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Das Gebet von Papst Franziskus für die Opfer am Kirchplatz von Mossul im Wortlaut

Das Kreuz auf dem Kirchplatz in Mossul beim Besuch von Papst Franziskus

 

Gebet für die Kriegsopfer 

Hosh al-Bieaa (Kirchplatz) 

 

Einführende Worte des Papstes: 

Vor meinem Gebet für alle Kriegsopfer in dieser Stadt Mossul, im Irak und im gesamten Nahen  Osten möchte ich mit euch folgende Gedanken teilen:  

Wenn Gott der Gott des Lebens ist – und das ist er –, dann ist es uns nicht erlaubt, die Brüder und  Schwestern in seinem Namen zu töten.  

Wenn Gott der Gott des Friedens ist – und das ist er –, dann ist es uns nicht erlaubt, in seinem Namen  Krieg zu führen. 

Wenn Gott der Gott der Liebe ist – und das ist er –, dann dürfen wir die Brüder und Schwestern nicht hassen. 

Lasst uns nun gemeinsam für alle Opfer des Krieges beten, dass der allmächtige Gott ihnen ewiges  Leben und nie endenden Frieden schenke und sie liebevoll in seine Arme nehme. Wir wollen auch für uns  alle beten, dass wir über die religiösen Bekenntnisse hinweg in Harmonie und Frieden leben können, in  dem Bewusstsein, dass wir in den Augen Gottes alle Brüder und Schwestern sind. 

Gebet 

Höchster Gott, Herr über die Zeit und über die Geschichte, du hast die Welt aus Liebe erschaffen  und du hörst nie auf, deinen Segen über deine Geschöpfe auszugießen. Jenseits des Ozeans von Leid und  Tod, jenseits der Versuchungen von Gewalt, Ungerechtigkeit und ungerechtem Gewinn, begleitest du deine  Söhne und Töchter mit der zärtlichen Liebe eines Vaters. 

Wir Menschen aber sind undankbar gegenüber deinen Gaben. Von unseren Sorgen und allzu  irdischen Ambitionen abgelenkt, haben wir deine Pläne des Friedens und der Harmonie nicht immer  erkannt. Wir haben uns in uns selbst und in unseren Eigeninteressen verschlossen. Dir und unseren  Mitmenschen gegenüber gleichgültig, haben wir die Türen zum Frieden verriegelt. Damit wiederholt sich,  was dem Propheten Jona über Ninive gesagt wurde: Die Schlechtigkeit der Menschen ist zum Himmel  hinaufgedrungen (vgl. Jona 1,2). Wir haben unsere Hände nicht in Reinheit zum Himmel erhoben (vgl.  1 Tim 2,8), sondern von der Erde ist wieder einmal der Schrei unschuldigen Blutes aufgestiegen (vgl. Gen  4,10). Die Bewohner von Ninive hörten, wie es in der Geschichte von Jona heißt, auf die Stimme deines  Propheten und fanden Rettung in der Umkehr. Wenn wir dir, Herr, nun die vielen Opfer des Hasses unter  den Menschen anvertrauen, bitten auch wir dich um Vergebung und erflehen die Gnade der Umkehr: 

Kyrie eleison! Kyrie eleison! Kyrie eleison! 

[kurze Stille]

Herr, unser Gott, in dieser Stadt bezeugen zwei Symbole die immerwährende Sehnsucht der  Menschheit, sich dir zu nähern: die Al-Nuri-Moschee mit ihrem Al-Hadba-Minarett und die Kirche Unserer  Lieben Frau von der Uhr. Diese Uhr erinnert alle Vorübergehenden seit mehr als hundert Jahren daran, dass  das Leben kurz und die Zeit kostbar ist. Lehre uns verstehen, dass du uns deinen Plan der Liebe, des  Friedens und der Versöhnung anvertraut hast, damit wir ihn in der Zeit, in der kurzen Spanne unseres  irdischen Lebens verwirklichen können. Lass uns verstehen, dass es nur dann möglich sein wird, diese Stadt  und dieses Land wiederaufzubauen und die vom Schmerz zerrissenen Herzen zu heilen, wenn wir deinen  Plan der Liebe ohne Umschweife in die Tat umsetzen. Hilf uns, unsere Zeit nicht allein mit unseren egoistischen Interessen zu verbringen, die wir als Einzelne oder als Gruppe verfolgen, sondern im Dienst  deines Plans der Liebe. Und wenn wir in die Irre gehen, dann lass uns auf die Stimme der wahren  Gottesmänner hören und rechtzeitig in uns gehen, damit wir nicht wieder von Zerstörung und Tod  überwältigt werden. 

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Für diejenigen, deren irdisches Leben durch die gewaltsame Hand ihrer Brüder und Schwestern  verkürzt wurde, flehen wir um dein Erbarmen: 

Requiem æternam dona eis, Domine, et lux perpetua luceat eis. 

Requiescant in pace. Amen.

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