Redaktion, 01 Juli, 2025 / 1:00 AM
Der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen Antisemitismus, Felix Klein, hat seine Kritik an der bevorstehenden Heiligsprechung von Carlo Acutis relativiert. „Meine Kritik bezieht sich nicht auf das eigentlich Wirken von Carlo Acutis”, erklärte er auf Nachfrage gegenüber CNA Deutsch.
Allerdings kritisierte er weiterhin eine in seinen Worten „mangelnde Kontextualisierung und Historisierung“ des Geschehens im Heiligsprechungsverfahren. Einzelne eucharistische Wunder seien mit sogenannten Bluthostienlegenden verbunden. Im Anschluss an Hostienfrevel seien Juden als „Gottesfeinde“ stilisiert und kollektive Gewalt gegen sie legitimiert worden.
Gegenüber CNA Deutsch räumte Klein ein, dass es im Mittelalter auch kirchliche wie weltliche Stimmen gegen solche Verdächtigungen gab. Das sei richtig und wichtig, ändere aber nichts an der Tragik der historischen Realität.
Der Antisemitismus-Beauftragte versuchte trotz Nachfrage nicht zu begründen, warum die eucharistischen Wunder selbst – wie behauptet – „zur Ermordung von Juden geführt haben“. Ein eucharistisches Wunder besteht in der wahrnehmbaren und unerklärlichen Veränderung einer Hostie. Bildeten die eigentlichen Wunder oder vielmehr hetzerisch verbreitete Gerüchte die Ursache für Ausschreitungen und Progromstimmungen?
Kaiser Friedrich II. (gestorben 1250) und mehrfach Papst Innozenz IV. (gestorben 1254) wandten sich damals öffentlich gegen derartige Ausschreitungen. Der Papst schrieb an die deutschen Bischöfe: „Wegen solcher und anderer Erfindungen erregt man sich über die Juden, beraubt sie ihrer Güter, ohne Anklage, ohne Geständnis, gegen Gottes Gerechtigkeit, und zwingt sie, ihre Wohnsitze, die sie und ihre Vorfahren seit unvordenklichen Zeiten bewohnen, elendiglich zu verlassen.“
Klein hatte das Verzeichnis eucharistischer Wunder kritisiert, das Acutis bis zu seinem frühen Tod als 15-Jähriger erstellt hatte und das gegenwärtig von der „Gesellschaft der Freunde von Carlo Acutis“ in Mailand mehrsprachig veröffentlicht wird. Unter den darin aufgeführten mehr als hundert eucharistischen Wundern in 20 Ländern befänden sich auch zwei Ereignisse, die in den Jahren 1290 in Paris und 1370 in Brüssel zu gewalttätigen Ausschreitungen gegenüber Juden geführt hätten, so Klein.
In dem erwähnten Verzeichnis wird über die damaligen Versuche berichtet, geweihte Hostien zu vernichten. Nachdem „von Ungläubigen“ auf die entwendeten Hostien eingestochen worden sei, hätten die Oblaten begonnen zu bluten. Gewalttätige Ausschreitungen gegenüber Juden werden in beiden Berichten nicht erwähnt. Klein verlangte in dem ursprünglichen Interview, dass dies „von den Verantwortlichen in der katholischen Kirche nicht erst auf Nachfrage besprochen und aufgearbeitet wird“.
Papst Leo XIV. wird Carlo Acutis am 7. September heiligsprechen. Auch die Heiligsprechung von Pier Giorgio Frassati erfolgt an diesem Tag. Die ursprünglich für Ende April angesetzte Heiligsprechung von Acutis musste verschoben werden, nachdem Papst Franziskus wenige Tage zuvor gestorben war.
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