlichen Katholiken zuständige Generalvikar Yuriy Kolasa hat am Donnerstag betont, die katholischen Ostkirchen seien „berufen, als Vermittler der Wahrheit zu handeln“. Konkret gehe es darum, „die Wahrheit des Ostens dem Westen und die Wahrheit des Westens dem Osten zu vermitteln“, denn die katholischen Ostkirchen befänden sich am Schnittpunkt „der westlichen lateinischen christlichen Welt und der östlichen orthodoxen und altorientalischen christlichen Welt“.
Kolasa – selbst ein Priester der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche – äußerte sich in einem Grußwort zu Beginn einer Veranstaltung an der Universität Wien mit dem Thema „Der Ort der katholischen Ostkirchen in der Communio Ecclesiarum und ihre Beziehungen zur römisch-katholischen Kirche unter dem Blickwinkel des Dialogs mit der Orthodoxie“. Die Konferenz dauert noch bis Freitagnachmittag an und steht in einer Reihe mit weiteren hochkarätigen akademischen Tagungen zu ostkirchlichen Themen in den letzten Jahren.
Mit Blick auf die Ökumene führte Kolasa aus: „Die einzigartige Position der katholischen Ostkirchen bringt sie oft in eine besondere und manchmal missverstandene Rolle. Anstatt als Vermittler anerkannt zu werden, werden wir von unseren Brüdern im lateinischen Ritus und den orthodoxen oder orientalischen Kirchen häufig als Hindernis wahrgenommen, da sie uns durch eine Brille sehen, die durch historische, theologische und kulturelle Unterschiede geprägt ist.“
Vor diesem Hintergrund sei man entschlossen, „als eine Gemeinschaft zu dienen, in der Menschen dem lebendigen Christus begegnen können, und eine echte Erfahrung des Glaubens und der Gemeinschaft zu fördern“.
„Der Diskurs über die katholischen Ostkirchen beschränkt sich oft auf den Rahmen der institutionellen Terminologie und der kirchlichen Kategorisierung“, so Kolasa. „Wir haben beschlossen, über diese langwierigen Diskussionen hinauszugehen und uns stattdessen auf eine tiefe Erfahrung der Begegnung mit dem lebendigen Christus für unsere Gläubigen zu konzentrieren. So versuchen wir, Zeugnis von dieser verwandelnden Begegnung zu geben, indem wir ihre Präsenz in unserer Gemeinschaft und darüber hinaus verkörpern und widerspiegeln.“
In der Praxis bedeute dies etwa bei Begegnungen mit Katholiken des westlichen lateinischen Ritus, nicht zu versuchen, „meine katholische Identität zu beweisen“. Umgekehrt gehe es bei Begegnungen „mit meinen orthodoxen oder orientalischen Brüdern“ nicht darum, „sie von meiner Übereinstimmung mit ihren liturgischen und theologischen Traditionen zu überzeugen“.
„Vielmehr möchte ich meine Erfahrung der Begegnung mit Christus weitergeben – eine Begegnung, die sich durch die Heilige Schrift, die Schriften der Kirchenväter, das reiche liturgische Erbe und die Sakramente in der Kirche entfaltet, in der ich getauft wurde, der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche“, unterstrich der Generalvikar für die ostkirchlichen Katholiken in Österreich. „Diese Begegnung verändert nicht nur meinen eigenen geistlichen Weg, sondern auch das Leben meiner Familie, meiner Frau und meiner Kinder sowie der Gläubigen, denen ich diene, zutiefst.“
„Auf diese Weise bin ich in der Lage, Vorurteile und mögliche Ablehnung zu überwinden und einen Dialog auf einer grundlegend anderen und sinnvolleren Ebene in Gang zu setzen, wodurch wir der Erfüllung unseres Auftrags näher kommen“, zeigte sich Kolasa überzeugt.
Das Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, wandte sich in einem Grußwort ebenfalls an die Konferenzteilnehmer in Wien. Dabei betonte er einige Punkte, von denen er glaube, dass es wichtig sei, sich darauf zu konzentrieren.
So erwähnte er etwa die Tatsache, „dass im jüngsten Annuario Pontificio 2024 einer der Titel des Bischofs von Rom, der seit dem Pontifikat von Papst Benedikt XVI. weggefallen war, nämlich Patriarch des Abendlandes, wieder eingeführt wurde“.
Außerdem ging Schewtschuk kurz auf das 1.700-jährige Jubiläum des Konzils von Nizäa ein, dass im Jahr 2025 begangen wird. „Bei der Analyse dieses Konzils empfehle ich Ihnen dringend, sich auf die Frage der einheitlichen Feier des Osterfestes in der gesamten christlichen Welt zu konzentrieren“, erklärte der Großerzbischof. „Wenn die orthodoxen und katholischen Christen Ostern am selben Tag feiern würden, wäre dies ein hervorragender Schritt auf dem Weg zur Gemeinschaft und Einheit der gesamten Kirche.“
Schließlich erwähnte Schewtschuk noch zwei in diesem Jahr veröffentlichte Dokumente, nämlich das vatikanische Studiendokument über den Primat des Papstes sowie das Abschlussdokument der Weltsynode zur Synodalität.
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