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Existenz bedroht: Domspatzen und andere Knabenchören schlagen Alarm

Die Domspatzen im Dom St. Peter zu Regensburg

Die berühmten deutschen Knabenchöre fürchten um ihre Existenz, wenn Gesangsunterricht, Proben und Konzerte wegen des Corona-Shutdowns noch länger ausfallen.

Davor warnen die Chorleiter und Manager der bekanntesten Knabenchöre Deutschlands.

Sie fordern dringend klare Rahmenbedingungen und einen Zeitplan für die Wiederaufnahme des Probe- und Konzertbetriebs.

Die Corona-Pandemie trifft Deutschlands Knabenchöre hart. Schon in normalen Zeiten belegen die traditionsreichen Ensembles eine kleine, aber feine Nische innerhalb der Klassikbranche. Jetzt in der Krise zeigt sich deutlich, wie zerbrechlich dieses jahrhundertealte Kulturgut ist. Chorleiter und Manager von fünf der bedeutendsten und bekanntesten Knabenchöre Deutschlands warnen vor den existenzbedrohenden Folgen für ihre Ensembles. Sie unterstützen selbstverständlich ein verantwortungsvolles Krisenmanagement der politisch Verantwortlichen, wünschen sich aber nun dringend klare Rahmenbedingungen und einen Zeitplan für die Wiederaufnahme des Probe- und Konzertbetriebs, selbstverständlich unter den notwendigen Corona-Vorsichtsmaßnahmen.

Wie alle Künstler und Konzertveranstalter haben die Knabenchöre auf unabsehbare Zeit ihre konzertanten Auftrittsmöglichkeiten verloren. Diese Zeit überbrücken sie bisher mit viel Kreativität, die aber online an ihre Grenzen kommt, warnt der Appell. Die Knabenchöre kämpften daher auch mit großen finanziellen Einbußen, die, wenn sich die Situation nicht verändert, existenzbedrohend für den Fortbestand der Chöre sind.

Viele Knabenchöre gehören zu den Spitzenensembles der Klassikbranche. Sie musizieren auf Profi-Niveau wie Rundfunk- oder Opernchöre. Doch Knabenchöre erneuern sich durch den Stimmbruch ihrer Mitglieder und den Austritt der Sänger aus dem Chor mit Abschluss der Schulausbildung beständig. In einem Knabenchor werden im Gegensatz zu einem gemischten Kinder- oder Jugendchor die Sopran- und Altstimmen ausschließlich von Jungen gesungen. Nach dem Stimmbruch wechseln die Sänger häufig in das Tenor- und Bassfach oder scheiden aus dem Chor aus. Gerade diese Besonderheiten machen die Knabenchöre in der Corona-Krise besonders verwundbar.

Chorproben sind seit Mitte März nicht mehr möglich, und Online-Proben sind kein adäquater Ersatz, so die Betreiber. Auch wenn der Schulbetrieb langsam wieder aufgenommen wird, gibt es bisher keine politische Aussage oder Entscheidung darüber, wann Proben in kleinen Gruppen und oder gar mit dem ganzen Ensemble wieder möglich sein werden.

Diese lange Probenpause bedeutet für die Knabenchöre, dass sie nahezu vollständig neu wiederaufgebaut werden müssen. Erschwerend kommt hinzu, dass es in der aktuellen Situation durch Schulschließlungen und die allgemeine Ungewissheit kaum möglich ist, musikalischen Nachwuchs zu finden.

In Deutschland existieren derzeit etwa 30 Knabenchöre, die sowohl als städtische Eigenbetriebe, als Vereine, kirchliche Einrichtungen, GmbHs oder Anstalten des öffentlichen Rechts betrieben werden.

Die ältesten Knabenchöre in Deutschland wurden vor über 1.000 Jahren gegründet. Doch der monatelange Shutdown der klassischen Musikbranche bedroht ihre weit ins Mittelalter zurückreichende musikalische Tradition.

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