Redaktion, 17 Juni, 2025 / 2:15 PM
Aus einem dem berühmten Zisterzienserstift Heiligenkreuz in Österreich zugestellten Schreiben geht hervor, dass der Vatikan den „Leitungsstil“ prüfen will, aber auch den Umgang „mit Vorwürfen von Missbrauch oder anderen schwerwiegenden Verfehlungen“.
Am Sonntag hatte das Stift mitgeteilt, dass eine Apostolische Visitation anstehe, war aber nicht weiter auf die Hintergründe eingegangen. Der britische Journalist Damian Thompson veröffentlichte am Montag via X eine Kopie des Schreibens, das vom Dikasterium für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens an das Kloster ging.
Als Visitatoren beauftragt sind zum einen Abtprimas Jeremias Schröder OSB und zum anderen Schwester Christine Rod MC. Abtprimas Jeremias ist ein deutscher Mönch aus Sankt Ottilien, der seit fast einem Jahr mit Sitz in Rom für die Benediktiner in aller Welt zuständig ist. Rod, die der Gemeinschaft der Missionarinnen Christi angehört, stammt aus Österreich und ist auf Bildern im Internet grundsätzlich in Zivilkleidung zu sehen.
In einem Schreiben an Abt Maximilian Heim OCist von Heiligenkreuz sowie an die gesamte Mönchsgemeinschaft erklärte das vatikanische Dikasterium, man habe „einige Hinweise“ zu „Leitung und Verwaltung“ des Klosters erhalten. Details wurden nicht erwähnt.
Stattdessen schrieb der Vatikan: „Um sich ein genaues Bild über die Situation des monastischen Lebens und von der Leitung Ihrer Abtei zu verschaffen, hat der Heilige Stuhl beschlossen, eine Apostolische Visitation ad inquirendum et referendum einzuleiten.“
In einem beigefügten Dekret hieß es: „Die Apostolischen Visitatoren sind beauftragt, den Leitungsstil der Abtei in seiner Gesamtheit sowie das persönliche Führungsverhalten des Abtes eingehend zu prüfen. Dabei richtet sich das Augenmerk insbesondere auf die Beachtung und konsequente Umsetzung des geltenden kirchlichen und ordenseigenen Rechts.“
„Zugleich wird geprüft, in welchem Maß geistliche Autorität in verantwortungsbewusstes und dienendes Handeln umgesetzt wird und wie innerhalb der Gemeinschaft mit Kritik, Anregungen und Rückmeldungen umgegangen wird, insbesondere im Hinblick auf Offenheit, Dialogfähigkeit und konstruktive Konfliktkultur“, so der Vatikan.
„Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Frage, wie mit Vorwürfen von Missbrauch oder anderen schwerwiegenden Verfehlungen verfahren wird“, erklärte das Dikasterium im Dekret. „Die Visitatoren untersuchen, ob entsprechende Hinweise ernst genommen, ordnungsgemäß bearbeitet und geeignete Maßnahmen ergriffen werden. Auch die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der internen Abläufe finden hierbei Beachtung.“
Am Sonntag teilten die Mönche mit Blick auf die anstehende Visitation mit, als Kloster, „das seit fast 9 Jahrhunderten existiert und dem gerade in den letzten Jahrzehnten viele Berufungen geschenkt wurden, das aber auch vor vielen neuen Aufgaben und Herausforderungen steht, sehen wir darin eine Hilfe zur Erneuerung und zum Wachstum, um der Kirche von heute noch besser dienen zu können“.
Das Stift Heiligenkreuz geht zurück auf das Jahr 1133. Seither besteht das Kloster ohne Unterbrechung fort. Papst Benedikt XVI. besuchte Heiligenkreuz im Jahr 2007, als er einige Tage in Österreich verbrachte. Die mit dem Stift verbundene Hochschule trägt den Namen dieses Papstes.
Vor inzwischen rund 15 Jahren wurde Heiligenkreuz zudem einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, als eine CD mit gregorianischem Choral unerwartet große Erfolge feierte.
Die Hochschule Heiligenkreuz gilt als eine konservative Alternative zu den theologischen Fakultäten an staatlichen Universitäten im deutschsprachigen Raum. In den letzten Jahren und Jahrzehnten expandierte die Einrichtung deutlich. Neben dem Magistergrad können Studenten auch ein Lizentiat erwerben, eine Lehrbefähigung an kirchlichen Hochschulen. Die Möglichkeit, zu promovieren, gibt es derzeit noch nicht.
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