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Bischof: Sanktionen sind Syriens "neuer Kreuzweg"

Ein Mann fährt durch zerstörte Häuserzeilen in Aleppo (Syrien).

Der maronitische Erzbischof der syrischen Hauptstadt Damaskus, Samir Nassar, hat die internationalen Sanktionen gegen sein Land scharf kritisiert, da „sie Syrien lähmen und die Menschen in bittere Armut stürzen“.

In einer Erklärung, die dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) vorliegt, schreibt Nassar: „Gesetze, die Staaten und Menschen bestrafen, die es wagen, Hilfe nach Syrien zu schicken, vervielfachen die Engpässe.“
  
Der Erzbischof nannte die Sanktionen und den wirtschaftlichen Zusammenbruch des wichtigsten Handelspartners Libanon als zwei Hauptursachen für das Hochschnellen der Lebensmittelpreise. Vor dem Ausbruch des Krieges habe ein zwei Kilogramm schwerer Laib Brot etwa 15 Syrische Pfund gekostet. Heute müssten Käufer rund 100 bis 500 Syrische Pfund hinlegen – und bekämen dafür nur ein Kilo Brot.
 
Im Februar 2020 hat sie syrische Regierung Lebensmittelkarten, sogenannte „Smart Cards“, eingeführt. Familien können damit festgelegte Rationen Brot, Reis, Tee und andere Grundnahrungsmittel kaufen. Da diese subventionierten Lebensmittel sehr begehrt sind, müssen die Menschen oft mehrere Stunden in langen Schlangen vor den Geschäften anstehen. „Sie gehen frühmorgens aus dem Haus, um einen Platz in der Schlange vor Bäckereien, Lebensmittelläden oder Tankstellen zu bekommen“, erklärte Nassar. Diese teilweise chaotische Szenerie sei der Ort, „an dem die Leute Geduld lernen … und ihre Wut kontrollieren …. Aber vor allem ist es der Ort, an dem sie diesen neuen Kreuzweg durchleben können.“
 
Laut Erzbischof Nassar müsse die internationale Gemeinschaft ihren Teil der Verantwortung für die derzeitige Situation übernehmen. Die Wirtschaftskrise und grassierende Armut führe dazu, dass die Menschen die Folgen des zehn Jahre andauernden Kriegs nicht hinter sich lassen könnten. Nach Angaben des UN-Sondergesandten für Syrien und der Arabischen Liga sind bisher rund 400 000 Menschen ums Leben gekommen sind.
 
„Kirche in Not“ setzt sich seit Langem für Erleichterungen bei humanitären Hilfen für Syrien ein. „Es ist unsere Pflicht, der leidenden Zivilbevölkerung in Syrien zu helfen. Besonders die christliche Minderheit droht zu verschwinden. In ihrem Namen bitte ich die Vereinigten Staaten und die EU, den bestehenden internationalen Rechtsrahmen umzusetzen, der humanitäre Ausnahmen von dem Embargo zulässt“, erklärt der Geschäftsführende Präsident von „Kirche in Not“ (ACN) International, Thomas Heine-Geldern in einem im März veröffentlichten Appell. Aktuell könnten selbst die Ausnahmen von den Sanktionen nicht voll ausgeschöpft werden, zum Beispiel bei Geldüberweisungen oder der Einfuhr humanitärer Güter.
 
Seit Ausbruch des Syrienkriegs im Jahr 2011 hat das Hilfswerk rund 1000 Projekte im Umfang von über 42 Millionen Euro unterstützt. Dazu zählen unter anderem Lebensmittelpakete, Medikamentenhilfen, Milchrationen für Babys und Kleinkinder, Zuschüsse für Mieten, Strom und Heizung ebenso wie der Wiederaufbau kirchlicher Gebäude und die pastorale Arbeit von Priestern und Ordensleuten.

Die Organisation arbeitet eng mit den verschiedenen katholischen und orthodoxen Kirchen im Land zusammen, die vielerorts Anlaufstellen für die notleidende Bevölkerung sind.

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